HEDERSDORF — Es war Markus Söders erster offizieller Auftritt als Ministerpräsident im PZ-Verbreitungsgebiet: Im Festzelt der Hedersdorfer Feuerwehr, die am Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert hat, appellierte er vor allem ans bayerische Wir-Gefühl.
„Ich bin der Markus, und da bin ich daheim“: Wer die Markus-Söder-Biografie der Journalisten Roman Deininger und Uwe Ritzer gelesen hat, weiß, dass dieser Satz einen festen Platz im Repertoire des neuen Ministerpräsidenten hat. Söder sagt ihn auch in Hedersdorf. Und daheim ist er hier tatsächlich – mit nur ein paar Sätzen hat er das Bierzelt für sich gewonnen. Das funktioniert erstaunlich einfach: Söder schlägt ein Gedankenexperiment vor. Wie wäre es, wenn dieses Zelt in Großbritannien stünde, irgendwo südlich von London? Schlechte Stimmung würde dann vermutlich herrschen, zu groß wäre die Angst vor dem Brexit-Chaos.
Bayern: „Leistungsherz Deutschlands“
Und in Katalonien mit seiner Unabhängigkeitsbewegung? Da wären die Ehrengäste wohl aus dem Gefängnis zugeschaltet, meint der Ministerpräsident. Nein, dann sind wir doch lieber in Bayern, dem „Leistungsherz“ Deutschlands.
Wir und die anderen, dieses Spiel kann man auch innerdeutsch spielen. Bayern, sagt der CSU-Regierungschef, sei kein Bundesland, sondern ein Lebensgefühl.
Hier sei es kein Widerspruch, am Sonntag in die Kirche zu gehen und am Montag zu künstlicher Intelligenz zu forschen. In Berlin hingegen, um nur ein Gegenbeispiel zu nennen, da sitzen nicht nur jene Politiker, die monatelang keine neue Regierung auf die Reihe gebracht haben, da gibt es auch „No-Go-Areas“, die von Clans und Banden beherrscht werden.
Söder betont an diesem Abend mehrfach, dass es ihm nicht um Ausgrenzung gehe, dass sein Bayern „weltoffen und tolerant“ sei und seine Botschaft nicht „Bayern first“ laute, aber er redet trotzdem weniger über ein Miteinander als über einen Staat, der hart durchgreift. Mehr Richter, mehr Polizei, mehr Grenzkontrollen, mehr Abschiebehaftplätze. Und was Bayern nicht ist, ist auch klar: Der Islam habe dieses Land nicht geprägt, sagt Söder, sondern die christliche Kultur.
Freistaat investiert in Integration
Immer wieder kommt er in seiner Rede auf das Thema Zuwanderung zu sprechen. Viel Beifall gibt es für diesen Satz: „Wer bei uns leben will, muss sich an unsere Wertordnung und Sitten anpassen.“ Auch hier macht Söder Gegensätze auf. Der Freistaat gebe viel Geld für Integration aus, sagt er, „aber wir dürfen die einheimische Bevölkerung dabei nicht vergessen“.
Mitunter schleicht sich ein wenig Trotz in die Worte des Mannes, der bei der Landtagswahl im Herbst im Stimmkreis Nürnberg-Ost und damit auch in Schwaig und Rückersdorf als Direktkandidat antritt. Ein gutes Beispiel ist die „Kreuzdiskussion“ (Söder). Er sei darüber überrascht, sagt er. „Natürlich“ sei das Kreuz, das nach seinem Wunsch künftig in allen Amtsstuben hängen soll, ein religiöses Zeichen. Aber Söder begreift es auch als Symbol für das von ihm beschworene Wir-Gefühl.
Schließlich stehe „Ehrfurcht vor Gott“ in der bayerischen Verfassung. Auch bei der geplanten Änderung des Polizeiaufgabengesetzes kein Zurückrudern. Lasse man die Polizei der technischen Entwicklung weiter hinterherlaufen, „dann mit dem Ergebnis, dass es irgendwann Opfer geben wird“. Er garantiere, „dass es bei uns kein Übermaß gibt“.
Was das Abschneiden der CSU bei der Wahl angeht, verspricht der Ministerpräsident keine Prozentzahl, „aber hundert Prozent Einsatz für dieses Land“. Dass er dabei einen vollen Terminkalender nicht scheut, hat er mit seinem Auftritt in Hedersdorf bewiesen. Die Jubelwehr hatte ihn vor rund drei Jahren als Redner angefragt, die Schnaittacher CSU-Vorsitzende Karin Müller stellte den Kontakt her. Als Söder zusagte, war er noch Minister. Trotz neuem Amt hielt er Wort. Für die Feuerwehr hatte er ein Geschenk mitgebracht: ein Fahnenband.
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Und hier ist die Bildergalerie vom Festzug durch Hedersdorf.