NÜRNBERGER LAND – Die Metropolregion war einst eine Radsport-Hochburg, aber das ist lange vorbei. Warum eigentlich? Eine Spurensuche.
Gerade mal eine Woche ist es her, da flitzte die mittelfränkische Rennrad-Elite durch die engen Gassen der Altdorfer Altstadt. Allerdings war auch dort mal wieder nur allzu deutlich zu sehen, woran der Radsport aktuell krankt. So musste das Hauptrennen der Männer, eigentlich das Highlight des alljährlichen Kirchweih-Kriteriums wegen geringer Teilnehmerzahl auf 30 „Temporunden“ reduziert werden. Schade.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass der Radsport hierzulande boomte. Jahrzehntelang war gerade der Großraum Nürnberg eine echte Radsporthochburg.
Wenige Rennen haben überlebt
Vor allem der RC Herpersdorf und die RSG Nürnberg erkämpften mit ihren Sportlern viele große Siege und Deutsche Meistertitel in Serie. Ebenso umfangreich war von den Nachkriegsjahren bis in die 1990er-Jahre auch stets der fränkische Rennkalender.
Neben den gut besuchten regelmäßigen Rennen auf der Nürnberger Radrennbahn gab es in Mittelfranken von April bis September stets eine Vielzahl an Straßenrennen, Kriterien und Rundstreckenrennen.
Die treuen älteren Radsportfans erinnern sich mit Wehmut an die zahlreichen Veranstaltungen in Nürnberg, Herpersdorf, Katzwang, Schwabach, Fürth/Cadolzburg, Lauf, Herzogenaurach, Weißenburg, Erlangen und vor allem auch an den Klassiker „Rund um die Nürnberger Altstadt“, der nach 2015 in Verbindung mit der ebenfalls nicht mehr durchgeführten Bayern-Rundfahrt endgültig aus dem Rennkalender verschwand.
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Überlebt hat nur das traditionelle Rundstrecken-Rennen in Ansbach, das man inzwischen allerdings ins Industriegebiet verbannt hat und das „Altdorfer Kirchweih-Kriterium“ (siehe Video), das der RC Herpersdorf zusammen mit dem Radl-Express Feucht noch immer alljährlich durchführt.
Drei grundlegende Probleme
Woran liegt es, dass es die vielen fränkischen Radrennen inzwischen nicht mehr gibt? Die Gründe hierfür sind zwar sehr vielfältig, doch insgesamt sind es vor allem drei Aspekte, die dazu führten. Rudolf Pühringer der langjährige 1. Vorsitzende des Tourenklubs Schwabach stellte fest: „Es fehlt den Radsport-Vereinen, die im Laufe der Jahre meist kleiner wurden, an freiwilligen Helfern und Mitarbeitern für die Organisation. Die meisten Vereinsmitglieder die viele Jahre mithalfen sind inzwischen zu alt oder bereits verstorben“.
Jan Puschmann vom RC Herpersdorf ergänzt: „Hinzu kommt, dass die Vorschriften und Auflagen der Behörden für Straßenrennen Jahr für Jahr umfangreicher wurden. Man braucht deshalb auch immer mehr Helfer. Das nächste große Problem sind die Strecken-Genehmigungen die auch immer schwerer zu bekommen sind“.
Kosten sind gestiegen
Bernd Hilpert, der 1. Vorsitzende des RSC Fürth, der viele Jahre den fränkischen Frühjahrs-Klassiker in Cadolzburg organisierte, fügt hinzu: „Durch die vermehrten und umfangreicheren Auflagen sind natürlich auch die Kosten für eine optimale Organisation und Durchführung in den letzten Jahren immens gestiegen. Kleine Vereine, die früher regelmäßig Rennen durchführten, können da heute nicht mehr mithalten und es sich einfach nicht mehr leisten einen Renntag zu veranstalten. Es sei denn, sie haben sehr großzügige Sponsoren, die allerdings heute kaum mehr zu finden sind“.
Wenig Beachtung
Dazu kommt nun ein weiterer negativer Trend, der sich in den letzten Jahren zunehmend verstärkt hat. Bei den wenigen noch durchgeführten Radrennen wird die Kulisse der Zuschauer immer bescheidener. Und das trotz meist sehr guter Besetzung und entsprechender Vorankündigung in der Presse.
Es gibt nicht mehr die vielen treuen und begeisterten Radsportfans wie früher und das Publikum ist durch die vielen TV-Berichte fast nur noch auf den populären Profisektor fixiert. Der Amateur-Radsport wird deshalb viel zu wenig beachtet und geschätzt.