UNTERFERRIEDEN – Eine lange Gästeliste wurde ausgeteilt zu Beginn der dritten „Burgthanner Dialoge“ im Haus der Musik, die darauf hindeutete, dass die Veranstaltung nicht nur kleine Mittelständler aus der Region anzieht. Interessierte aus Hamburg, München, Berlin, Dresden, oder Frankfurt waren zu Besuch oder als Referenten gekommen, um sich auf dem „kleinen, aber feinen“ Forum, so Bürgermeister Heinz Meyer, zu informieren, mit Gleichgesinnten auszutauschen und über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinauszublicken. „Tue Gutes und rede darüber“ hätte das Motto lauten können, was nicht abwertend zu verstehen ist, denn nur so kann von anderen gelernt werden und kann man anderen eigene wertvolle Erfahrungen mit auf den Weg geben. Das Motto lautete allerdings anders: „Zukunft des Handel(n)s – Fairplay in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport“.
Auch in diesem Jahr hat man wieder Personen eingeladen, die in der Gesellschaft an vorderster Stelle stehen, die in der Wirtschaft Erstaunliches leisten sowie in der Region verwurzelte Mittelständler. Neben all den Ehrengästen und Besuchern begrüßte Meyer besonders die Initiatorin und Moderatorin der Burgthanner Dialoge, die Wirtschaftsexpertin Dr. Alexandra Hildebrandt. Die stellte im folgenden die Referenten vor und erklärte, warum man diesen Nachhaltigkeits-Workshop ins Leben gerufen habe. In gewisser Weise sei die global geführte Debatte zu theoretisch geworden, fand sie, so dass man mit der Fortsetzung der Diskussion Menschen zu Wort kommen lassen wollte, die konkret Nachhaltigkeit lebten. Denn man könne nicht die Welt im Großen und sofort ändern, sondern nur einzelne Schritte machen, diese aber sofort tun und schauen, wo man Dinge anpacken und verbessern kann. Als Ehrengast stellte sie Dr. Rainer Koch vor, den Präsidenten des Bayerischen Fußballverbandes und DFB-Vizepräsidenten, der ein hervorragendes Beispiel für diese Haltung sei (Wir werden in unserer morgigen Ausgabe über den Vortrag des Referenten berichten).
Zukunft des Handeln
„Die Zukunft des Handel(n)s – was eine Kaffebohne, ein T-Shirt und einen Baum verbindet“ hieß das Referat, das Achim Lohrie, Direktor des Bereichs Corporate Responsibility der Tchibo GmbH, engagiert präsentierte. Erdverbundenheit sei ein Begriff, der gut zur Unternehmensphilosophie von Tchibo passe, ein Konzern, den er trotz seiner Größe als Mittelständler bezeichnete, weil er die klassischen Tugenden eines Familienbetriebs repräsentiere. Da die Firma nicht nur Kaffee, sondern auch Textilien und Möbel vertreibt und man den Nachhaltigkeitsgedanken aus Verantwortung immer stärker in den Vordergrund stellen wolle, hat man verschiedene Projekte entwickelt, die es möglich machen, erfolgreich zu wirtschaften und gleichzeitig die Ressourcen zu schonen, die Menschenrechte zu achten und Entwicklungshilfe zu leisten. Zusammen mit anderen Unternehmen werden Standards entwickelt, um Kleinbauern, die Kaffeebohnen anbauen, zu fördern, ebenso den Bio-Baumwolleanbau und eine nachhaltige Holzwirtschaft. Lohrie versicherte, dass in diesem Bereich noch sehr viel zu tun sei, doch es gebe bei seinem Unternehmen immer mehr Projekte, bei denen von konventionell auf nachhaltig umgestellt werde.
Dr. Sebastain Gradinger, der Geschäftsführer der Wöhrl-Akademie GmbH in Reichenschwand, referierte zum Thema „Was hat gesunder Menschenverstand mit Nachhaltigkeit zu tun?“ Bevor er dieser interessanten Frage nachging, stellte er seine Akademie als „Lerninsel“ für Mitarbeiter vor. Dort werden Mitarbeiter geschult und gefördert, wobei ein „alter neuer Ansatz“ im Mittelpunkt steht. Führungskräfte sollten wie früher wieder mehr Selbstreflexion, Authentizität, Bauchgefühl und emotionale Intelligenz beweisen. Manager mit einseitiger Bildung und Spezialisierung sollten nach Gradingers Meinung abgelöst werden durch Führungspersönlichkeiten, die sich aus sich selbst heraus entwickeln und mit mehr Selbstvertrauen entscheiden. „Damit schaffen wir eine nachhaltige Entwicklung der Führungskräfte“, die so auch mehr Verantwortung übernehmen.
Drei Säulen
Als Vertreter des regionalen Handwerks veranschaulichte Robert Lumpi, der Geschäftsführer der BBL Oberflächentechnik GmbH in Roth, wie in seinem Betrieb Nachhaltigkeit im Kleinen und im Großen realisiert wird. Die Firma, die sich auf die Beschichtung verschiedenster Objekte spezialisiert hat, stützt sich hierbei auf die drei Säulen Ökologie, Soziales und Ökonomie. Das Leitziel, schonend mit Ressourcen umzugehen, habe zu einem Paket in puncto Energieeinsparmaßnahmen geführt. Ein Blockheizkraftwerk versorgt die Werke mit Strom und Wärme. Auch ein zentrales intelligentes Druckluftversorgungssystem mit Wärmerückgewinnung gehört zu den nachhaltigen Technologien, auf die die Firmenleitung setzt. In Planung befindet sich eine Pflanzenkläranlage für Industrieabwässer. Dass es sich bei diesen Maßnahmen nicht nur um punktuelle Fortschritte handelt, beweist die Zertifizierung des Unternehmens als erster Betrieb im Landkreis Roth, der für sein Energiemanagementsystem ausgezeichnet wurde.