Mit Wanderautorin Christa Moritz

Wanderung rund um Osternohe: Stille Kirchen und dunkle Fichtenwälder

Die Dorfszene in Hedersdorf lädt zum Verweilen ein. | Foto: Moritz2022/05/a458888517i0019_max1024x.jpeg

OSTERNOHE – Wanderautorin Christa Moritz nimmt uns diese Woche mit auf eine Wanderung von Hedersdorf über Bondorf und zurück. Die Tour rund um Osternohe ist rund zehn Kilometer lang.

Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung an der Wiesen aufgedecktes Grau. Kleine Wasser ändern die Betonung. Zärtlichkeiten, ungenau, greifen nach der Erde aus dem Raum. Wege gehen weit ins Land und zeigen’s. Unvermutet siehst du seines Steigens Ausdruck in dem leeren Baum.

So das Gedicht von Rainer Maria Rilke in meinem Kalender und es macht mir Lust auf eine Wanderung. Ich parke am Ortsrand von Hedersdorf. Kaum zu glauben, dass der Ort bereits um 1280 als „Haerdrichstorf“ erwähnt wurde, was – wie ich von der Info-Tafel am Parkplatz lerne – „Dorf eines Haderich“ bedeutet. Vermutlich bestand Hedersdorf anfangs nur aus einem Hof, zu dem dann eine Mühle und weitere Bauernhöfe hinzukamen. Im Zuge der Gebietsreform wurde es 1971 in den Markt Schnaittach eingegliedert.

Bis Osternohe

Ich vertraue mich der Wandermarkierung „grüne 3 auf weißem Grund“ an und folge ihr bis Osternohe. Zuerst auf einer Brücke über die Schnaittach, dann rechts, die Dorfstraße entlang, links über den Osternoher Bach und in die Uhustraße. Bei der Freiwilligen Feuerwehr Hedersdorf rechts ab, auf steilem Schotterweg bergwärts.

Der Weg führt an Feldern und Obstbäumen entlang. Die Luft riecht nach Frühling. Holzhüttchen auf der rechten Seite und darum herumwuselnde Kinder machen mich neugierig. Beim Näherkommen lese ich „Waldkindergarten“.

Prächtige Buchen

Bei strahlend blauem Himmel war Christa Moritz unterwegs. /Foto: Moritz


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Mit der „3“ marschiere ich zügig weiter bergan. Wunderschön der Wald mit prächtigen Buchen. Nach einem schweißtreibenden Anstieg habe ich das Plateau des Breitenbergs erreicht und den anstrengendsten Teil der Wanderung hinter mich gebracht. Es weht zwar ein kalter Wind, aber der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Ein gelber Schmetterling flattert vor mir her.

Weit schweift mein Blick ins Land. Auf der gegenüberliegenden Talseite grüßt der Schlossberg. Die spärlichen Reste der einstmals stattlichen Burg und das Hotel des „Iglwirts“ kann ich gut erkennen. Unterhalb tauchen auch die Häuser von Osternohe auf. An einer roten Bank vorbei leitet mich die Markierung gemächlich hinab zu einer Teerstraße. Auf der muss ich nun ein Stück entlanggehen. Es kommt aber kein Auto und an der Stelle, wo sie einen Bogen nach rechts macht, geht es nach links weiter auf ebenem Feldweg.

Auch von hier immer wieder ein schöner Blick zum Schlossberg und zu dem Hang, der mit 1000 Metern als längste Skiabfahrt Mittelfrankens gilt. Dann geht’s weiter bergab, links von mir jetzt eine Schlucht und vor mir in einer Senke die Dächer von Bondorf. Viele Frühlingsblümchen im Garten des Fachwerkhauses, an dem ich vorbeikomme.

Foto:Moritz | Foto: Moritz2022/05/a458888517i0019_max1024x.jpeg

Durch Bondorf hindurch laufe ich zügig die Straße hinab in das malerische, fränkische Dorf Osternohe. Gleich am Ortsanfang lockt mich die Dreifaltigkeitskirche mit dem ungewöhnlichen Fachwerkturm. Ich freue mich, dass diese Kirche, im Gegensatz zu so vielen anderen Gotteshäusern, geöffnet ist. „550 Jahre Kirche in Osternohe – anno 1471–2021“ lese ich an der Friedhofsmauer.

14 Nothelfer

Durch den damaligen Amtmann Hans von Egloffstein erhielt Osternohe 1471 eine eigene Kirche. Zunächst war es nur eine Holzkapelle, die aber später durch einen Steinbau ersetzt wurde. Eine Sage erzählt, warum hier überhaupt eine Kirche gebaut wurde: Wiederholt wurden an dieser Stelle 14 schöne Lichtlein gesehen, sowohl von den Bewohnern des Schlosses, als auch von den Menschen im Dorf selbst. Man hielt das Ganze zunächst für Betrug, aber als schließlich noch eine Stimme vernommen wurde, hier eine Kapelle zu Ehren der 14 Nothelfer zu erbauen, brachte man das Anliegen vor den Ritter Hans von Egloffstein. Der wollte zunächst nichts davon wissen, doch nach wiederholtem Drängen zeigte er sich ebenfalls überzeugt und ließ die Holzkapelle erbauen.

Der Glanzpunkt des kleinen Gotteshauses ist der spätgotische Flügelaltar mit den 14 Nothelfern. Ungewöhnlich, dass in einer evangelischen Kirche ein Altar aus katholischer Zeit steht. Man kennt den Namen des Künstlers nicht, der die um 1480 entstandene prachtvolle Arbeit geschaffen hat, es gibt aber Vermutungen, dass dieses Kunstwerk aus der Werkstatt des Michael Wohlgemuth stammen könnte.

Die Verehrung der 14 Nothelfer erfuhr im ausgehenden Mittelalter ihren Höhepunkt. Die Zahl und Wahl der Nothelfer war aber keineswegs festgeschrieben. Osternohe und Vierzehnheiligen allerdings sind beide in Zahl und Zusammensetzung den gleichen Nothelfern geweiht.

Stilles Kirchlein

Nachdem ich lange genug die Stille des Kirchleins genossen habe, ist ein Einkehrschwung angesagt. Am Osternoher Bach entlang komme ich zum „Goldenen Stern“. Leider jedoch lese ich an einem Fenster des Gasthauses: „Seit Mai 2013 sind wir in Ruhestand, einen Nachfolger können wir Ihnen leider nicht anbieten. Schade!“ Zum Glück aber gibt es, etwas oberhalb, noch den Gasthof Schwarzer Adler der Familie Böhm.

Gut gestärkt mache ich mich auf den Rückweg, wieder mit der „Grünen 3“ und einem „Blauen Kreuz auf weißem Grund“. Zurück zur Kirche, aber kurz davor, bei einer Bank mit Info-Tafel dahinter, geht es rechts ab. Nach einigen Metern blicke ich nochmals zurück zum Kirchturm. Von hier sieht er ganz anders aus, kein Fachwerk, schiefergedeckt, der goldene Wetterhahn in der Sonne funkelnd.

Im angrenzenden dunklen Fichtenwald ist es auf dem leicht abwärtsführenden Weg angenehm zu laufen, danach am Waldrand entlang, bei einem Maschendrahtzaun wieder etwas aufwärts, es folgt ein Panoramaweg mit Blick zur anderen Talseite. Bei dem breiteren Feldweg, auf den ich stoße, führt die „3“ nach rechts hinab ins Tal. Ich aber ziehe es vor, bei Markierung Blaukreuz zu bleiben. Eine Bank lädt zum Verweilen und Aussichtgenießen ein. Im Dunst, ganz in der Ferne, kann ich den Nürnberger Fernmeldeturm erkennen.

Weiter geht es an Obstbäumen entlang, vor dem Drittletzten aber links zu einem Wiesenweg, diesen geradeaus und ich treffe wieder auf den mir bereits vom Hinweg bekannten breiten Weg, auf dem ich zu meinem Auto komme.

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