RÜCKERSDORF — Was lange währt, wird endlich gut? Jahrelang hat es in Rückersdorf Diskussionen um Neubau oder Sanierung des Bürgersaal gegeben. Nun hat der Architekt Roy Achim von Bychelberg, der bereits den Bürgersaal in Schwarzenbruck plante, bei der Sitzung des Gemeinderates seinen Vorentwurf für den Neubau eines Bürgerzentrums in der Schlossgasse 18 vorgestellt.
Von ursprünglich acht angedachten Standorten für einen neuen Bürgersaal sind inzwischen nur noch drei im Gespräch (die PZ berichtete mehrfach). Neben dem Grundstück neben der ehemaligen Bäckerei Schöllmann, Schlossgasse 18, sind auch noch die Waldschule und der Saal des „Weißen Schwan“ im Gespräch.
An der Waldschule besteht allerdings schon jetzt ein Parkproblem. Der Saal am „Weißen Schwan“ steht unter Denkmalschutz und würde in der Sanierung sehr teuer werden. Daher beschloss der Bauausschuss einen Vorentwurf für einen Neubau in der Schlossgasse anfertigen zu lassen.
Die Wahl fiel auf den Architekten Roy Achim von Bychelberg, der bereits den Bürgersaal in Schwarzenbruck entworfen hatte. Für ihn bedeutete das erschwerte Bedingungen für seine Planungen: Auf dem Grundstück steht eine denkmalgeschützte Scheune. „Diese ist ein echtes Highlight und gehört zum Rückersdorfer Ortskern. Deshalb habe ich versucht, sie in das Konzept einzubinden“, sagt von Bychelberg.
Nach seinem Entwurf, der alle Wünsche der Gemeinderäte für ein Bürgerzentrum beinhaltet, soll im Erdgeschoss ein verglaster Eingangbereich entstehen. Dort geht es zum Treppenhaus, zu den Toiletten und in die nebenan liegende Scheune. In dem alten Gebäude soll in Zukunft das Foyer mit Garderobe sein. Dahinter wird der Saal angebaut. In diesen passen bei Reihenbestuhlung 200 bis 250 Menschen.
Konzert und Theater
Der Saal ist in bis zu zwei oder drei Räume teilbar, die getrennt voneinander nutzbar wären. Der Veranstaltungsraum soll unterschiedlich nutzbar sein, zum Beispiel für Klavierkonzerte oder Theateraufführungen. Er ist behindertengerecht und soll eine gute Raumakustik haben. Außerdem ist am hinteren Gebäudeteil eine Laderampe vorgesehen, an die ein Lkw von außen heranfahren und etwa Bühnentechnik ausladen kann.
Im Untergeschoss sollen nach von Bychelbergs Konzept unter anderem ein Jugend-, ein Gymnastik- und ein Probenraum für Bands untergebracht sein. Der Gemeinderat hatte sich einen separaten Zugang zum Untergeschoss gewünscht. „Das ist schwierig. Dann müssten die Leute einmal um das ganze Haus und an der Ladezone des Lieferverkehrs vorbei laufen. Vielleicht ist ein Zugang über das Erdgeschoss möglich“, sagt der Architekt.
Aber was kostet das alles? „Um es ganz genau sagen zu können, sind noch zu viele Fragen offen“, erklärt Roy Achim von Bychelberg und fügt hinzu: „Grob überschlagen betragen die Baukosten insgesamt 2,9 Millionen Euro.“ 2,4 Millionen kostet der Neubau, 489 500 Euro der Umbau und die Sanierung der denkmalgeschützten Scheune. In dieser Summe von fast drei Millionen Euro sind auch schon sämtliche Nebenkosten eingerechnet, sodass sofort der Betrieb aufgenommen werden könnte.
Was sagen Denkmalschützer?
Gemeinderat Johannes Ballas (CSU) fragt nach, ob es vom Denkmalschutz her überhaupt ginge, die Scheune mit dem Neubau zu verbinden. Bei der Antwort bleibt der Architekt vage: „Ein Gebäude darf man nebenan bauen. Ich nehme an, dass auch die Verbindung von Scheune und Neubau in Ordnung geht.“
Die Frage von Theodor Pleyer (CSU), ob er schon mit Denkmalschützern über die Scheune gesprochen habe, verneint der Architekt aber. „Ich hatte bereits bei einigen meiner Projekte mit Denkmalschützern zu tun. Ich weiß, wie man mit ihnen kommunizieren kann. Und ich weiß auch, wie man für etwas kämpft“, entgegnet von Bychelberg.
Gegenüber der PZ erläuterte Bürgermeister Hofmann nach der Sitzung das Vorgehen der Gemeinde: Man habe deshalb nicht vor dem Architektenauftrag mit den Denkmalschützern gesprochen, „weil wir erst einmal einen Ewtwurf haben wollten, den wir den Denkmalschützern vorlegen können. Sonst wissen sie ja gar nicht, um was es überhaupt geht.“
Ilse Marie Borgers (RUW) lobt im Gemeinderat „die Harmonie des Gebäudes“. Bürgermeister Manfred Hofmann stimmt ihr zu: „Der Entwurf ist sehr gelungen. Gerade nachdem so viele Lokalitäten in Rückersdorf geschlossen haben, würden mit dem Bürgerzentrum dringend benötigte Räume wie ein Jugend- und ein Gymnastikraum geschaffen.“
Was passiert dann mit dem alten Bürgersaal in der Kirchgasse? „Für mich sieht es danach aus, als ob eine Sanierung des Saals endgültig vom Tisch ist“, so Hofmann gegenüber der PZ. Die Sanierungskosten wurden im Dezember 2013 auf rund 960 000 Euro geschätzt. Inzwischen seien es aber eher 1,1 Millionen Euro. „Wir haben im Gemeinderat darüber gesprochen, dass man für die 1,1 Millionen Euro wieder nur ein Provisorium bekommt“, fügt Hofmann hinzu.

So müsste ein Aufzug angebaut werden, durch den der Saal im Obergeschoss erst barrierefrei zugänglich würde, so der Bürgermeister weiter. Das sei zwar gerade für Senioren eine Erleichterung, die häufig Veranstaltungen im Bürgersaal besuchen, aber Toiletten gibt es trotzdem nur im Erdgeschoss. „Zudem hätten wir dort im Gegensatz zu einem Neubau keine zusätzlichen Räume wie den Jugend- und Gymnastikraum“, sagt er.
Nun sollen sich die einzelnen Fraktionen eine Meinung über den Standort und den Entwurf bilden. Dann wird voraussichtlich in der nächsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 6. April, darüber beraten. Danach kann das Landesamt für Denkmalpflege den Entwurf begutachten.