Schwieriges Gedenken: Hallenfest statt Flugtag

Andacht kurz nach dem Unglück: Ein Kreuz mitten auf dem Flugplatz erinnert an die Getötete. Nun soll ein Gedenkstein an seine Stelle treten. Foto: PZ-Archiv2011/08/27770_New_1313308864.jpg

LILLINGHOF — Das Flugunglück von Lillinghof jährt sich. Noch immer steht die Ursache nicht fest, ist die juristische Aufarbeitung nicht abgeschlossen. Der Segelflugclub Lauf indes hat eine Entscheidung getroffen: Diesmal wird es keinen Flugtag geben, dafür aber ein Hallenfest. Allerdings wollen die Verantwortlichen auch Rundflüge anbieten – unter anderem auf einer Tiger Moth, jenem Flugzeugtyp also, der im September 2010 ins Publikum gerast ist.

„Es ist passiert. Es war ein Unfall. Sollen wir uns jahrelang verstecken?“ – Was Horst Zuber vom Vereinsvorstand sagt, spiegelt wohl die Meinung vieler Flieger wider, die in Lillinghof ihrem Hobby nachgehen. Deshalb will der Segelflugclub in jenen Tagen, in denen sich das Unglück zum ersten Mal jährt, nicht auf seine traditionelle Veranstaltung verzichten. Die Mitglieder wissen aber, dass Trauer und Schock nach den Ereignissen im September vergangenen Jahres bei vielen Augenzeugen tief sitzen. Eine 46-jährige Frau wurde getötet, 38 Menschen zogen sich Verletzungen zu. Einen Flugtag, „ein Spektakel mit Vorführungen“, werde es deshalb 2011 nicht geben, erklärt Zuber, „so weit sind wir noch nicht.“

Ein Hallenfest am 10./11. September – dem zweiten Wochenende im Monat – soll es sein, begleitet von einem Feldgottesdienst, bei dem auch ein Gedenkstein für die Tote enthüllt wird. Jeweils ab 11 Uhr bieten die Segelflieger verschiedene Programmpunkte für ihre Gäste. Neben „Karussell, Hüpfburg, Flugsimulator“ kündigt das Plakat zur Veranstaltung auch „Mitfluggelegenheiten“ an – unter anderem in einer Tiger Moth. Dabei handelt es sich um den in Lillinghof stationierten Doppeldecker mit dem Namen „Miss Sophie“. Eine typgleiche Maschine aus dem hessischen Gelnhausen geriet im September 2010 außer Kontrolle und raste ins Publikum.

Dass das bei Außenstehenden für ein mulmiges Gefühl sorgt, versteht Zuber. Deshalb sagt er auf Nachfrage etwas kryptisch: „Es kann auch sein, dass wir kurz vor dem Fest entscheiden, dass ,Miss Sophie‘ nicht fliegt.“ Im Grundsatz aber verteidigt er die Haltung des Vereins: „Diese Maschine ist auch woanders im Einsatz. Es gib noch mehr Flugzeuge dieses Typs.“ Und überhaupt: „Wir bieten seit Jahrzehnten Rundflüge an.“

Entscheidend ist für den Segelflugclub ein anderer Aspekt: Viele Betroffene und auch die Angehörigen der Getöteten hätten nichts gegen die geplante Veranstaltung. „Die Leute haben uns sogar bestärkt, etwas zu machen“, so Zuber. Das Flugunglück hat den Verein ins Mark getroffen. Davon erholt er sich nur langsam – aber inzwischen, berichtet das Vorstandsmitglied, habe man in Lillinghof einen „unwahrscheinlichen Zulauf an Flugschülern“.

Die juristische Aufarbeitung der Ereignisse ist dagegen noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, sagt Pressesprecherin Antje Gabriels-Gorsolke, warte noch auf ein Gutachten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig. Deren Abschlussbericht war eigentlich für August angekündigt. Nun, so zumindest die Auskunft der Oberstaatsanwältin, werde es wohl Herbst. „Sonst haben wir keine anderen Gutachten“, so Gabriels-Gorsolke. Bei der BFU war am Donnerstag und am gestrigen Freitag kein zuständiger Sachbearbeiter zu erreichen.

Wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt die Justiz noch immer gegen vier Beschuldigte: den Piloten, zwei Mitarbeiter des Luftamtes Nordbayern und gegen ein Mitglied des Segelflugclubs Lauf, den Leiter des Flugtags. Dabei geht es unter anderem um den Abstand der Zuschauer zur Startbahn. Er soll zu gering gewesen sein.

Andreas Sichelstiel

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