RUMMELSBERG/NÜRNBERG – Die Rummelsberger Diakonie appelliert mit Nachdruck für Paradigmenwechsel in der Pflege.
Soziale Träger leisten einen hohen Beitrag im Bereich der Altenpflege. Der ist mit Pflegepersonal ausschließlich aus dem Inland nicht mehr aufrechtzuerhalten. Trotz der Brisanz, die in der Pflege vorherrscht, geht die Anwerbung ausländischer Fachkräfte nur zäh voran. Auch die Rummelsberger Diakonie ist seit Jahren bestrebt, insbesondere Pflegefachkräfte aus dem Ausland zu werben und zu unterstützen in Deutschland Fuß zu fassen.
Beim Rummelsberger Forum zeigte sich die Brisanz des Themas Arbeitskräftemangel in der Pflege. Auf dem Podium diskutierten Dr. Katarina Barley (SPD), Vizepräsidentin des Europaparlaments, Diakonin Heidrun Martini, Leiterin Personalentwicklung bei den Rummelsberger Diensten für Menschen im Alter, Mitarbeitervertreter Alexander von Hof und Karl Schulz, Vorstand Dienste bei der Rummelsberger Diakonie, über Herausforderungen und Chancen bei der Gewinnung von internationalen Fachkräften. Tassilo Forchheimer, Leiter des Studio Franken beim Bayerischen Rundfunk, moderierte die Diskussion.
Es braucht Entlastung für die Akteure in der Sozialwirtschaft und Weiterentwicklung von Konzepten und Rahmenbedingungen. „Pflege ist eine Finanzierungsfrage und uns gehen die Arbeitnehmer aus“, so Karl Schulz im Gespräch. Sah Schulz die Coronakrise noch als Chance, Reformen, die schon längst fällig sind, anzustoßen, so spricht er nun von einem Erkenntnisproblem. Der erhoffte Paradigmenwechsel durch die Coronakrise sei ausgeblieben.
Worst-Case-Szenario
Ein Scheitern des Sozialbeitrags, den sozialer Träger leisten, wäre laut Karl Schulz das Worst Case Szenario. Kleine Lösungen reichen dem Vorstandsmitglied nicht aus, er appellierte an den politischen Willen und fordert eine große Strukturreform. Es sei noch nicht so, dass die Rummelsberger Diakonie aufgrund von Personalmangel Einrichtungen der Altenhilfe schließen müsse, doch viele Anfragen von Menschen mit Pflegebedarf müssten abgelehnt werden, weil nicht genügend Fach- und Hilfskräfte vorhanden seien.
Seit 2012 macht sich die Rummelsberger Diakonie mit verschiedenen Maßnahmen für eine zirkuläre Migration stark. „In den über zehn Jahren Erfahrung, hat sich gezeigt, dass die bürokratischen Hürden, die hinter einer gelungenen Zuwanderung stecken, Deutschland als Einwanderungsland jedoch oft unattraktiv machen“, mahnte Diakonin Heidrun Martini. „Die unterschiedliche Anerkennungsverfahren in den Bundesländern gilt es zu vereinheitlichen“, forderte sie weiter. Martini sieht die Kostenfrage als einen zentralen Punkt, in welchem die sozialen Träger Unterstützung benötigen.
„Ein sozialer Träger hat auch Grenzen und da sollte die Politik ins Spiel kommen“, so Alexander von Hof. Um diese Belastung in Zahlen zu fassen, zog von Hof den Vergleich zu Dänemark. Dort pflege eine Fachkraft zwischen fünf und sechs Menschen.
Reine Mangelverwaltung
Aus Sicht der Mitarbeitervertretung sei der Alltag in der Pflege unter diesen Bedingungen eine reine Mangelverwaltung und es brauche Entlastung.
Dr. Katarina Barley stützt die Forderungen der Rummelsberger Diakonie und wirbt für gemeinsame Ideen und Werbung der gesamten EU.