HERSBRUCK – Louisa Immel glaubt an Hersbruck als Cittáslow. Bei der Präsentation ihrer Bachelorarbeit erwähnte sie, dass sie inzwischen sogar Hersbruckerin geworden ist. Im Interview erzählt sie, was sie so überzeugt hat.
Sie schreiben eine Bachelorarbeit über die Vorzüge Hersbrucks und ziehen dann gleich hierher – wie das?
Louisa Immel: Ich bin ein Kind vom Dorf, aus der Gegend von Bad Mergentheim. Deshalb gefällt mir eine Kleinstadt grundsätzlich schon einmal gut. Die Menschen hier sind nett und es gibt interessante Traditionen, die ich nicht kannte. Mir fällt zum Beispiel der Hirtentag mit dem Peitschenknallen ein oder die Kirwa-Bäume. Wir hatten bei uns nur Mai-Bäume.
Wie lange waren Sie für Ihre Abschlussarbeit hier?
Fünf Monate. Ich hatte ein eigenes Zimmer im Bürgerbüro, was praktisch war, weil ich dann auf kurzem Weg nachfragen konnte, wenn ich Informationen gebraucht habe, zum Beispiel die aktuellen Übernachtungszahlen.
Haben Sie sich erst in dieser Zeit entschlossen, hierher zu ziehen?
Nein, ich hatte schon vorher im Hinterkopf, dass es mir gefallen könnte. Und als mein Freund mitkam …
Sie haben erzählt, dass an Ihrer Uni Hersbruck zuerst genannt wird, wenn es um Cittá-slow und nachhaltige Städte geht.
Cittáslow ist ein schwieriger Begriff. Gemeint sind Entschleunigung und Nachhaltigkeit. Im Wesentlichen lässt sich damit die Lebensqualität für Einheimische und Touristen erhöhen. Mit dem Beispiel Hersbruck kann man das Studenten gut veranschaulichen. Der Name fällt immer zusammen mit Waldkirch in Baden-Württemberg, der zweiten Cittáslow nach Hersbruck in Deutschland.
Sind Sie bei diesen Themen vorbelastet?
Ja. Beruflich interessiere ich mich speziell für nachhaltigen Tourismus. Und, ja, das ist schon meine Lebenseinstellung.
Diese Haltung verbindet Sie mit Hersbruck?
Hersbruck hat viele Projekte, die mit Nachhaltigkeit und Naturorientierung zu tun haben. Zum Beispiel die Tolle Knolle des Arbeitskreises Cittáslow (die HZ berichtete). Kinder erspüren die Natur — das unterstütze ich. Ich bringe mich auch gerne in den Arbeitskreis mit ein.
Was macht denn diese Lebensqualität in Hersbruck und Umgebung aus?
Meiner Ansicht nach sind es die vielen Kleinigkeiten. Zum Beispiel die Turmbläser, der wirklich schöne Rosengarten, auf den besser hingewiesen werden müsste, der Biergarten am Marktplatz, der Leben ausstrahlt. Das alles ist nicht selbstverständlich in vergleichbaren Kleinstädten. Als ich hierher kam, hieß es immer, hier sei nichts los. Ich empfinde das nicht so. Die Hersbrucker sind zu kritisch. Hier gibt es immer noch viele kleine, interessante Läden und Initiativen.