HERSBRUCK – Ist das ein Geheimbund? Eine verschworene Gemeinschaft? Und was tun die überhaupt? Solche Gedanken haben viele Bürger, wenn sie den Begriff Feldgeschworene hören. Auch in Hersbruck gibt es die so genannten „Siebener“ – wobei die Anzahl die letzte Zeit aufgrund eines Todesfalls nicht mehr stimmte. Nun wurde das Gremium wieder komplettiert.
Neben Obmann Georg Loos, Hans Walter, Werner Ertel, Hans Luber, Hans Meyer und Werner Lämmermann führt ab sofort auch Hans Wiesner das kommunale Ehrenamt des Feldgeschworenen in der Stadt Hersbruck aus. Dazu wurde er von der kleinen Gemeinschaft der Kollegen gewählt und von Bürgermeister Robert Ilg offiziell auf Lebenszeit vereidigt. Wiesner verpflichtete sich damit zu Verschwiegenheit, Bewahrung des Siebener-Geheimnisses und Pflichterfüllung – aber für was genau?
„Kurz gesagt, ist ein Feldgeschworener ein Außenstehender, der zwischen dem Vermessungsamt Nürnberg und den Eigentümern der zu vermessenden Grundstücke steht“, fasste Geschäftsleiter Karlheinz Wölfel zusammen, „er ist der Zeuge, dass die Grenze auch da ist, wo sie vermessen wird“. Das heißt, die sieben Männer wirken bei der Kennzeichnung der Grenzen der Kommune mit und wachen über diese. „Das ist eine wichtige Einrichtung, bei der es gilt, profundes Wissen weiterzugeben“, befand denn auch Ilg.
Die Wurzeln des Feldgeschworenenamtes lassen sich bis in das 13. und 14. Jahrhundert zurückverfolgen. „Damals wurde vor allem Flurfrevel geahndet, also wenn jemand Holz aus der Allmende, dem Gemeindewald, gestohlen hatte“, erklärte Werner Ertel, der Vize-Obmann. Die Siebener, die eine ungerade Zahl bildeten, damit in einer Abstimmung kein Patt erfolgen konnte, verhandelten die Bußen, darunter auch der Pranger.
Eine einschneidende Wende kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die einzelnen Staaten erfuhren grundlegende Reformen der Kommunal-, Gerichts- und Verwaltungsorganisation. Die Ergebnisse für die Feldgeschworenen fassten viele Landgerichte in Siebenerordnungen zusammen und schufen so für ihren Bezirk ein einheitliches Siebenerrecht. Denn nun waren echte Grenzen geschaffen, moderne Vermessungsämter taten ihren Dienst. Wozu dann noch die Siebener?
Sie kennen in ihrer Heimat wahrlich jeden Stein und sind bei den meisten Bürgern bekannt: Kommen Leute vom Vermessungsamt beispielsweise beim Straßenbau, machen die Feldgeschworenen die Beamten mit den Bewohnern bekannt, sind als vertraute Personen bei der Vermessung anwesend.
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Das hat aber nichts mit Rumstehen zu tun: Bei Wind und Wetter beobachten sie das Vorgehen, kontrollieren die Ergebnisse, nehmen auf Anordnung des Bürgermeisters Grenzbegehungen vor, richten Grenzsteine wieder auf oder wechseln sie aus und setzen vor allem neue steinerne Markierungen. Für diese körperliche Arbeit gibt es auch im Ehrenamt eine kleine Aufwandsentschädigung.
Ohne, dass die Siebener das Abmarkungsprotokoll bestätigen, ist die Vermessung nicht abgeschlossen. Haben sie die neuen Grenzen aber bejaht, kennzeichnen sie die Lage der Grenzpunkte mit geheimen Symbolen. Diese Siebenerzeichen sind meist besonders geformte und auch vielfach beschriftete Zeichen aus dauerhaftem Material. Sie werden im Bereich des Grenzsteins in einer bestimmten Anordnung ausgelegt – dem Siebener-Geheimnis. Dieses verrät den Feldgeschworenen, wenn jemand die Grenze verändert hat – eine verschworene Gemeinschaft also zum Wohle der eigenen Heimat.