HERSBRUCK – „So wie der Markus Söder geworden ist, ist das Landesfamiliengeld ein bedenkliches Modell!“ Mit Witz, Lockerheit und einem Schuss Selbstironie hat der Ministerpräsident den Neujahrempfang der Hersbrucker CSU „gerockt“. Im überfüllten Saal der Psorisol Klinik sprach Markus Söder über die Stärken Bayerns, über Aktuelles wie das Artenschutz-Volksbegehren, über fränkische Eigenheiten – und machte kaum Angriffe auf den politischen Gegner.
Der Vorsitzende der Hersbrucker CSU, Götz Reichel, durfte Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen begrüßen. Neben Mandatsträgern wie Marlene Mortler und Norbert Dünkel waren Landrat Armin Kroder, die Bürgermeister Robert Ilg, Josef Springer, Karl-Heinz Niebler und Markus Gleißenberg, Wirtschaftsvertreter wie Harald Kiesl, Sonja Weid von der Bürgerbräu, Gerd Ruderisch, Armin Götz, Sven Heckel und HZ-Verlegerin Ursula Pfeiffer, Pfarrer Wunnibald Forster, Vertreter der Blaulichteinheiten, aber auch die Stadtratfraktionssprecher Jürgen Amann (FRB) und Guido Schmidt (SPD) nebst vielen anderen gekommen.
Der Ministerpräsident verpackte sein Erfolgsrezept für den Freistaat in drei Worte: menschlich, modern, sicher. „Wir kümmern uns um die Kinder wie kein anderes Land“, sagte er zu Punkt eins. Dazu gehöre der Ausbau der Kita-Plätze ebenso wie das umstrittene Familiengeld für Mütter oder Väter, die sich – wie einst im Elternhaus von Markus Söder – lieber in den ersten Jahren selbst um ihren Nachwuchs kümmern wollen. Eine ganz ähnliche Wertschätzung sei das Landespflegegeld für Kinder und Ehepartner.
Zu modern sagte der CSU-Chef: „Nicht nur Amerikaner und Chinesen sollen die Zukunft in der Hand halten. Ich möchte, dass auch Bayern und Franken dabei sind.“ Als Themenbeispiele nannte er die künstliche Intelligenz („…nicht weil uns die natürliche fehlt…“), Digitalisierung, Datensicherheit, Luft- und Raumfahrt. Besonders für seine Vorstellungen zu einer bayerischen Raumfahrt hatte Markus Söder viele böse Kommentare einstecken müssen.
Anhand der ersten Eisenbahn erläuterte der 52-Jährige, dass nahezu jede neue Technik sofort die Kritiker auf den Plan rief. Beim Bau der Strecke Nürnberg-Fürth hatte es nämlich Stimmen gegeben, die sehr schnell die hohe Geschwindigkeit von 35 Stundenkilometer als gesundheitsschädigend bezeichneten. Markus Söder beanstandete bei allem Bemühen um saubere Luft eine ideologische Debatte rund um die deutsche Schlüsselindustrie Auto. „Wir sägen auf dem Ast, auf dem wir sitzen!“
Bei der inneren Sicherheit dankte der Ministerpräsident der bayerischen Polizei, die dafür sorgt, dass sich alle Menschen im Freistaat überall hintrauen können. In manchen Bereichen zum Beispiel in Berlin sei dies nicht der Fall. Markus Söder ging auch auf die Migration ein und lobte Bürgermeister, Landräte, Flüchtlingshelfer und die Wirtschaft bei der jüngsten großen Zuwanderung: „Da hat Bayern sein Herz gezeigt.“ Gleichzeitig warnte er unter dem Klatschen des Publikums: Wer sich nicht integrieren will, muss unser Land rasch und konsequent wieder verlassen.“
Immer wieder flocht der Redner in seinen politischen Vortrag lustige Sprüche über die Franken ein. „Der Franke lobt durch ein ziemliches Gemaule.“ Zwischenapplaus bekam er für Leitsätze wie „Bayern besteht nicht nur aus München. Wir Franken haben auch unseren gleichberechtigten Platz.“
Weitere Themen waren das laufende Volksbegehren „Rettet die Bienen!“, das er um den Zusatz „… aber auch die Bauen!“ ergänzen möchte, eine TU Nürnberg, der Brexit („Wir stehen wahrscheinlich vor einem großen Scherbenhaufen.“) und Bürgernähe statt Parteiinteressen.
Was macht der Club?
Mit dem Club hatte Markus Söder begonnen und endete dann auch mit der Hoffnung, dass die Nürnberger Kicker in der ersten Liga bleiben. Danach musste der Ministerpräsident noch etliche Autogramm- und noch mehr Selfiewünsche erfüllen. „Die CSU ist auch wegen ihrer Persönlichkeiten stark“, sagte Norbert Dünkel in seinem Grußwort und reihte Markus Söder in eine Liste mit Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber ein. Zur Politik wollte der Abgeordnete „nichts sagen, weil heute der Boss da ist“. „Das ist angemessen“, antwortete der CSU-Chef augenzwinkernd und unter dem Schmunzeln der Besucher. Norbert Dünkel nutzte aber das Forum, um in Sachen Hersbrucker Krankenhaus einiges zurechtzurücken. Er wies auf die Zuständigkeit des Klinikums Nürnberg mit SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly als Verwaltungsratsvorsitzenden hin und dankte Robert Ilg für sein Engagement um eine Zukunftslösung.
Bekanntlich möchte Bundestagsmitglied Marlene Mortler ins Europäische Parlament. Sie nutzte den Empfang als Forum, um ihre Standpunkte (positive Gedanken, „im Dialog bleiben“) vorzustellen. Den Urnengang nannte sie eine Richtungswahl, bei der „nicht die, die Europa abschaffen wollen, eine Mehrheit bekommen dürfen“. Zuvor hatte schon Markus Söder die AfD angegriffen, die einen EU-Austritt Deutschlands fordert.
Hersbrucks zweiter Bürgermeister Peter Uschalt ging in seinem Beitrag zur Stadtpolitik auf die von einer Bürgerinitiative bekämpfte Erweiterung der Altensittenbacher Firma Geru-Plast ein. „Momentan leben von dem Unternehmen etwa 400 Bürger“, sagte er, wies aber auch auf Umweltvorteile der geplanten Lösung ein.
Hausherr Herbert Pichler von der Psorisol machte sich lieber Gedanken zu Söders Outfit beim Fasching in Veitshöchheim. Als Erinnerung bekam der CSU-Vorsitzende am Ende des offiziellen Teils unter großem Applaus ein flüssiges Dankeschön von Götz Reichel und Peter Uschalt überreicht.