HERSBRUCK – Das Stadthaus war im Lauf seiner 247-jährigen Geschichte schon Kastenamt, Feuerwehrhaus, Schulhaus und Heimat des Fremdenverkehrsbüros. Nun ist es ein wichtiges Element im Kampf gegen die Corona-Pandemie – seit 1. Mai als Außenstelle des Impfzentrums Röthenbach und bald auch als Bürgerteststelle.
Wie berichtet, haben die Malteser dort im Auftrag des Landratsamts und in Kooperation mit dem Bayerischen Roten Kreuz eine der zwei Außenstellen des Röthenbacher Impfzentrums eingerichtet. Wie in der Zweifach-Turnhalle in Altdorf können im Stadthaus seit Samstag täglich – auch an Feiertagen – von 9 bis 14 Uhr jeweils bis zu 80 Menschen ihre Schutzimpfung gegen das Virus erhalten.
Bei der offiziellen Eröffnung am 1. Mai sprach Bürgermeister Robert Ilg von einem „hoffnungsvollen Tag“, seien die beiden neuen Dependancen neben den seit Ende März laufenden Impfungen in den Hausarztpraxen doch ein weiteres konkretes Angebot, mit dem die Politik in Zeiten „täglich wachsender Anspannung in der Bevölkerung“ signalisiere, dass „wir uns sehr darum bemühen, dass etwas vorangeht“.
Beharrlich geblieben
Impfen und Testen seien „geeignete Instrumente, um in der Pandemie bestehen zu können“, sagte Ilg. Umso mehr danke er Landrat Armin Kroder, trotz sich ständig ändernder Vorgaben „beharrlich geblieben“ zu sein und sich für die neuen Außenstellen eingesetzt zu haben. Sie sorgten für dringend nötige Entlastung des Impfzentrums in Röthenbach und im Verbund mit den niedergelassenen Ärzten für eine weitere Erhöhung des Impftempos – sofern genügend Vakzine geliefert werden.
Kroder erinnerte daran, dass die Strategie des Freistaats zunächst eine „Großlösung“ vorgesehen habe, um im Landkreis mit den zwei Außenstellen auf „1500 Pikse pro Tag“ zu kommen – deshalb war in Hersbruck geplant worden, eine Leichtbauhalle zu errichten, ehe die Firma Fackelmann ihre neue Fertigungshalle zur Verfügung stellte. Kurz bevor das spruchreif war, sei die „Vollbremsung aus München“ erfolgt, so Kroder – mit der Maßgabe, dass 650 Impfungen pro Tag ausreichen. Damit war der Weg frei für die kleinere Lösung im zweiten, auch mit dem Aufzug zu erreichenden Stock des Stadthauses, wo die Stadtratsfraktionen ihre Besprechungszimmer zur Verfügung stellten – geimpft wird nun in den Fraktionszimmern von SPD und Freiem Rathausblock, während der Raum der CSU als Ruheraum nach dem Piks und der der Grünen als Lagerraum und „Logistikzentrale“ verwendet werden.
Mitarbeiter aus Verwaltung
Besonders dankte Ilg den Maltesern für die professionelle Einrichtung der neuen Impfstelle und die reibungslos funktionierende Kooperation mit dem BRK. Stellvertretend für über ein Dutzend Mitarbeiter der Stadtverwaltung lobte er Geschäftsleiter Karlheinz Wölfel, der sich beim Roten Kreuz eigens habe ausbilden lassen, um sowohl in der Impfaußenstelle als auch in der (hoffentlich) noch diese Woche an den Start gehenden Bürgerteststelle im Erdgeschoss des Stadthauses kräftig mit anzupacken. Bei der Stadtbücherei und dem Notariat, die ebenfalls im Stadthaus angesiedelt sind, warb Ilg um Verständnis, sollten sie durch die Impfstelle die ein oder andere Einschränkung erleiden.
„Ich bin inzwischen deutlich zuversichtlicher als noch vor einem Jahr“, sagte Landrat Kroder im Hinblick auf bald 60 000 Impfungen im Landkreis. Großen Respekt zolle er vor allem den vielen Ärzten, die die Nadeln setzten – trügen sie doch dafür „am Ende die Verantwortung“. Wenn rund ums Stadthaus demnächst kein Parkplatz mehr zu finden sei, hoffe er sehr, dass dann nicht Worte des Ärgers zu hören sind, sondern Sätze wie „toll, da geht was vorwärts“. Und in der Folge bald nach und nach die Corona-Einschränkungen zurückgenommen werden können – und nicht wie zuletzt häufig zu hören, die Freiheitsrechte zurückgegeben: „Die haben wir nie verloren, sie waren nur eingeschränkt“, wies der Landrat auf einen aus seiner Sicht kleinen, aber sehr wichtigen Unterschied hin.
Neben den Ärzten gebühre auch denjenigen Respekt, die sich um die richtige Lagerung des Impfstoffes und dessen Aufziehen in die Spritzen kümmern, so Dr. Martin Seitz, Versorgungsarzt des Landkreises – und das habe bisher „sehr, sehr gut funktioniert im Landkreis“. Ärzte, die im Stadthaus helfen wollen, könnten sich bei ihm oder der Kassenärztlichen Vereinigung melden mit dem Hinweis, in Hersbruck eingesetzt werden zu wollen.
Weitere Artikel zum Thema
„Tip top ausgestattet“
Dr. Christian Stock von den Maltesern freute sich, dass die „eh schon gute Zusammenarbeit mit dem BRK nun weiter vertieft“ werde und Landratsamt und Kommunen das Schiff in stürmischer Corona-See auf Kurs hielten. Die Impfstelle im Stadthaus sei „tip top ausgestattet“. Und BRK-Kreisgeschäftsführer Markus Deyhle griff das in Pandemiezeiten so häufig militärisch angehauchte Vokabular auf, um seine Freude über den Start auszudrücken: „Nach über einem Jahr Abwehrkampf mit Bereitstellen von Schutzausrüstung oder Testen können wir jetzt mit dem Impfen endlich zum Gegenangriff auf das Virus ansetzen.“ Das komme keinen Tag zu früh.
Christian Mertel vom BRK, der die Impfstelle im Stadthaus leitet, bat vor allem in den ersten Tagen um ein wenig Geduld, falls es einmal ein wenig länger dauert oder etwas noch nicht ganz reibungslos läuft. Er sei sich aber sicher, dass „wir das hinbekommen“.
Wer seine erste Coronaschutzimpfung bereits im Impfzentrum Röthenbach bekommen hat, muss für den zweiten Piks wieder dorthin. Wer noch nicht geimpft ist, kann bei der Anmeldung – und auch später noch – auf dem Onlineportal der bayerischen Impfzentren (https://impfzentren.bayern/) den bevorzugten Standort angeben.