Kulturausschuss des Stadtrates

Den Citta-Slow-Tag „rauskicken“?

Der Musiktreff ist nur einer von vielen Hersbrucker Besuchermagneten. Foto: J. Ruppert2015/06/5_2_1_2_20150620_MUSIK.jpg

HERSBRUCK – Musiktreff, Erzähl-Festival, Schlosshofkonzert, Citta-Slowtag, Hopfensiegelfest, Weihnachtsmarkt. Auch wenn sich diese Veranstaltungen nicht unbedingt rechnen, sie sind Investitionen in die Attraktivität Hersbrucks, sagte Bürgermeister Robert Ilg. Im Kulturausschuss des Stadtrates gab es Zahlen, welches Event wie viel gekostet hat. Beim Bericht zur Bücherei zeigte sich, dass Lese-Unlust in Hersbruck ein Fremdwort ist.

Im Hersbrucker Haushalt für 2014 waren für die „sonstigen Veranstaltungen“ 10.000 Euro vorgesehen. Verwaltungschef Karlheinz Wölfel betonte, dass die Stadt zwar nach außen hin als Träger auftritt. Gleichwohl sind viele Freiwillige im Boot und machen erst das Gelingen möglich. Bei den Finanzen strebt die Stadt unter dem Strich eine schwarze Null an, was aber von vielen Unwägbarkeiten abhängig ist.

Im Fall der beiden Schlosshofkonzerte spielte Petrus nicht mit, denn der Sonntagabend war ziemlich nass. Die Einnahmen betrugen fast 24.000 Euro, die Ausgaben lagen rund 3400 Euro höher. Im Vorjahr hatte es noch ein Plus von 800 Euro gegeben. Das Erzählfestival in Schulen, Gasthäusern und dem Hirtenmuseum brachte 400 Euro Defizit, der Musiktreff 700 Euro, der Citta-Slow-Tag etwa 2000 Euro und das Hopfensiegelfest 1600 Euro. Außerdem leistete die Stadt traditionell 1000 Euro Zuschuss zum Bühnenprogramm auf dem beliebten Weihnachtsmarkt.

Zur Gesamtsumme von 8900 Euro kommen noch weitere 1500 Euro, die der Ankauf der Citta-Slow-Schnecke gekostet hat. Das Kunstwerk ziert nun das Foyer des Rathauses. Die städtischen Personalkosten für zum Beispiel Auf- und Abbau sind nicht in den Ausgaben enthalten, weil sie auf andere Etatstellen entfallen, sagte Karlheinz Wölfel. „Es ist was los in Hersbruck“, sagte Robert Ilg. Denn zu den „sonstigen Veranstaltungen“ kommen noch Altstadtfest, schulische Events, Gitarrenfestival und Vereinsaktivitäten hinzu.

Peter Weinmann kritisierte den Citta-Slow-Tag sowohl von der Bilanzsumme wie auch von der Idee her. „Da steckt nichts dahinter. Die Einnahmen beim Schlosshofkonzert sind zehnmal so hoch. In meinem Betrieb würde ich so eine Veranstaltung rauskicken“, sagte der Unternehmer salopp und gewohnt unverblümt.

„Vieles im Bereich Kultur rechnet sich nicht und ist eben defizitär“, zeigte sich Robert Ilg damit nicht einverstanden. Seinen Worten nach war die Stadt beim Citta-Slow-Tag voll. Mitorganisatorin Claudia Häffner war von Peter Weinmanns Beitrag auch nicht gerade begeistert. Sie warb für die ihrer Meinung nach gelungene Veranstaltung als Signal für Nachhaltigkeit, Gesundheit und eine lebenswerte Stadt.

Peter Weinmann punktete dafür in anderer Hinsicht bei allen. Er wird das Minus beim Musiktreff 2014 („macht Sinn“) übernehmen, insgesamt 700 Euro. Robert Ilg sprach ihm dafür Dank aus.

In der Hersbrucker Stadtbücherei mit seinen 21.000 „Medien“ (Bücher, CDs, DVDs, Zeitschriften, Gesellschaftsspiele) gab es im letzten Jahr 25.000 Besucher und 68.000 Entleihungen, sagte Leiterin Susanne Schaefer. Etwa die Hälfte der 1800 Leser sind Kinder und Jugendliche. Zwischen 20 und 30 Jahren verzeichnet die Bibliothek dagegen nur 71 Nutzer. Stadtrat Peter Matzner wies auf Hersbrucks Stellenwert als Mittelzentrum hin. Denn 50 Prozent der Ausleiher sind aus dem Umland.

Die Stadtbücherei bietet auch Vorlesestunden für Kinder, Bücherflohmärkte, Buchvorstellungen in Schulen, Spielenachmittage und Lesungen wie etwa „Mörderisches aus Franken“ im Mai 2014. Stadtrat Marcus Seitz schlug vor, die Bibliothek samstags zu öffnen, Susanne Schaefer wird dies prüfen.

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