Pumpspeicherkraftwerk Happurg

Oberbecken: Sanierung dauert bis 2016

So soll das Oberbecken saniert werden: Eine zwei Meter dicke elastische Geotextildecke ruht auf mindestens 11 000 Betonsäulen, die im Abstand von zwei bis zweieinhalb Metern bis zu 50 Meter in die Tiefe ragen.2012/11/5_2_1_2_20121115_EON.jpg

HAPPURG – Die Sanierung des Oberbeckens beim Pumpspeicherkraftwerk wird weit umfangreicher und teurer als zunächst gedacht – und damit wohl auch sicherer. Betreiber Eon hält am Standort fest, plant aber inzwischen die Wiederinbetriebnahme erst im Sommer 2016.

Das wäre drei Jahre später als geplant und somit viereinhalb Jahre nach dem Wassereinbruch vom Januar 2011. Grund für die weitere Verzögerung: Die Untersuchungen konzentrieren sich nicht mehr nur auf die sogenannte Versturzzone, ein breiter Mittelstreifen im Beckenboden, der als geologisch instabil gilt. Auch das restliche Becken und der Dammbereich werden jetzt mit systematischen Bohrungen im Zwei-Meter-Abstand auf mögliche Hohlräume in der Tiefe untersucht. Zudem wird der komplette Damm des Beckens abgetragen und wie auch der Beckenboden mit bis zu 50 Meter in die Tiefe reichenden Betonsäulen unterlegt.

Schon die Sanierungsvariante ohne Damm-Abtragung schätzten die Eon-Manager vor einem Jahr so teuer wie einen Kraftwerksneubau (etwa 150 Millionen Euro). Jetzt will Eon durch die präziseren Untergrund-Erkundungen auch die Sanierungskosten genauer berechnen können. Einen „zweistelliger Millionenbetrag“ haben die bisherigen Untersuchungen schon gekostet, so Georg Rembold, Eon-Manager Deutschland.

Trotzdem will sein Unternehmen auf jeden Fall am Happurger Kraftwerk festhalten, dessen Technik der Energierückhaltung und schnellen Wiedereinspeisung exakt ins Konzept der deutschen Energiewende passt. Rembold vor dem Kreistag in Lauf auf Nachfrage von Happurgs Bürgermeister Helmut Brückner: „Wir haben hier eine unbegrenzte Betriebsgenehmigung, so was gibt es heute gar nicht mehr.“ Auch von daher sage er „ein klares Ja zum Standort Happurg“.

Am Nachmittag des 18. Januar 2011 erkannte ein Messbrunnen südöstlich des Beckens oberhalb des Happurger Stausees einen plötzlichen Wasseraustritt. Daraufhin wurden die 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser des 13 Meter hohen Beckens in einem kontrollierten Vorgang innerhalb von vier Stunden in den unten liegenden See abgelassen.

Die Untersuchungen in den folgenden Wochen ergaben insgesamt zwölf teils metertiefe und -breite Einbrüche in der Beckensohle. Im April und Juli 2011 gab es noch zwei Nachbrüche. Heute, so der Eon-Chef Wasserbau, Karl-Heinz Straßer, weiß man ziemlich genau, wie es zu diesen Lecks kam. In einem breiten Nord-Süd-Streifen unter dem Becken, der sogenannten Versturzzone, haben über die Jahre kleine Lecks den Kreidesand im Felsen aufgelöst und unterirdische Hohlräume geschaffen. Irgendwann brachen diese Hohlräume unter der Last des Wasserbeckens zusammen. Die als Dichtung gedachte Lehmschicht am Beckenboden bekam Risse.

Mittlerweile wollen Eon und das genehmigende Wasserwirtschaftsamt mit seinen Fachleuten in München sicher gehen und lassen den gesamten Beckenuntergrund inklusive Dammbereich aufbohren. Bis zu der jeweiligen Tiefe, wo man auf festes Gestein stößt, sollen künftig über 11.000 Betonsäulen in den Untergrund ragen, auf denen dann die neue Beckenkonstruktion ruht. Weil erste Versuche, diese Säulen durch den Damm hindurch zu gießen, unbefriedigend verliefen, soll nun der Damm abgetragen und dann verstärkt neu geschüttet werden. Nebeneffekt, wie die Eon auf Nachfrage von Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg zugab: Eine schon früher geplante Kapazitätserweiterung des Beckens um zehn Prozent wäre später durch Erhöhung des erneuerten Damms möglich.

Die zweite wesentliche Verbesserung der Beckenkonstruktion ist der neue Boden, der insgesamt zwei Meter dick wird, flexibel bleibt und auf den Säulen ruht. Eine Geotextildecke soll im Ernstfall den Wasserdruck aushalten. Über ihr liegen Bitumen, Schotter und Asphalt. Neben den schon üblichen Drainagen durchziehen Glasfaser den Boden, die frühzeitig und präzise Bodenveränderungen melden würden.

Der neue Zeitplan für diese High-Tech-Sanierung: Bis Frühjahr 2013 wird weiter gebohrt, dann die Genehmigung eingereicht. Wenn die Ende des nächsten Jahres vorliegt, sollen die Baumaßnahmen im Frühjahr 2014 beginnen und zwei Jahre später abgeschlossen sein. Erst im Sommer 2016 ist die Wiederinbetriebnahme von Oberbecken und Kraftwerk geplant.

Der neue Damm soll im Wesentlichen aus dem Material des alten gebaut werden, so dass nur wenig Erdreich von und zur Großbaustelle transportiert werden muss.

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