HAPPURG – Es scheint, die „never ending story“ zu werden: das Happurger Oberbecken. Seit Januar 2011 steht der Betrieb nach Bodeneinbrüchen still. Mehrmals wurde der Zeitplan für Sanierung und Erhöhung der Leistungs- und Speicherfähigkeit umgeworfen – wegen weiterer Bohrungen und Untersuchungen, langwieriger Genehmigungsverfahren und Entwicklungen in der Energiepolitik der Bundesregierung. Nun hat das Landratsamt das Sanierungskonzept abgenickt. Los geht es aber noch lange nicht mit den Bauarbeiten.
Wiederaufnahme des Betriebs 2013, dann Ende 2016, jetzt ungewiss. Grund dafür waren nicht nur die Ergebnisse der geophysikalischen Untersuchungen, die weitere Schwachstellen im Grund des Oberbeckens offenbarten, sondern vor allem das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) im Jahr 2013: Dieses bietet Anreize zur Optimierung bestehender Pumpspeicherwerke im Rahmen der Energiewende, vor allem im Hinblick auf die Energiespeicherung.
Werden Leistungs- oder Speicherfähigkeit des Happurger Exemplars erhöht, wird das Werk und damit „Uniper“ – die Tochterfirma von Eon, zu der die Wasserkraft gehört – von den Netznutzungsentgelten befreit. Daher mussten für Sanierung und EnWG-Maßnahmen zwei getrennte Genehmigungsanträge an verschiedene Behörden gestellt werden. Schon 2013, als sich dieses duale Verfahren ankündigte, machte Eon-Fachmann Tobias Heiserer klar: Umgesetzt werde beides erst, wenn beides genehmigt ist.
Das las und liest sich in der aktuellen Pressemitteilung von Eon/Uniper zwischen den Zeilen so, als würde es mit Happurg nicht weitergehen, würde die Erweiterung des Pumpspeicherwerks nicht genehmigt. Denn um das Projekt anzupacken, sind zwei Voraussetzungen nötig: die Genehmigung des Sanierungskonzepts und die Bewilligung der Pläne für die Erhöhung der Leistungs- oder Speicherfähigkeit. Teil eins ist bereits in trockenen Tüchern: Im August hat das Landratsamt Nürnberger Land die Entwürfe für sichere Gründung, Dichtung, Mess- und Kontrollsystem für einen dreistelligen Millionenbetrag durchgewunken. Fehlt noch Part zwei.
„Wir halten absolut am Standort fest“, bekräftigt Uniper-Pressesprecher Theodoros Reumschüssel. Und was, wenn die EnWG-Maßnahme nicht erlaubt wird? „Es ist keine Option, ein Nein zu durchdenken“, ist Reumschüssel überzeugt. Wenn das Energieunternehmen seine Anträge sauber vorlege, dann sei ein „Ja“ Formsache, ist er sich sicher. Einzig die Dauer der Prüfung sei nicht abzusehen, das hänge an den Behörden, so sein kleiner Seitenhieb.
Warum Eon/Uniper an Happurg festhält – trotz anzunehmender erheblicher Verluste („Freilich kostet der Stillstand“, so Reumschüssel) – könnte im Geld begründet liegen. Eine Sanierung allein bringt dem Konzern nichts: „Nur damit ist das Kraftwerk nicht wettbewerbsfähig.“ Nur eine Erweiterung der Leistungs- oder Speicherfähigkeit des Pumpspeicherwerks würde Gewinn abwerfen.
Zwei Pfade führen zum Ziel: Entweder wird das Volumen des derzeit 1,8 Millionen Kubikmeter fassenden Oberbeckens um mindestens fünf Prozent (dann 1,9 Mio. Kubikmeter) erhöht oder die Leistung der Turbinen und Pumpen um 7,5 Prozent. „Welches Konzept wir anwenden, ist derzeit noch offen“, sagt Reumschüssel. Und das scheinbar seit 2013: Damals ließen die Verantwortlichen bei einer Info-Veranstaltung verlauten, dass sie Ende des Jahres wissen, ob an Turbinen, Pumpen oder Volumen geschraubt wird…
Und was kostet die EnWG-Maßnahme? „Keine Ahnung“, gibt Reumschüssel offen zu. Das sei dann abhängig von der Lösung und den herrschenden Preisen bei den Bauarbeiten. Im Frühjahr wollen die Energieexperten jedenfalls wissen, welchen Pfad das Happurger Pumpspeicherwerk beschreiten soll. Dann soll es eine Info-Veranstaltung für die Bürger geben – bevor alle Unterlagen im Genehmigungsmarathon Teil zwei eingereicht werden.