SCHNAITTACH – Zum Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome vor 86 Jahren haben die Naturfreunde Lauf am 9. November zu einer aktiven Erinnerung in Schnaittach aufgerufen: Mehr als 50 Leute legten teilweise selbst Hand an, um die verblassten 17 Stolpersteine, die seit Juli 2006 vor den jeweils letzten bekannten Wohnstätten der Schnaittacher Opfer liegen, zu reinigen und zu polieren.
Das Bücken, um den Namen auf dem Stein lesen zu können, entspricht einer symbolischen Verbeugung vor den Opfern, erklärte Angela Bauer, die Vorsitzende des Vereins. Das ist auch im Sinne des Künstlers Gunter Demnig, der 1992 das Projekt „Stolpersteine“ ins Leben gerufen hatte.
Die Naturfreunde gingen symbolisch vor den Opfern auf die Knie, um mit ihrer Aktion deren Namen wieder lesbar zu machen und so die Erinnerung an die Schnaittacher Jüdinnen und Juden ins Gedächtnis zu rufen. Claudia Binswanger vom Netzwerk Jüdisches Leben & Erbe, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege in Bayern, war aus München gekommen.
Sie ging in ihrer kurzen Ansprache auf den Begriff „Heimat“ ein, was dieses schwer definierbare Wort an Gefühlen beinhaltet und was ein Verlust für Betroffene bedeuten mag. Beide Rednerinnen warnten eindringlich vor dem weiteren Erstarken des Antisemitismus und betonten die Wichtigkeit der „Erinnerungsarbeit“, gerade vor Ort.
Diese wird wach gehalten von den lokalen Akteuren Konrad Brandmüller und Matthias Reinhold sowie Birgit Kroder-Gumann und Jona Reinhold. Sie berichteten vor dem jeweiligen Stolperstein über die Biographien der Opfer und erzählten manche Anekdote, die sich im lokalen Gedächtnis bewahrt hatte oder von überlebenden Angehörigen und von Zeitzeugen erzählt wurden.
So war auf einem Foto aus den 1930ern die Meistermannschaft des 1. FCS zu sehen mit Benno Wolf, der Mitglied des Spielausschusses war. Er konnte im Juli 1938 gerade noch mit seiner Schwester nach Amerika auswandern. Seine Familie in Schnaittach wurde ermordet, es liegen hier vier Stolpersteine.