SCHNAITTACH – Für ein bundesweites Forschungsprojekt wird die jüdische Begräbnisstätte in Schnaittach von Wissenschaftlern untersucht.
Die drei Friedhöfe in Schnaittach gehören zu bundesweit 35 jüdischen Begräbnisstätten, die im Rahmen eines bundesweiten Forschungsprojekts exemplarisch erforscht und vollständig dokumentiert werden. Und das bei insgesamt 2400 solcher Friedhöfe.
Die Inschriften der Grabsteine sind bereits wissenschaftlich erfasst und seit 2019 auf der Datenbank „epidat“ des Salomon-Ludwig-Steinheim-Instituts an der Universität Duisburg-Essen abrufbar (www.steinheim-institut.de). An dem Projekt „Lasst Grabsteine sprechen“, das mit europäischen Fördermitteln unterstützt wurde, war auch die örtliche Mittelschule in Kooperation mit der Volkshochschule und dem Bayerischen Rundfunk beteiligt (die Pegnitz-Zeitung berichtete).
Grabsteine werden erfasst
Für das Projekt „Steinerne Zeugen digital“ werden nun auf allen 35 ausgewählten Friedhöfen auch die baulichen Merkmale wie Material, Formensprache, Erhaltungszustand und räumliche Anordnung der Grabmale verzeichnet.
Neben dem federführenden Steinheim-Institut unter der Leitung von Professorin Lucia Raspe ist die Universität Bamberg Projektpartnerin. Professorin Susanne Talabardon, Inhaberin des Lehrstuhls für Judaistik, hat sich Verdienste insbesondere um die fränkischen Friedhöfe erworben.
Wesentliche Erkenntnisse soll auch das Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien an der Universität Bamberg beitragen. Die Leiterin des Arbeitsbereiches Digitale Denkmaltechnologien, Professorin Mona Hess, war bereits vergangenes Jahr mit ihren Mitarbeitern mehrfach in Schnaittach, um eine Gesamtvermessung der Topografie und der Lage der Steine durchzuführen. Dafür kamen modernes Laserscanning und GPS zum Einsatz.
Auch gegenwärtig sind immer wieder Spezialisten der Bauforschung, der digitalen Denkmalerfassung und der Denkmalpflege auf den Schnaittacher jüdischen Friedhöfen unterwegs.
Am nordöstlichen Ortsrand gibt es drei Friedhofsanlagen, die erste wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet, die zweite 1834 und die dritte 1897. Erhalten sind noch 180 Grabmale. Im Nationalsozialismus wurden viele Steine geschändet und zum Teil als Baumaterial verwendet.
Von Birgit Kroder-Gumann