Nürnberger Land – Seit rund acht Wochen hat es im Nürnberger Land kaum geregnet. Der Sonnenschein sorgt bei Menschen für gute Laune, doch die Natur leidet unter der Trockenheit. Markiert diese Dürrephase den Start in das dritte regenarme Jahr in Folge? Landschaftspfleger und Bauern fürchten die Konsequenzen für Natur und Landwirtschaft.
Der Laufer Bauhof bewässert zurzeit alle zwei Wochen Bäume und Stauden im Stadtgebiet, um sie durch die trockene Zeit zu bringen. Vor allem die jungen Bäume brauchen Unterstützung. „Jetzt ist eigentlich die Zeit, in der die Bäume ihre Nährstoffe ziehen, aber dafür brauchen sie Wasser“, sagt der Laufer Beauftragte für Landschaftspflege und Baumschutz, Dieter Wölfel.
Der starke Wind trocknet die Böden zusätzlich aus. „Damit wir mit der Bewässerung pausieren können, bräuchte es mindestens über fünf Tage kontinuierlichen Landregen“, sagt Wölfel. Doch sobald es wieder einige Tage trocken bleibt, beginnt die Bewässerung erneut. Die Mitarbeiter, unterstütz von externen Dienstleistern, bewässern rund 400 Bäume alle 14 Tage mit etwa 150 Liter Wasser pro Baum.
Laut Wölfel zeigt das frühe Austreiben der Blätter und Blüten, wie warm der Frühling 2020 ist. „Ich habe die Befürchtung, dass uns das dritte Dürrejahr bevorsteht. Die Bäume leiden bereits jetzt, vor allem Arten wie die Birke, die viel Wasser braucht“, sagt Wölfel.
Aufgrund der schlechten Versorgung, unter anderem der Waldbäume, sind sie besonders anfällig für Viren, Bakterien und Parasiten. „Die Borkenkäfer haben zurzeit traumhafte Bedingungen. Es bräuchte mal ein Jahr, in dem es genug Regen gibt, um den Bäumen den Stress zu nehmen“, so Wölfel. Er rät Waldbesitzern, ihre Bäume regelmäßig auf Parasiten zu kontrollieren, um sie bei einem Befall schnell fällen zu können.
Gefahrenstufe 4 von 5
Eine weitere Auswirkung der Trockenheit ist die hohe Waldbrandgefahr, die bereits im April Stufe 4 von 5 im Nürnberger Land erreicht hat. Das liegt laut Steffen Taeger, Abteilungsleiter Forsten im Nürnberger Land, am ausbleibenden Regen, aber auch daran, dass es noch wenige Pflanzen mit gut entwickelten Blättern gibt, die Feuchtigkeit speichern. Stattdessen liege noch überall im Wald das dürre Laub des Vorjahrs. Taeger befürchtet, dass die aktuell durch die Corona-Maßnahmen beschränkten Freizeitmöglichkeiten ebenfalls die Waldbrandgefahr erhöhen, da deutlich mehr Menschen als sonst durch Wald und Wiesen ziehen.
Woher kommt die Trockenheit?
Aktuell befindet sich Deutschland in einer „blockierenden Wetterlage“, dem sogenannten „High-Over-Low“. Seit Mitte März dominieren Hochdruckgebiete das Wettergeschehen in Europa. Zurzeit liegt das Hoch „Odilo“ im Norden Europas, wo sich normalerweise das Islandtief befindet. Dagegen liegt ein Tief im Süden, wo in der Regel das Azorenhoch für sonniges Wetter sorgen würde. Die atlantischen Tiefs werden abgelenkt und um das Hoch herumgeführt. Ihr Regen kommt in Deutschland nicht an. Die besondere Wetterlage erkennt man auch an dem kräftigen Ostwind. Normalerweise dominieren in Mitteleuropa die Westwinde.
Bauern fürchten um ihre Ernte
Wenn es in den kommenden zwei Wochen nicht regnet und zwar richtig, stehen die Bauern im Nürnberger Land vor ernsten Problemen, sagt Günther Felßner, Präsident des Bauernverbands Mittelfranken. Für seine Kühe in Günthersbühl pflanzt der Milchbauer Getreide an und das Gras seiner Wiesen wird zu Heu.
„Noch verzeichnen wir keine Schäden, aber man sieht, dass die Pflanzen schlecht wachsen und wenn es noch länger trocken bleibt, können sie keine Nährstoffe ziehen und verkümmern“, sagt Felßner. Anfang Mai beginne die Hauptwachstumsphase, bis dahin bräuchten die Böden dringend Regen.
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Doch es ist nicht alles schlecht an dem sonnigen Wetter. „Durch den trockenen Boden ist die Maissaat in diesem Frühjahr sehr gut gelaufen. Wenn der Boden nass ist, drückt der Schlepper viele Samen ein“, sagt Felßner. Allerdings benötigen auch die Maissamen jetzt Wasser, um zu keimen.

Am meisten Sorgen macht sich der Günthersbühler um sein Heu. „Eigentlich würden wir bald den ersten Schnitt mähen, aber ohne Regen bringen die Wiesen keinen Ertrag. Kommt jetzt ein drittes Trockenjahr in Folge, werden unsere Futterreserven knapp“, sagt Felßner. Dann muss er für den Winter Heu einkaufen, oder sein Getreide verfüttern. „Auch das bringt Verluste, weil man das Getreide ja eigentlich verkaufen will.“
Ein erneut dürrer Sommer ist das Horroszenario der Bauern. „Selbst wenn wir teures Futter einkaufen müssen, steigen die Preise für Fleisch und Milch nicht. Früher war das in Trockenjahren ein Ausgleich, weil die knappe Ware teurer wurde. Jetzt kauft man billiges Fleisch aus dem Ausland“, sagt Felßner.
Was es für die hießige Landwirtschaft bedeuten würde, falls der trockene Sommer Standard wird, will sich Felßner gar nicht ausmalen. „Die gestressten Bäume und der sinkende Grundwasserspiegel sind schlechte Zeichen. Früher wurde der Mais in der ersten Maiwoche gesät, dieses Jahr schon Mitte April. Trockenheit, acht Grad Bodentemperatur und kein Nachtfrost mehr waren sehr früh gegeben“, sagt Felßner.