RÜCKERSDORF – Der Bau eines neuen Bürgerzentrums hat Rückersdorf jahrelang beschäftigt und im Gemeinderat für stundenlange Diskussionen gesorgt. Die Debatte über das Schicksal des Projekts in Corona-Zeiten dauerte dagegen nur zehn Minuten. In seiner Sitzung am Donnerstag beschloss der Rückersdorfer Gemeinderat einstimmig, die Planung des Zentrums einzustellen. Aber nur „vorerst“.
Fehlende Steuereinnahmen in Folge der Corona-Pandemie lassen laut den Fraktionen keine andere Entscheidung zu, auch wenn diese schweren Herzens fiel. „Ich halte das Projekt nach wie vor nicht für überzogen, der Bedarf der Bevölkerung ist da, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist der Bau nicht umsetzbar“, sagte Claudia Amm (SPD) und die anderen Fraktionssprecher schlossen sich ihr an.
Verständnis der Fachplaner
Laut Bürgermeister Johannes Ballas hat Rückersdorf für die bisherigen Planungen des Zentrums weniger als 100 000 Euro ausgegeben. Nun wurden alle laufenden Verträge aufgelöst. „Der Architekt und die Fachplaner haben Verständnis gezeigt“, sagte Ballas. Ob und wann die Planungen wieder aufgenommen werden, sei noch nicht abzusehen.
Ganz ohne Ausgaben kommt die Gemeinde allerdings nicht davon: Die denkmalgeschützte Scheune auf dem geplanten Grundstück des Bürgerzentrums in der Rückersdorfer Schlossgasse muss instand gehalten werden.
Seit fünf Jahren im Gespräch
Seit fünf Jahren stand das neue Bürgerzentrum im Raum, seit drei Jahren existierten konkrete Pläne und die Gemeinde plante groß: Der Anbau an die Scheune sollte einen Saal und mehrere Proberäume umfassen, nutzbar für Vereine, Musiklehrer, Kulturveranstalter, Senioren- und Jugendgruppen.
Sanierungsbedürftiger Saal
Der Archtitekt schätzte die Baukosten auf mindestens drei Millionen Euro.
Doch der Platzbedarf rechtfertigt die Ausgaben, davon war die Mehrheit der Gemeinderäte unter Bürgermeister Ballas’ Vorgänger Manfred Hofmann überzeugt. Der sanierungsbedürftige und nicht barrierefreie Bürgersaal sollte verkauft werden.
Doch die Aussicht, dass Rückersdorf für den gleichzeitigen Bau von Bürgerzentrum, Feuerwehrhaus und Waldschule mehrere Millionen Euro Schulden aufnehmen muss, senkte die Begeisterung für das groß geplante Bürgerzentrum vor allem in der CSU und bei Teilen der Bevölkerung.
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Bürgerbehren 2017
Die Rückersdorfer Ingeborg Thron, Thomas Balles und Knud Braeske initiierten 2017 ein Bürgerbegehren und sammelten für ihre Forderung, den Neubau der Waldschule zu priorisieren, rund 1000 Unterschrifen. Doch das Bürgerbegehren wurde von der Gemeindeverwaltung aufgrund der unklar formulierten Forderung abgelehnt.
Seit Mai sitzen Thron und Balles im Rückersdorfer Gemeinderat. Drei Jahre nach dem Scheitern ihres Bürgerbegehrens haben sie ihr Ziel erreicht: Der Bau des Bürgerzentrums muss warten.
Lieber ein paar Blitzer aufstellen und weitere Geschäfte schliessen, hach, oder in die schöne norma zum shoppen gehen!
Rückersdorf hat so viel zu bieten!