RÜCKERSDORF – Drei Kandidaten treten in Rückersdorf für das Amt des Bürgermeisters an. Manfred Hofmann, der parteilose amtierende Bürgermeister, Johannes Ballas, Fraktionschef der CSU im Gemeinderat und Karl-Josef Raab-Seibold, Gemeinderat der Grünen, wollen die Wähler überzeugen.
Das Interesse ist groß. Als die Kandidaten sich im Bürgersaal einer Diskussion auf dem Podium stellten, strömen die Zuhörer. Die Helfer stellen immer neue Stuhlreihen auf, der Rest muss stehen. Mehr als 200 Besucher lauschen den Antworten von Hofmann, Ballas und Raab-Seibold auf die Fragen von Moderator Stephan Sohr, Chefredakteur der Nürnberger Zeitung, und derjenigen, die sich ans Mikrofon wagen.
Wer sich an diesem Abend auf eine Diskussion mit scharfen Tönen und knallharter Kritik gefreut hat, wird enttäuscht. Trotz der in Rückersdorf teils tiefen Gräben zwischen den Fraktionen fassen sich die Kandidaten recht zart an und verpassen es so, ihr Profil zu schärfen.
Der amtierende Bürgermeister Manfred Hofmann nutzt den Abend, um seine Erfolge aufzuzählen und Probleme anhand von Zahlen und juristischen Hindernissen zu erklären. Am Ende seiner zwei Minuten Redezeit fehlt ihm bei einigen Themen die Zeit, eine Lösung vorzuschlagen.
Auf die Frage Stephan Sohrs, warum er noch einmal kandidiert und damit seinen 2019 angekündigten Abtritt zurücknimmt, hat sich Hofmann vorbereitet: „Große Projekte, wie die Waldschule und das Feuerwehrhaus, sind im Gang oder kurz vor der Vollendung. Ich will sie vervollständigen.“ Hofmann wird diesmal nicht für SPD, RUW und die Grünen antreten, sondern hat die „Bürgerinitiative Rückersdorf“ hinter sich. Er kann nur auf die Direktstimmen der Rückersdorfer hoffen.
Die Rückersdorfer einbeziehen
Neben ihm steht Johannes Ballas, der fast jede Aussage Hofmanns mit hochgezogenen Augenbrauen quittiert. Die beiden sind wie schon vor sechs Jahren Konkurrenten um das Amt des Bürgermeisters und diesmal will der 57-jährige CSU-Mann es schaffen. Unter ihm würden die Rückersdorfer mit in die Ortsentwicklung einbezogen und die Informationen fließen. „Anders als in den letzten sechs Jahren“, so Ballas. Das Argument der Beteiligung baut Ballas fast in jede Antwort ein. Sein Vorteil ist seine Bekanntheit. Und er weiß, dass er mit der CSU die größte Fraktion hinter sich hat.
Hinter dem dritten Tisch steht der Newcomer. Karl-Josef Raab-Seibold sitzt für die Grünen im Gemeinderat und geht als Kandidat von SPD, RUW und Grünen ins Rennen. Der 61-jährige Ingenieur hat von allen Dreien die geringste Rede-Erfahrung und muss im Wahlkampf vor allem seine Bekanntheit steigern.
Doch die aktuelle grüne Welle und die mit SPD, RUW und Grüne voraussichtlich größte Wählergruppe, sind Raab-Seibolds Vorteil. Auf die Diskussion hat er sich ausgezeichnet vorbereitet. Im Gemeinderat vor allem auf grüne Themen konzentriert, macht er im Bürgersaal solide Vorschläge für die Weiterentwicklung Rückersdorfs und korrigiert mehrere Male die Aussagen seiner Konkurrenten. Bei manchen seiner Ansätze, wie der Begrünung von Wänden und Dächern Rückersdorfs, geht ein kritisches Murmeln durch den Raum, doch Raab-Seibold beruhigt seine Zuhörer: „Wir werden natürlich niemanden zwingen, sein Haus umzubauen, aber wir können als Gemeinde mit gutem Beispiel voran gehen.“
Was tun gegen das Ladensterben?
Auf diesen Zug springt auch Hofmann auf: „Die Waldschule wird übrigens vollkommen klimaneutral gebaut“, so Hofmann, doch damit kann er nicht wirklich punkten. In Sachen Schule interessieren die Rückersdorfer Bürger im Moment andere Dinge. Erstmal soll der Bebauungsplan Form annehmen.
So ist das Ladensterben eines der großen Themen des Abends. „In der kommenden Legislaturperiode will ich den Kontakt mit Unternehmern fördern, unter anderem durch ein Unternehmerfrühstück mit Beteiligung der Öffentlichkeit. Aber der Anwohner, der den Metzger im Dorf halten will, muss eben auch dort einkaufen“, sagt Hofmann.
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Diesen Vorschlag verwandelt Ballas in einen Vorwurf: „Der Kontakt zu Unternehmern wäre auch in den letzten sechs Jahren schon möglich gewesen. Da hilft auch keine Einladung zum Frühstück, sondern nur die regelmäßige persönliche Ansprache“. Er erhält dafür viel Applaus.
Raab-Seibold packt die grünen Argumente aus: „In Rückersdorf existiert das Publikum, das sich für Unverpackt- und Bioläden interessiert. Für große Supermärkte sind die Flächen sowieso unattraktiv, deswegen müssen wir direkten Kontakt zu Unternehmen aufnehmen“.
Sicherheit für Fußgänger
Die Themen Bürgersaal und Waldschule lösen die üblichen Diskussionen um Priorisierung der Schule und den gleichzeitigen Bau eines Bürgerzentrums für bisher geschätzte vier Millionen Euro aus, dessen Pläne laut Ballas und Raab-Seibold wieder abgespeckt werden müssen. Ballas Vorschlag, in die Schule einen Ort der Versammlung zu integrieren, wird von seinen beiden Konkurrenten allerdings in den Erdboden gestampft.
Barrierefreiheit des Rückersdorfer Bahnhofs und die Sichere Querung der B14 sind Themen, die den Bürgern auf den Nägeln brennen. Doch da haben die Kandidaten keine Lösung. Beides liege nicht in ihrer Hand, sondern bei Bahn und Bund. Es ist alles offen in Rückersdorf.