Ezelsdorf: Dorfweiher-Areal wird Blumenwiese

Flowers First

Derzeit wird der Platz noch aufgefüllt und für die Aussaat vorbereitet. An den alten Wasserplatz erinnert jetzt schon nichts mehr. | Foto: Gisa Spandler2021/03/Ezelsdorf-Dorfweiher-scaled.jpg

EZELSDORF – Der Gemeinderat beschließt, zunächst die Blumenwiese auf dem Areal des ehemaligen Dorfweihers zu realisieren, obwohl sich ein Investor für eine Bebauung dort interessiert.

Ein kleiner Fleck in der Dorfmitte erhitzt nach wie vor die Gemüter im Gemeinderat: Erst im Dezember hatte man sich nach längeren Diskussionen und Planungen im Ort, im Gremium und dem engagierten Dorfverein darauf geeinigt, den vernachlässigten, mittlerweile zugeschütteten Weiher zunächst als Blumenwiese anzulegen – aus Kostengründen. Nun hat sich offensichtlich ein Interessent im Rathaus gemeldet, der das Filetstück bebauen möchte. Das löste verschiedene Irritationen aus.

Das Bauamt informierte, dass man dem Bewerber mitgeteilt habe, dass zunächst eine Blumenwiese dort angelegt werden solle, an eine Bebauung sei aktuell (noch) nicht gedacht. Dies sahen die meisten Gemeinderäte in ihrer lebhaften Diskussion ähnlich.

Peter Müller (CSU) stellte fest, dass der jüngste Beschluss doch noch gar nicht so alt sei und nicht schon wieder gekippt werden sollte. Wenn die rechte Zeit einmal gekommen sei, dann sollte man auf jeden Fall an ein Projekt mit „Mehrwert“ denken, vielleicht an altersgerechtes Wohnen. Auf keinen Fall solle man jetzt aber an irgendeinen Bauträger verkaufen. Wolfgang Lahm (SPD) konnte zunächst nur anmerken, dass man viel zu wenig über die Absichten wüsste, und Björn Reese (FW) hielt die Diskussion für überflüssig, schließlich habe man ja erst einen gültigen Beschluss gefasst.

Anders sah das Stefan Vitzthum (SPD), der sich im Vorstand des Ezeldorfer Dorfvereins engagiert, der lange für einen attraktiven Dorfmittelpunkt an dieser Stelle gekämpft hat, sich mit seinen Vorstellungen aber nicht durchsetzen konnte. Er warb dafür, den potentiellen Investoren anzuhören. „Wichtig ist, dass er sein Anliegen an einen sinnvollen Zweck bindet“, gab er zu bedenken. Und erläuterte anschließend, was er darunter versteht. Man müsse hier langfristig denken. „Ich als Ezelsdorfer will nicht, dass immer mehr Nahversorgung aus dem Ort verschwindet“, begründete er seine offene Haltung. Er dachte dabei wohl weniger an Wohnbebauung als vielmehr an Läden und Geschäfte.

Ortskern beleben

Auch den Umweltaspekt sprach er an, denn wer die Dinge des täglichen Gebrauchs nur in einem entfernteren Ortsteil erhält, fährt mehr mit dem Auto. Mit einer Bäckerfiliale, einem Café, Friseur, Metzger oder vielleicht einer Eisdiele könne man dem Trend des aussterbenden Ortskerns engegenwirken, appellierte er an seine Gemeinderatskollegen. Schließlich lebten viele Kinder, aber auch Gewerbetreibende, in der Nachbarschaft und mehr Handel und Geschäfte könnten den Ortskern gewinnbringend für die Bürger beleben.

Klaus Wagner (FW) reagierte erstaunt auf die Vorschläge und sprach von einem überraschenden Sinneswandel. Er erinnerte daran, dass er vor wenigen Jahren den Weiher als solchen beerdigen wollte und auf dem Gelände des Kreislehrgartens wieder errichten, um das Gelände in der Dorfmitte anderweitig zu verplanen. Damals konnte er sich damit nicht durchsetzen, und als man mit dem Dorfverein gesprochen habe, hieß es „alles, bloß keine Bebauung“.

Platz für weitere Nutzung öffnen?

Bürgermeister Heinz Meyer hielt sich mit Vorschlägen zurück, lobte aber, dass es gut sei, sich grundsätzlich Gedanken zu machen, was man vor Ort braucht und ob man den Platz so lassen oder für weitere Nutzung öffnen wolle. Sollte man an Bebauung denken, müsse man wiederum entscheiden, ob es in Richtung seniorengerechtes Wohnen gehen oder ob Geschäfte im Vordergrund stehen sollten.

Auf das Unverständnis von Seiten der Freien Wähler reagierte Wolfgang Lahm recht ungehalten. „Wir haben 15 Jahre lang für den Weiher gekämpft und ihr habt das damals platzen lassen“, warf er den Kollegen vor, gewissermaßen als Rechtfertigung, warum man sich nun anders orientieren wolle. Heinz Holzammer (SPD) sprang ihm bei: „Wir haben doch immer gesagt, dass wir wollen, was die Bürger wollen.“
Und Stefan Vitzthum warnte eindringlich: „Wenn das Dorf erst einmal komplett eingeschlafen ist, können wir es nicht mehr beleben. Wenn wir zu lange warten, werden wir nie mehr einen finden, der da investiert.“

Zeit noch nicht reif für Entscheidung

Quer durch die anderen Fraktionen wurde allerdings die Ansicht vertreten, sich erst einmal mit der Blumenwiese zufrieden zu geben. Alexander Bock (CSU): „Wir können uns vorstellen, was zu entwickeln, aber der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.“ Florian Nerreter (FW): „Erst die Blumenwiese realisieren, dann entscheiden, was man macht.“ Und Bernd Michl (Grüne): „Es wurde beschlossen, wegen der Pandemie die Planungen einzustellen, deshalb sollte man erst danach beraten, wie es weitergehen soll.“
Gegen die SPD-Stimmen von Lahm, Holzammer und Vitzthum wurde beschlossen, vorerst nicht in eine Planungsphase für Bebauung einzutreten. Sollte sich zwischenzeitlich ein Bewerber melden, so wird ihm mitgeteilt, dass man sein Interesse im Auge behält, derzeit aber nicht aktiv wird.

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