Viele Anfragen an Altdorfer Landwirt

Viel mehr Blumenwiesen-Pächter als erwartet

So wird es im Sommer auf der Hochfläche bei Klingenhof aussehen: links vom Weg die Blumenwiese als Weide für Bienen und andere Insekten, rechts landwirtschaftlich genutzte Fläche. | Foto: Fotolia2019/02/Hegnenberg-Blumenwiese1.jpg

HEGNENBERG – Am Anfang war es nur ein trotziges Experiment von Thomas Bobisch, eine Reaktion auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Der junge Hegnenberger Landwirt war der festen Überzeugung, dass viele Bienenretter zwar schnell für ihr Anliegen unterschreiben aber sehr zögerlich wären, wenn es darum geht, selbst etwas zu tun. Bobisch bot deshalb Blühflächen an, 100 Quadratmeter Land, bepflanzt mit einer Blumenwiese als Insektenweide, für eine Jahrespacht von 50 Euro. Mit maximal einem halben Dutzend Interessenten hatte der Milchbauer aus Hegnenberg gerechnet. Zwischenzeitlich hat er 95 Blumenwiesen-Pächter in seiner Kartei. Und es kommen weitere Anfragen.

Nie und nimmer hat sich Thomas Bobisch ein so großes Interesse an seinem Angebot vorstellen können. „Manche Leute pachten sogar zwei oder drei Parzellen, andere verschenken eine, dann rufen Vereine an.“ Im Gespräch mit Bobisch wird deutlich, dass der Landwirt immer noch erstaunt darüber ist, was sein Angebot bewirkte.

Interessenten an den Blühwiesen kommen nicht nur aus der Region, Anrufe kamen bis aus München, von wo sich eine Mitarbeiterin der BMW-Marketingabteilung meldete: „Ich wollte beim Volksbegehren nicht nur unterschreiben, ich wollte selbst etwas tun.

Viele Telefonate

Bobisch hat in den vergangenen Wochen zahllose Telefonate geführt mit den Leuten, die von ihm Blumenwiesen pachten wollten. Erstaunlich war für ihn immer wieder, dass einige gar nicht wussten, für was sie im einzelnen beim Volksbegehren unterschrieben hatten, ebenso erstaunlich aber auch die Tatsache, dass eine ganze Reihe von Nicht-Unterzeichnern dabei war. Es sei eben nicht so einfach, für den Artenschwund allein die Landwirtschaft verantwortlich zu machen, hätten ihm viele gesagt.

Jetzt sind da also 95 Leute, die demnächst auf einem Feld auf der Hochfläche bei Klingenhof ihre Blühwiese pachten, jeweils 100 Quadratmeter. Weil einige gleich mehrere Stücke pachten, kommt Bobisch derzeit auf rund 1,2 Hektar, die er ab Mai statt mit Getreide mit einer Blühmischung bepflanzt.

Thomas Bobisch wurde vom großen Interesse an seinem Angebot vollkommen überrascht. Er hatte mit etwa einem halben Dutzend potentieller Blumenwiesen-Pächter gerechnet, jetzt haben sich schon 95 bei ihm gemeldet. | Foto: Blinten2019/02/Hegnenberg-Bobisch-2.jpg

Auf dem Feld stellt er dann ein Schild auf, versehen mit Informationen und den Namen aller Pächter. Mit seiner Frau Lisa hat er eine Facebook-Seite erstellt (www.facebook.com/bluetenacker) erstellt, hat unter Beihilfe eines Cousins, der als Graphik-Designer arbeitet, Zertifikate entworfen und sich über Blühmischungen informiert, außerdem ungezählte Telefongespräche geführt. Kurzum: Weil sein trotziges Experiment ein ganz anderes Ergebnis brachte als zunächst erwartet, hat er sich auch eine Menge zusätzlicher Arbeit aufgeladen. Und das ist jetzt erst einmal nur der Anfang.

Sind 50 Euro zu viel?

Kritiker haben sich auch schon gemeldet, auch aus den Reihen seiner Berufskollegen. Einige davon befürchten, dass Bobisch mit seinem Angebot die Pachtpreise nach oben treiben wird.

Andere behaupten, 50 Euro Jahrespacht für 100 Quadratmeter Blumenwiese sei einfach zu hoch. Dabei pflanzen sich die Blumen ja nicht von alleine. Der Landwirt muss mit seinem Schlepper arbeiten, mit Pflug, Kreiselegge und Sähmaschine. Er muss die Maschinen versichern und in einer Halle unterstellen, und er muss Diesel kaufen und Saatgut. Alle diese Voraussetzungen für das Anlegen einer Blumenwiese kosten Geld.

„Wer seinen Gärtner beauftragt, im heimischen Garten eine 100 Quadratmeter Fläche für eine Blumenwiese vorzubereiten und dann eine Blühmischung anzusähen, wird mehr als 50 Euro bezahlen“, sagt Bobisch. Mit der Kritik kann er leben.


Dabei erhält der Hegnenberger Landwirt bislang ohnehin deutlich mehr Zuspruch als Kritik. Etwa vom Altdorfer Alpenverein, der sich für eine Pachtfläche ebenso interessiert wie die Altdorfer Freiwilligenagentur Alfa. Die meisten Interessenten allerdings kommen nicht aus Altdorf und den Ortsteilen der Wallensteinstadt, sondern aus Burgthann und Feucht. Hier war auch die Beteiligung am Bürgerbegehren besonders hoch.

Fotos auf Facebook

Wenn es im Mai losgeht und Bobisch seine Blühmischungen aussät, wird er die Facebookseite www.facebook.com/bluetenacker mit einer Anfahrtsskizze und einer Karte bestücken. Außerdem werden dann kontinuierlich Fotos veröffentlicht, die dokumentieren, wie sich die Blumen auf der Hochfläche entwickeln. „Und dann können die Leute sich auf der Seite äußern“, sagt er und freut sich schon jetzt über die Resonanz.

Landwirt Peter Bodendörfer aus Kleedorf hat auf Ebay Blühflächen zur Pacht angeboten und war ganz am Anfang enttäuscht über den Rücklauf. Inzwischen kann er sich allerdings über mangelndes Interesse nicht mehr beklagen. Im Gespräch mit Thomas Bobisch berichtete Bodendörfer, dass sich potentielle Blumenwiesen-Pächter aus der ganzen Welt gemeldet hätten.

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