Tabor heuert Anwalt an

Hilfe aus dem Hambacher Forst

Auf einer über 50 Hektar großen Fläche könnte künftig im Wald bei Röthenbach Quarzsand abgebaut werden. | Foto: Felix Röser2021/05/Altdorf-Sand-Abbau1-scaled.jpg

ALTDORF – Gegen den drohenden Sandabbau im Reichswald formiert sich Widerstand. Altdorfs Bürgermeister Martin Tabor informiert in einer Videokonferenz mit Vertretern der Bürgerinitiative und der Naturschutzverbände über den Verfahrensstand.

Eine Fläche von umgerechnet 70 Fußballfeldern ist akut bedroht: Die Auswirkungen auf Umwelt und Lebensqualität wären aus Sicht der Gegner des Abbaus verheerend, wenn der geplante Quarzsandabbau im Reichswald nordwestlich von Röthenbach und südlich der A 6 umgesetzt würde. „Absolut inakzeptabel“, nennt Bürgermeister Martin Tabor das Projekt und wird dabei auf breiter Front vom Stadtrat, den ebenfalls tangierten Gemeinden Winkelhaid und Leinburg, der neu gegründeten Bürgerinitiative, dem Bund Naturschutz auf Orts- und Kreisebene und dem Fränkischen Albverein unterstützt.

Droht das dem Reichswald? Die Sandschichten bei Röthenbach sind über zehn Meter mächtig. Deshalb ist das Gebiet seit Jahren im Regionalplan der Industrieregion Mittelfranken als Vorrangfläche für den Sandabbau gekennzeichnet. Symbolfoto: Natascha/stock.adobe.com2021/05/Altdorf-Sand-Abbau-scaled.jpg

Es sei bemerkenswert, so Tabor, wie schnell und mit welcher Professionalität sich die Bürgerschaft organisiert habe. Der Rathauschef hat umgehend das Gespräch mit Landkreischef Armin Kroder und der Regierung von Mittelfranken gesucht und kann hier einen ersten Teilerfolg vermelden: Die Frist für eine Stellungnahme der Stadt Altdorf zu dem Vorhaben wurde vom 21. Mai auf Anfang Juni verlängert.

Versierter Rechtsbeistand

Im Falle einer juristischen Auseinandersetzung bedürfe es klageberechtigter Partner, erklärt Tabor. Als Rechtsbeistand hat der Rathauschef mit Rechtsanwalt Dirk Teßmer einen Fachmann für den Abbau von Rohstoffen im Tagebau an seiner Seite. Teßmer war unter anderem an dem Verfahren beteiligt, das zum Rodungsstopp am Hambacher Forst führte.

Auch vor dem Hintergrund des aktuellen Urteils des Bundesverfassungsgerichtes, wonach das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung als in Teilen verfassungswidrig erklärt wurde, sieht der Jurist substanzielle Ansatzpunkte, um den Quarzsandabbau zu verhindern. Auf Nachfrage teilt Tabor mit, dass eine Umsetzung des geplanten Projektes nicht mit einem Gewinn an Arbeitsplätzen einhergehe. Zur Frage alternativer Standorte weist er darauf hin, dass Altdorf derzeit mit der PWC-Anlage in Eismannsberg und der drohenden Stromtrasse P53 erheblich von großen Infrastrukturprojekten betroffen sei.

Stellungnahme mittels Textvorlage

Eine rechtliche Einordnung des geplanten Vorhabens aus Sicht der Verwaltung gibt Bernhard Dotzer, Leiter des Stadtbauamtes. Nahezu überwiegend seien Bannwald- und Biotopstrukturen von den Planungen betroffen, so Dotzer. Der Sandabbau solle in drei Abschnitten erfolgen und sich über 35 Jahre mit einem jährlichen Abbau-Volumen von 300 000 Tonnen erstrecken. Die geplanten Zu- und Abfahrten würden eine tägliche Verkehrsbelastung von 20 bis 60 Lastwagen bedingen.

Erschwerend komme bei den Planungen hinzu, dass auch das Trinkwasserschutzgebiet nördlich der A6 davon tangiert werde. Dotzer betont, wie wichtig insbesondere die Stellungnahmen unmittelbar Betroffener gegen das geplante Vorhaben seien. Auf der Website www.sandabbau-altdorf.de gibt es Textbausteine für entsprechende Einwände.


Eine Gefahr für die Röthenbachklamm

Heide Frobel, Vorsitzende der Kreisgruppe des Bund Naturschutz, gehört zu den Bündnispartnern. „Für den Bannwald gibt es eine Schutzgebietsverordnung“, sagt Frobel. Jeder Verlust müsse 1:1 ersetzt werden, und es mangele an Ausgleichsflächen. Auch Frobel sieht fundierte Gründe für den Widerstand gegen das Projekt, so zum Beispiel, dass insgesamt 30 Prozent der geplanten Abbaufläche in kartierten Biotopen sei. Dass man bis zu 50 Meter in der Tiefe graben wolle, gefährde die Röthenbachklamm unmittelbar: Der Wasserspiegel würde sinken, die Trinkwasserqualität entsprechend leiden. Überdies drohe bei der Renaturierung, also der Auffüllung von Flächen, die Verwendung belasteten Materials.

Verantwortlich für die Website sandabbau-altdorf.de, eine Petition, Auftritte in den sozialen Medien, einen Film mit Statements von Altdorfern sowie eine Printkampagne gegen den Quarzsandabbau ist die BI „Nein zum Sandabbau bei Altdorf“. Deren Sprecher Aaron Mühlendyck betont, wie groß die Betroffenheit der Altdorfer Bevölkerung und die Entschlossenheit zum Widerstand sei. Tessa Ganserer, Grünen-Landtagsabgeordnete und Hauptnaturschutzwartin im Fränkischen Albverein, empfiehlt, die Online-Petition formal an den Bayerischen Landtag zu richten, damit alle Fraktionen sich dazu politisch positionieren müssen.

Bis zum 21. Mai können Stellungnahmen gegen den geplanten Quarzsandabbau abgegeben werden. Weitere Infos dazu gibt es auf der Website www.sandabbau-altdorf.de. Am heutigen Samstag informiert der Bund Naturschutz Altdorf-Winkelhaid von 9 bis 12 Uhr erneut am Markt in Altdorf über den drohenden Sandabbau und sammelt weitere Unterschriften. Die Online-Petition ist hier zu finden: www.openpetition.de/petition/online/rettet-den-roethenbacher-wald-nein-zum-sandabbau-bei-altdorf

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren