ALTDORF – Am Montag wird das Gremium entscheiden, ob mobile elektrische Raumluftfilter in den Klassenräumen angeschafft werden sollen, um die Schüler vor Sars-Cov-2-Viren zu schützen und Präsenzunterricht zu gewährleisten.
Das Altdorfer Ehepaar Anja und Dr. Markus Sandrock engagiert sich für die Aufrechterhaltung des so wichtigen Präsenzunterrichts an der Grundschule, indem es für alle vierten Klassen mobile Raumluftfilter auf eigene Kosten anschafft (wir berichteten). Diese Geräte, die sechsmal pro Stunde automatisch die Luft austauschen und damit die Virenlast im Zimmer drastisch reduzieren, sind nun bereits geliefert und harren ihres Einsatzes.
Der war im Vorfeld nicht unumstritten, schließlich kostet ein Exemplar 5000 Euro und nach der Anschaffung für eine Klassenstufe musste damit gerechnet werden, dass auch andere Klassen die Anschaffung solcher Geräte fordern würden. Zudem gab es Expertenmeinungen, die die Wirksamkeit der Filter im Vergleich zum effektiven regelmäßigen Lüften anzweifelten. Genau anders herum sieht das nicht nur der Mediziner Sandrock, der auf seine Erfahrung mit diesen Apparaten in Operationssälen verweist. Auch jüngere Studien belegen eben diese Effektivität der Geräte, möglichst in Kombination mit Plexiglastrennwänden.
Bürgermeister Martin Tabor ließ sich nach anfänglichem Zögern von der Sinnhaftigkeit der mobilen Filter überzeugen und hat die Anschaffung weiterer Apparate für alle anderen Klassen, für die die Stadt der Aufwandsträger ist, in Aussicht gestellt. Vorausgesetzt, der Stadtrat, der die Mittel für den Erwerb billigen muss, gibt mehrheitlich grünes Licht. Tabor hat das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung am Montag, 7. Dezember, gesetzt. Mitentschieden wird dann auch über die Anschaffung der transparenten Trennwände für die Sitzreihen der Schüler, denn das Virus breitet sich ja in alle Richtungen aus.
Effektivität bestätigt
Auch an anderer Stelle wird mittlerweile überlegt, ob die Anschaffung der Filter im Sinne der Gesunderhaltung von Schülern (und Lehrern) unterstützt werden solle. Das bayerische Kultusministerium hatte sich zu Beginn der zweiten Corona-Welle hauptsächlich auf die Empfehlung des Umweltbundesamts berufen, das häufiges und regelmäßiges Lüften der Klassenräume für ausreichend hält. Nach einer groß angelegten Studie der Bundeswehr-Universität in Neubiberg, die Professor Christian Kähler durchführte und die die Effektivität der mobilen Raumluftfilter bestätigt, hat man Anfang Oktober auch im Ministerium ein Förderprogramm zur Anschaffung solcher Apparate aufgelegt. Allerdings unter der Einschränkung, dass dieses nur bei Klassenräumen greift, bei denen „gezieltes Fensteröffnen“ nicht möglich ist.
Aufgrund des Artikels im Boten vom 6. November über das Engagement der Sandrocks hat der heimische Landtagsabgeordnete Norbert Dünkel (CSU) nun eine Anfrage an das Ministerium für Unterricht und Kultus gerichtet, mit der Bitte um „Bewertung und Stellungnahme, ob Raumluftfilter geeignet sind, den Präsentzuntericht in Schulen zu gewährleisten und ob das Förderprogramm dahingehend geändert werden kann, um alle Schulen bei der Anschaffung solcher Geräte zu unterstützen“. Im Ministerium ist man aber nach wie vor der Meinung, dass Luftreiniger „regelhaft das Lüften nicht ersetzen“ können.
Mehrere Minuten Stoßlüften
Nur „ein Bündel von Maßnahmen“ sei sinnvoll, also das Beachten der Abstands- und Hygieneregeln sowie das Maskentragen und eben fachgerechtes Lüften. „Keine dieser Maßnahmen alleine ist ausreichend…“, heißt es in einer Stellungnahme aus München. Dort findet man, dass mindestens alle 45 Minuten „eine Stoßlüftung beziehungsweise Querlüftung durch vollständig geöffnete Fenster über mehrere Minuten (mindestens 5 min)“ vorzunehmen ist.
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Dass dies nicht ausreicht, hat dagegen Internist und Kardiologe Dr. Sandrock vorgerechnet. Sechsmal in der Stunde müsste man seiner Meinung nach lüften, um die Virenlast effektiv zu reduzieren. Doch im Ministerium bleibt man dabei: „Aktuell gibt es somit keine allgemeine Empfehlung, alle Klassen- und Fachräume pauschal mit Luftreinigungsgeräten auszustatten; Luftreinigungsgeräte ersetzen nicht das freie Lüften“, schreibt ein Vertreter an Norbert Dünkel und begründet so das Festhalten der Staatsregierung an ihrem bisherigen Förderkonzept.
Auf eigene Faust
Nicht überall sieht man dies so. In acht Bundesländern werden im großen Stil Raumluftreinigungsgeräte an Schulen verwendet. Da in Bayern aber noch immer die oben zitierten Grundlagen gelten, manche Kommunen dies jedoch für nicht ausreichend halten, werden punktuell die Filter auf Kosten der Sachaufwandsträger angeschafft, Altdorf hat sich hier ja auf den Weg gemacht. Ein Stück weiter sind die Grundschulen von Neubiberg und Unterbiberg. Der Gemeinderat hat dort die Anschaffung solcher Geräte für jeden Raum beschlossen.