BEHRINGERSDORF – Fritz Körber sagt, diese 80 Jahre haben sich gelohnt. „Ich habe meine Leben bis heute gelebt und nicht verlebt“, so Körber. Auch mit seinem Vornamen ist er zufrieden: „Der Name Fritz kommt von Friedrich und ich interpretiere ihn als ,Friedensstifter‘. Das ist auch seit vielen Jahren mein Ziel, ich möchte mich für die Völkerverständigung engagieren.“
Fritz Körber weiß über die vergangenen Jahre viel zu erzählen. Er erinnert sich an erstaunlich viele Details seiner Erlebnisse, die ihm teilweise noch heute Tränen in die Augen treiben. Andere Geschichten bringen ihn zum Lächeln. Dann sieht er den kleinen Jungen, der im Wald die Zigarettenstummel der Amerikaner auflas. „Bis zur Währungsreform hat man ja mit Zigaretten und nicht mit Reichsmark bezahlt.“
Körber wirkt körperlich fit und hellwach. Wahrscheinlich verdankt er das unter anderem seinem jahrelangen Hobby Rennradfahren. „Kürzlich habe ich mir ein neues Rad gekauft“, erzählt er mit stolzem Unterton.
Stolz ist der Altbürgermeister von Schwaig auch auf die Auszeichnungen für sein soziales Engagement wie das Bundesverdienstkreuz, die Anerkennung als Ehrenbürger der Gemeinde Schwaig und die Ernennung zum „Officier dans l‘Ordre des Palmes Académiques“ in Frankreich.
„Der Krieg war eine grausame Zeit“
Laut Körber waren seine Kindheitserfahrungen der Initiator für sein soziales Engagement. Geboren am 1. September 1939, wuchs er in Behringersdorf zur Zeit des zweiten Weltkriegs auf. „Am Tag meiner Geburt ist mein Vater in die Wehrmacht eingezogen worden und kämpfte in Frankreich und Russland.“ Hans Körber sei als veränderter Mensch zurückgekommen, was ihre Beziehung belastet habe.
Seine Mutter Maria Körber beschreibt er als den „Maßstab aller Dinge“ in seinem Leben. „Sie hat für mich, meinen Bruder Hans und meine Schwester Adelheid im Krieg allein sorgen müssen und ihr ist immer etwas eingefallen. Sie kam aus Wellheim und wir sind in der Zeit der schweren Hungersnot mit dem Zug zu ihren ehemaligen Klassenkameraden gefahren, um Kartoffeln und Eier zu holen. Sie hatte mich dafür immer dabei, denn ich war nicht nur dünn, sondern durchsichtig“, erzählt Körber. Der Krieg sei eine grausame Zeit gewesen, die sich nicht mehr wiederholen dürfe.
Körber besuchte acht Jahre lang die Behringersdorfer Schule, bevor er im Alter von 14 bis 16 Jahren eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann in Nürnberg absolvierte. Im Alter von 20 Jahren wechselte er in das Nürnberger Delikatessenhaus „Engelbrecht“ und übernahm dort die Gestaltung der Schaufenster. „Die Schaufenster wurden in Wettbewerben prämiert und weil ich gute Ideen hatte, habe ich mehrmals den ersten Preis gewonnen. Das waren dann zum Beispiel 100 Weinflaschen oder eine Einkleidung bei Wöhrl.“
Vom Schaufenster zum Sozialamt
1974 beschloss Körber, einen neuen Weg einzuschlagen und wechselte in die Verwaltung der Stadt Nürnberg. Dort wurde er Mitarbeiter im Sozialamt. „Das Sozialamt war die Richtschnur in meinem Leben. Dort konnte ich mein Organisationstalent beweisen und vielen Menschen helfen“. so Körber. Im Jahr 2000 ging er in Rente. „Ich habe das Sozialamt nur schweren Herzens verlassen.“
Sein Organisationstalent nutzte Körber auch in seiner Zeit als Politiker. 1971, im Alter von 32 Jahren, trat er in die SPD ein. „Bereits ein halbes Jahr später war ich Fraktionsführer der SPD Schwaig und wurde zum Gemeinderat gewählt“, sagt Körber.
1982 kandidierte er für den Bezirksrat und übernahm zwei Legislaturperioden später für neun Jahre das Amt des Vizepräsidenten des Bezirkstags Mittelfranken. Von 2000 bis 2006 hatte Körber das Amt des Schwaiger Bürgermeisters inne.
Aktiv für die Völkerverständigung
Die gleichzeitige Arbeit für Stadtverwaltung und Politik sei eine große Herausforderung gewesen. „Ich habe gearbeitet wie ein Ochse.“ sagt Körber. Für sein Ziel, als „Friedensstifter“ zu wirken, reichte Fritz Körber das Sozialamt und die Lokalpolitik jedoch nicht aus. Einen Namen machte er sich vor allem durch seine Hilfsprojekte in Frankreich, Polen, der Ukraine und im Kosovo.
„1983 fuhr ich mit anderen Mitgliedern des Bezirksrats nach Oradour-sur-Glane im Limousin. Dort bekamen wir als Deutsche hasserfüllte Blicke der Einheimischen zugeworfen und ich habe ich mir gedacht, das darf nicht immer so bleiben“, erzählt Körber. Das Massaker der deutschen Waffen-SS in Oradour überlebten nur sieben Anwohner des Ortes.
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Körber knüpfte Kontakt zu dem Überlebenden Robert Hebras und organisierte mit ihm zahlreiche Veranstaltungen in Frankreich und Deutschland. Ein weiteres Projekt war die jahrelange Begleitung von Lebensmittel-Konvois nach Charkiv in der Ukraine. „13 Mal bin ich bisher die Strecke gefahren und ich habe Spenden gesammelt, um Operationen zu bezahlen. Unsere Hilfe hat dort vielen Menschen neue Hoffnung gegeben und ich bin nicht mehr davon los gekommen“, sagt Körber.
Es gab auch schwere Zeiten
Als wichtigsten Teil seines Lebens beschreibt er seine Familie. „Meine Frau war das große Glück in meinem Leben“, sagt Körber. 1961 heiratete das Paar und zog zunächst in Nürnberg, dann in Behringersdorf, die Söhne Thomas und Alexander auf. Heute hat Körber vier Enkel und zwei Urenkel.
Doch bei allem Glück hätte es auch schwierige Zeit gegeben. 1991 stellten Ärzte des Erlanger Uni-Klinikums bei Körber einen Tumor an der Nebenniere fest. Drei Jahre später musste er erneut auf Grund von Metastasen in der Schilddrüse operiert werden. Da die seltene Krankheit erblich ist, wurden Körbers Söhne und Enkel ebenfalls untersucht. „Meine Söhne und drei von vier Enkeln haben heute keine Schilddrüse mehr. Für meine Frau war es eine fürchterliche Zeit, aber zusammen als Familie haben wir sie gemeistert“, sagt Körber.
Der Tod seiner Frau im Januar 2018 war für Körber ein schwerer Schlag. „Doch ich habe mir gesagt, was nützt es, wenn ich daheim sitze und jammere. Ich werde mich engagieren, solange die Kraft reicht“, sagt Körber und fügt hinzu: „Es ist Wahnsinn, wie viel Leben in 80 Jahre passt.“
Geburtstagsfeier
Am 7. September lädt Körber die Menschen „die ihn ein Stück auf seinem Weg begleitet haben“ ab 10.30 Uhr in den Gasthof „Weißes Ross“ in Behringersdorf ein.