Musica Franconia: Konzert in Bühl

Klage, Gnade, Erlösung

Wurden mit lang anhaltendem Applaus für ein überzeugendes Konzert belohnt (v. l.): Wolfgang Riedelbauch, Markus Simon, Corinna Schreiter, Ruth Volpert und im Vordergrund Sarah Funda und Beatrice Deinhardt. | Foto: Spieß2016/08/pz-123047_musicafranconiakonzertbuehl.jpg

BÜHL — Martinis „Sechs Psalmen“ standen am Samstagabend in der atmosphärisch und akustisch dafür bestens geeigneten Kirche Mariä Heimsuchung in Bühl auf dem Programm. Corinna Schreiter sang die Sopran- und Ruth Volpert die Alt-Stimme. Begleitet wurden sie von Wolfgang Riedelbauch, dem Musikalischen Leiter von Musica Franconia.

Vor und zwischen den Arien und Duetten rezitierte Markus Simon mit sonorer Stimme die deutschen Übersetzungen der lateinischen Texte – eine gelungene Ergänzung zum musikalischen Programm.

Zusätzlich wurden die Psalmen Martinis durch eine tänzerische Darstellung in einer Choreographie von Tanja Halenke ergänzt. Sarah Funda und Beatrice Deinhart, Tänzerinnen des Ballettförderzentrums Nürnberg, fassten Inhalt und Stimmung in dezente, bewegte Figuren-Bilder.

Einzig der Ausflug auf die Empore – von den meisten Besuchern entweder nicht bemerkt oder schlecht zu sehen – mit den deutlich hörbaren Sprüngen war dann doch etwas irritierend und lenkte vom Eigentlichen eher ab. Und das waren die eindringlichen Klage- und Dankes-Lieder des lange Zeit eher vergessenen Komponisten Martini (1741 bis 1816).

Großer Erfolg in Frankreich

Jean Paul Égide Martini wurde 1741 in Freystadt als Johann Paul Aegidius Martin geboren und erhielt von seinem Vater Musik- und Orgelunterricht. Am Jesuiten-Seminar zu Neuburg an der Donau vervollständigte er seine Ausbildung und war dort bereits mit elf Jahren als Organist tätig. Er ging als 29-Jähriger nach Frankreich und hatte bald in Paris mit Militärmusik und Opern Erfolg. Er brachte es zum „Surintendant de la Musique du Roi“, zuständig für die Königliche Kapelle und viele Theater.

Während der Revolution zog er sich nach Lyon zurück, wurde aber bald wieder als Professor für Komposition ans Conservatoire nach Paris berufen. Unter den mehr als 300 Liedern, die von ihm gelistet sind, ist auch das berühmte „Plaisir d’amour“ und er gilt als Schöpfer des klavierbegleiteten Liedes in Frankreich.

Die 1805 in Paris erschienenen „Six Pseaumes“ zählte Martini selbst zu seinen besten Werken. Die intensive, genau den Psalmtexten folgende Vertonung bewegt sich mit ihren Arien und Duetten zwischen meditativer Zurückhaltung und intensiver vokaler Virtuosität.

Schlicht und klar

Dies brachten Corinna Schreiter und Ruth Volpert, technisch stets souverän, vor allem durch ihre sehr nuancenreiche und stimmlich sensibel umgesetzte Intonation klangschön zum Ausdruck, sehr einfühlsam begleitet von Wolfgang Riedelbauch am Fortepiano.

Der musikalische Bogen reichte vom klagenden, wehmütigen Sopran über ein kräftig-freudiges „Laudate“, zu berührend interpretierten Duetten. Andächtig und wunderbar ausgeglichen zeigten beide Sängerinnen, dass ihre Duette eben mehr sind als die Summe zweier Stimmen, dass dadurch genau die Stimmen- und Stimmungsverdichtungen entstehen, die Martinis Kompositionen so zu etwas Besonderem werden lassen. Auch deshalb, weil sie in ihren intensivsten Passagen schlicht und klar sind.

Die eindringlichen Melodielinien gipfelten schließlich in einem Zuversicht vermittelnden und strahlenden Schluss.

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