Politischer Umbruch im Landkreis

So sehen Sieger aus: Laufs neuer Bürgermeister Benedikt Bisping mit dem frischgewählten Landrat Armin Kroder. In der Mitte die Frauen der beiden (v. l. ), Britta Kroder und Lydia Hufmann-Bisping.     Foto: Johannes Bisping
So sehen Sieger aus: Laufs neuer Bürgermeister Benedikt Bisping mit dem frischgewählten Landrat Armin Kroder. In der Mitte die Frauen der beiden (v. l. ), Britta Kroder und Lydia Hufmann-Bisping. Foto: Johannes Bisping2008/03/20080317_dsc_1915_big.jpg

LAUF (fi/mz/ab/mr/lm) — Feierlaune auf der einen Seite, Wundenlecken und erste noch rein interne Personaldiskussionen auf der anderen Seite. Das ist die Situation in Lauf und im Nürnberger Land bei den Gewinnern von Grünen und FW (wobei sich hier auch die SPD dazuzählt) und Verlierern (die CSU in beiden Fällen) am Tag nach der Stichwahl. Und inoffiziell wurden noch am Wahlabend und gestern in den Parteien künftige Koalitionen, Mehrheiten, Strategien der Zusammenarbeit diskutiert. Festlegungen gibt es zwar noch keine, Positionen werden aber schon mal untermauert, Überlegungen laut geäußert.

Hier eine Zusammenfassung wichtiger Stimmen zu den erstaunlichen Ergebnissen der sonntäglichen Stichwahl in Lauf und im Nürnberger Land mit Meinungen und Ausblicken auf die nächsten Wochen.

Benedikt Bisping (Grüne), künftiger Bürgermeister in Lauf: „Was nach der Wahl und vor allem gestern den ganzen Tag über passierte, weit über meine Person hinaus, ist einfach unglaublich, der Schwung aus der Bevölkerung ist nur noch gigantisch.“ Und den will er jetzt mitnehmen. Hineintragen ins Rathaus, in den Stadtrat, „mein Wort von der Allianz für mehr Miteinander jetzt mit Leben erfüllen“. Er wisse schon, dass dieser Anspruch sehr hoch ist, setzt aber weiter auf Teamfähigkeit, auf die Menschen um ihn herum, die er mit dieser Idee des Miteinanders noch begeistern will. Zu den Gratulanten zählten noch in der Wahlnacht OB Ulrich Maly und gestern unter anderem Renate Künast. Diese Allianz für neue Wege und ein neues Miteinander bezieht Bisping aber auch auf die ganz konkrete Stadtratspolitik der nächsten Jahre. Mit im Boot sieht er dabei eindeutig die SPD und die Freien Wähler. „Die CSU hat die Wahl klar verloren, die braucht jetzt auch die Ruhe und eine Phase des Nachdenkens. Was natürlich niemals heißt, dass ständige Kontakte und Gespräche weniger werden dürfen, im Gegenteil. Das Signal ist in Lauf ist aber auf eine „Ampel-Koalition“ aus Grünen, SPD und Freien Wähler gestellt, entsprechend werden die Gespräche in den nächsten Tagen beginnen. Deutlicher kann der Wählerauftrag in Lauf wie im Landkreis doch gar nicht mehr ausfallen, als für diese Dreierkonstellation, mit Bisping beziehungsweise Kroder an der Spitze. Der Tapetenwechsel ist gewollt und deshalb okay. Ich bin optimistisch dass wir hier auch sehr gut zusammenkommen.“

CSU-Kreisvorsitzender Kurt Eckstein: „In Lauf war ich von der Höhe des Wahlsiegs am meisten überrascht. Die bittere Niederlage der CSU im Kreis aber kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Norbert Dünkel hat sechs Jahre gute Arbeit als Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Landrat geleistet, so wie Rainer Deuerlein als Fraktionssprecher in Lauf. Im Kreis war uns klar, dass die Stichwahl wegen der Wahlempfehlung knapp ausgehen wird, aber von dieser Deutlichkeit bin ich enttäuscht. Wenn wir einen falschen Wahlkampf gemacht hätten, falsche Kandidaten gehabt hätten oder grobe Fehler … – anerkannte Verdienste einer Person spielen heute anscheinend keine große Rolle mehr. Die Wähler sind eher zum Wechsel bereit. Außerdem zeigt uns die niedrige Wahlbeteiligung, dass es uns nicht gelungen ist, unsere Stammwähler zu mobilisieren – obwohl wir sehr viel gearbeitet haben. Aber wir haben das Ergebnis akzeptiert und müssen jetzt als stärkste Fraktion für den Landkreis arbeiten. Ich und auch Norbert Dünkel haben Armin Kroder unsere Unterstützung angeboten und sind für Gespräche bereit.“

Rüdiger Pompl (CSU): „Der Wunsch der Bevölkerung war ein Neubeginn, in der Stadt wie im Kreis, und das glaubte der Wähler am besten mit Bisping und Kroder verwirklichen zu können. Ich sehe die Niederlagen von Dünkel und Deuerlein keineswegs nur auf die CSU bezogen, die Partei und Landespolitik hatte meiner Meinung nach viel weniger Einfluss, als man glaubt. Das war keine Schlappe für die CSU, sonst wäre ja in Schwabach kein junger CSU-Mann zum Bürgermeister gewählt worden. Bisping wurde ja auch nicht nur von Grünen, sondern aus allen Kreisen der Bevölkerung gewählt. “ Ein wenig habe man Bisping zu Anfang des Wahlkampfes wohl schon unterschätzt, entscheidend sei dies aber nicht gewesen. „Gegen Wechselstimmungen kann man kaum ankommen, Kontinuität hat derzeit einfach keine Konjunktur, dies gilt für Lauf wie auch für die Niederlage von Norbert Dünkel auf Kreisebene.“ Die CSU-Fraktion sei zwar kleiner geworden und die Partei stelle auch keinen Bürgermeister mehr, angeschlagen sei sie damit aber keineswegs. Und entsprechend sei die Stimmung in der Wahlnacht nicht niedergeschlagen gewesen, sondern man habe Lust an einem Neubeginn gezeigt.

Marlene Mortler, CSU-Bundestagsabgeordnete: „Dass ich nicht glücklich bin über den Wahlausgang im Landkreis und in Lauf, können Sie sich vorstellen. Die Kandidaten und die CSU haben bis zum letzten Moment ihr Bestes gegeben, auch wenn ich nicht jeden Tag mit dabei war. Über mögliche Ursachen möchte ich mich nicht öffentlich äußern, ich halte es für besser, das intern zu klären. Einen allgemeinen Trend aus der Landespolitik abzuleiten, da bin ich vorsichtig. Auch wenn Armin Kroder im Wahlkampf sehr stark darauf abhob. Aber er konnte ja auch auf das Netzwerk von Herrn Reich zurückgreifen … Wir warten jetzt erst einmal die Osterfeiertage ab und werden danach klar und ehrlich die Wahl analysieren.“

SPD-Kreisrat und MdL Thomas Beyer: „Ich bin sehr zufrieden mit den Stichwahl-Ergebnissen in Lauf und vor allem im Landkreis. In beiden Fällen haben sich die von uns und einer breiten Unterstützung getragenen Kandidaten durchgesetzt. In Lauf war Malys Wahlkampf-Auftritt ja ein deutliches Zeichen für neue Zusammenarbeiten. Im Kreis war es bisher so, dass sich die CSU im Zweifel die Mehrheit bei den Freien Wählern geholt hat. Obwohl es bei Stichwahlen immer sehr stark um die Personen geht, haben die Wähler vielerorts doch gerade die Parteien bestraft, die zu lang und zu fest an der Macht waren. Im Landkreis und auch in Lauf bedeutet das: Der Wähler will diese neue Zusammenarbeit mehrerer Fraktionen. Wir gehen auch davon aus, dass wir beim Landratsstellvertreterposten anders als bisher ein gewichtiges Wörtchen mitreden werden. Ich bin aber gegen Vorfestlegungen. Entscheidend ist aber, dass wir mit FW und Grünen inhaltlich auf einer Linie liegen. Jetzt haben wir einen jungen Landrat, der einen starken Schwung mitbringt und mit dem wir gerade auch im sozialen Bereich und in Bildungsfragen in den nächsten Jahren einiges voranbringen werden.“

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