LAUF (ass) — Viel Aufmerksamkeit für Lauf: Das Bayerische Fernsehen dreht auf dem Marktplatz, überregionale Tageszeitungen berichten aus dem Rathaus. Die Ursache dafür ist der Erfolg der Grünen bei der Kommunalwahl und der Einzug von Benedikt Bisping, dem Grünen-Kandidaten in die Stichwahl. Denn, darin sind sich alle Beobachter einig, ein grüner Bürgermeister in einer Kommune dieser Größenordnung – das wäre eine Sensation. Die CSU mit Rainer Deuerlein setzt dem Medieninteresse ein gehöriges Maß an Gelassenheit entgegen.
Bayernweit stellen die Grünen seit der Kommunalwahl schon vier Rathaus-Chefs; am 16. März könnten noch weitere acht Bürgermeister und ein Landrat – nämlich in Freising – hinzukommen. Was Lauf aber von Schäftlarn, Utting und Zorneding unterscheidet, ist die schiere Größe: Sollte sich Bisping gegen Deuerlein durchsetzen, würde eine Stadt mit immerhin 27000 Einwohnern „in die Hände“ der Öko-Partei wandern. Das wäre dann der größte kommunalpolitische Erfolg der Grünen im Freistaat.
Vor allem aus dieser Tatsache erklärt sich das momentane Interesse der Medien an der Pegnitzstadt. Da nimmt etwa die Süddeutsche Zeitung die Stichwahl in Lauf als Beispiel für das plötzliche „Ergrünen“ ganzer Landstriche. Das Renommier-Blatt verweist auf Bisping und seinen Parteikollegen Martin Stümpfig aus Feuchtwangen, der ebenfalls im direkten Vergleich mit einem CSU-Kandidaten steht. Die Grünen seien „die einzige Partei, die nirgends Stimmen verloren, sondern flächendeckend gewonnen hat“, schlussfolgert man in München.
Das Laufer Grünen-Oberhaupt gibt derweil eifrig Interviews für den Bayerischen Rundfunk: Erst am Mittwoch war ein zuversichtlicher Benedikt Bisping – wie auch sein Gegenkandidat Rainer Deuerlein – in der BR-Abendschau aus Franken zu bewundern. „Wer erobert das Rathaus?“ wurde da gefragt. Auf den Fernsehschirmen erschien unter anderem die Solaranlage auf dem Dach der Kuni-gundenschule, ein Vorzeigeprojekt für alternative Energiegewinnung.
Donnerstags dann weilte schon das nächste Kamerateam zu Dreharbeiten in Lauf; diesmal ging es um den Unternehmer Bisping, der Bahnreisen verkauft.
Mit dem Maly-Auftritt diesen Samstag am Marktplatz landete er seinen bisher größten Coup, auch medientechnisch. Die Wahlkampfhilfe des Nürnberger SPD-Bürgermeisters, eine Überraschung. Dass Maly „persönliche Verbundenheit“ gegenüber Bisping empfindet, lief noch am selben Tag über die Ticker der Nachrichtenagenturen DPA und DDP. Die Meldung schaffte es bis in die Bild-Zeitung – „Maly unterstützt Grüne“, so die Schlagzeile.
Die CSU kontert schon heute mit dem Erlanger Rathaus-Chef Siegfried Balleis auch am Marktplatz. Der CSU-Mann gilt ebenfalls als erfolgreicher Kommunalpolitiker. Allerdings: Als Reaktion auf den grünen OB-Schachzug mag Rainer Deuerlein die Einladung für den Parteifreund nicht deuten. „Das war sowieso beabsichtigt, wir haben ihn schon kurz nach dem 2. März gefragt.“
Überhaupt geht Deuerlein mit einem „vorsichtigen Optimismus“ in die Stichwahl am Sonntag. Das Interesse der Medien an seinem Gegner versteht er zwar, „denn es ist immer noch eine Sensation, wenn ein Grüner in die Stichwahl kommt“, doch es beunruhigt ihn kaum. Die CSU sei immer noch die stärkste Kraft in Lauf. „Ich kann gut damit leben, wenn über den Benedikt berichtet wird“, meint der 38-jährige Rechtsanwalt und nimmt seine Zuversicht unter anderem aus den zahllosen positiven Anrufen und dem Lob für seine Politik an den Infoständen.