Marlene Mortler zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt

„Wir sind so stolz auf Dich“

Der neue bayerische Bauernverbandspräsident Walter Heidl (von links) mit Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, MdB Marlene Mortler, dem neuen Bezirkspräsidenten Günther Felßner, MdL Jürgen Ströbel und Geschäftsführer Rudolf Fähnlein.
Der neue bayerische Bauernverbandspräsident Walter Heidl (von links) mit Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, MdB Marlene Mortler, dem neuen Bezirkspräsidenten Günther Felßner, MdL Jürgen Ströbel und Geschäftsführer Rudolf Fähnlein.2012/08/mortlerehrung_New_1345990203.jpg

NÜRNBERGER LAND – Zwei Persönlickeiten haben in den letzten zwanzig Jahren den Bauernverband in Mittelfranken verkörpert: Bezirkspräsident Jürgen Ströbel und Bezirksbäuerin Marlene Mortler. Beide haben sich im Frühjahr von ihren Ämtern zurück gezogen und sind am Freitag in der ehemaligen markgräflichen Reithalle in Triesdorf, dem landwirtschaftlichen Bildungszentrum Mittelfrankens, vom Bauernverband verabschiedet worden. Sie wurden zum Ehrenpräsidenten bzw. zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt.

Von der bundespolitischen Ebene waren Verteidigungs-Staatssekretär Christian Schmidt (Neustadt-Aisch) von der CSU und der FDP-Bundestagsabgeordnete und Agrarexperte Rainer Erdel in der vollbesetzten Reithalle zu Gast. Sie ließen sich – wie der neue bayerische BBV-Präsident Walter Heidl und Bezirkstagspräsident Richard Bartsch – von den „Lichtenauer Musikanten“ auf den viereinhalbstündigen Abend einstimmen.

Marlene Mortler, die seit zehn Jahren für die CSU im Bundestag sitzt und im Agrar- wie im Tourismusausschuss mitarbeitet, gilt beim Bauernverband als „unser Sprachrohr im Bundestag“. Ihre Nachfolgerin Christine Reidelshöfer (Ansbach) würdigte ihr großes Charisma, ihre Aussstrahlung und stellte sie gleich mit den Vorgängerinnen Margarete Murr aus Moosbach (Bezirksbäuerin bis 1972), Eva Schwarz aus Buchheim (bis 1992).

Den 20-Jahres-Rhythmus hielt Marlene Mortler ein, denn sie amtierte von 1992 bis 2012. Zuvor war sie zehn Jahre lang Kreisbäuerin im Nürnberger Land und Ortsbäuerin in Dehnberg. „Ich habe sie erlebt als jemanden, der Mut hat und anderen Mut macht, Neues anzupacken und gegebenenfalls auch Traditionelles über Bord zu werfen“, sagte Reitelshöfer.

Werte vorgelebt

Mortler sei es gelungen, von den Bäuerinnen in der Öffentlichkeit das Bild der modernen Unternehmerin in der Landwirtschaft zu zeichnen. Sie habe zur Speerspitze des Bauernverbands gehört, sei zunächst fünf Jahre 2. Stellvertretende Landesbäuerin gewesen und in den letzten 15 Jahren sogar die 1. Stellvertreterin.

Reitelshöfer dankte ihr für die Mitarbeit im Triesdorfer Fachbeirat, im Kuratorium des Dorfhelferinnendienstes am Hesselberg und im Medienrat der „Landeszentrale für neue Medien“. Vom Beifall begleitet (und dem folgenden Standing Ovations) sagte ihre Nachfolgerin: „Sie hatte eine perspektivische Denkweise und sie hat uns die Werte vorgelebt.“ Die Dehnbergerin („Ich habe mich früh den Herausforderungen im Betrieb und im Ehrenamt gestellt“) erinnerte sich in ihrer Replik an die Reaktion ihres Vaters auf die Wahl von dessen Tochter zur mittelfränkischen Bezirksbäuerin („Des Madla muss merr unterstützn“) und gestand: „Die Kraftquelle war immer meine Familie“. In der Rückschau zeigte sie sich glücklich, nicht jedem Zeitgeist hinterher gelaufen zu sein.

Wörtlich: „Wenn wir die Ökonomie vernachlässigen, dann geraten auch die Ökologie und das Soziale in Schwierigkeiten, deshalb brauchen wir die Balance.“ Sie versprach den Bauern, sich immer dann in Berlin quer zu stellen, „wenn ich es für notwendig halte“. Der Fortschritt darf nach ihrer Meinung nicht so aussehen, „dass die Landfrauen einstmals nur mehr als Exotinnen wahrgenommen werden, die wissen, wie man aus Rohstoff etwas Ordentliches kocht.“

Und was kann einer scheidenden Bezirksbäuerin Schöneres erfahren, als vom Bezirkspräsidenten gelobt zu werden: „Wir sind so stolz auf Dich!“

Milch war sein Credo

Über seinen Vorgänger Jürgen Ströbel aus Daubersbach im Kreis Ansbach sagte Nachfolger Günther Felßner: „Er war 21 Jahre lang ein Vorbild für die mittelfränkischen Kreisobmänner“. 15 Jahre (seit 1997) sei er auch Stellvertreter des Präsidenten Gerd Sonnleitner gewesen. „Die Milch war sein Credo. Ihr hat er sich als Milchpräsident mit ganzer Leidenschaft gewidmet“, lobte der Redner. In seiner Amtseit habe Ströbel schwere Zeiten für die Bauern erlebt.

Felßner nannte nur einige Stichworte: die Demonstrationen gegen die GATT-Verhandlungen und den damaligen EU-Kommissar McSherry, die Aufgeregtheiten um die BSE-Krise und die Abspaltung von Mitgliedern durch den BDM. „Er hat mit allen Klartext geredet“, sagte der neue Bezirkspräsident, „aber Bluthochdruck hat ihm nur seine Lieblingspolitikerin Renate Künast beschert.“ Als einen Erfolg für Ströbel wertet sein Nachfolger, dass trotz der Verringerung der Höfe (von 24.450 auf heute 11.500) die Zahl der Mitglieder nur von 26.000 auf 22.000 zurück gegangen ist.

Als eine „schöne Zeit, die mir viel gebracht hat“, sieht Jürgen Ströbel die letzten 21 Jahre. Er war von 1992 bis 1999 Mitglied des Bayerischen Senats und gehörte 2003 bis 2008 dem Landtag an. Im Dezember 2011 ist der CSU-Politiker in das Maximilianeum nachgerückt. Dass er sich als stellvertretender bayerischer Landesbauer wiederholt mit der Fachministerin der Grünen herumschlagen musste, das ist für ihn rückblickend nicht so tragisch, denn: „Wir hatten mit ihr immer ein Feindbild und konnten so von manch anderen Problemen ablenken.“

Gut in Erinnerung behält er die Schlepperdemo mit 1000 Bulldogs in Ansbach („eine imposante Kulisse“) und sein ganzes Leben lang wird er die Begegnung mit der Bauersfamilie nicht vergessen, die als erste ihren ganzen Kuhbestand wegen der BSE-Gefahr töten lassen musste.

WERNER FALK

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