HERSBRUCK – Schon seit Jahren laden der Verein „Dokumentationsstätte KZ Hersbruck“, der bayerische Landesverband der Sinti und Roma sowie die Stadt Hersbruck zur Gedenkstunde zur Erinnerung an die Sinti-Deportation am 8. März 1943 ein – bislang immer an der Stele im Rosengarten. Diesmal kam ein neuer Ort hinzu.
Das Gedenken startete im Eisenhüttlein vor der ehemaligen Wohnung der Familie Strauß. Klaus Wiedemann, Vorsitzender des Dokuvereins, begrüßte dazu zahlreiche Nachfahren der betroffenen Sinti-Familien Höllenreiner und Strauß. In seinem Grußwort ging Bürgermeister Robert Ilg darauf ein, dass es ausgerechnet der Rosenmontag war, an dem 1943 reichsweit dieses brutale Vorgehen gegen unschuldige Mitbürger stattfand. Erich Schneeberger, Vorsitzender des Landesverbandes der Sinti und Roma, nahm direkt Bezug auf Hersbruck: „Das Vernichtungslager Auschwitz, das auch zum Grab für Hersbrucker Sinti geworden ist, gilt heute als ein Symbol für den Zivilisationsbruch schlechthin.“ Über 500.000 Sinti und Roma fielen der Politik systematischer Vernichtung zum Opfer.
Peter Schön, ehemaliger Vorsitzender, beleuchtete laut Mitteilung des Dokuvereins die Lebensgeschichte von Julius Strauß, der in das KZ Natzweiler-Struthof im Elsass gebracht wurde und dort unbeschreibliche medizinische Versuche über sich ergehen lassen musste. Ebenso erging es ihm in Dachau, bevor das KZ befreit wurde. Er kehrte nach Hersbruck zurück und lebte mit seiner Familie noch bis Anfang der 1990er Jahre hier. Pfarrer Wunnibald Forster, als Vertreter der christlichen Kirchen anwesend, hatte die Bibelstelle mit Kain und Abel als Beispiel für menschliches Verhalten ausgesucht. Außerdem nahm er Bezug auf das aktuelle Geschehen in der Ukraine und den USA.
An der Sinti-Stele im Rosengarten wurden die Kränze von Verband, Stadt und Dokuverein niederlegt. Klaus Wiedemann zitierte in Bezug auf die Rede von Erich Schneeberger und aufs Schweigen der Kirchen noch die bekannten Worte von Pastor Martin Niemöller. Mit einer Schweigeminute endete dieses Gedenken.