Hersbrucker Läden haben Alternativen parat

Ab heute soll Einzelhandel Geld für Einwegkunststofftüten verlangen

Dieser Anblick einer jungen Frau mit vielen Plastiktüten beim Shoppen in Hersbruck könnte selten werden. Foto: J. Ruppert
Dieser Anblick einer jungen Frau mit vielen Plastiktüten beim Shoppen in Hersbruck könnte selten werden. Foto: J. Ruppert2016/03/7085361.jpg

HERSBRUCK – Oh, Einkaufstasche vergessen. Nicht so schlimm, dann nimmt man halt eine Plastiktüte im Geschäft mit. Das soll sich ab sofort ändern: Der deutsche Handelsverband ruft die Einzelhändler dazu auf, ab April Geld für Plastikbeutel zu verlangen oder für eine Alternative zu sorgen. Der Hintergrund: Der Verbrauch muss reduziert werden. Die HZ hat eine Umfrage des Wirtschaftsforums unter 29 Hersbrucker Einzelhändlern zu diesem Thema ausgewertet

Und wieder einmal ist die EU „Schuld“: Die Plastiktütenrichtlinie von April 2015 verpflichtet die Mitgliedstaaten, ihren Pro-Kopf-Verbrauch bis Ende 2019 auf 90 Tüten pro Jahr zu verringern. Sechs Jahre später soll jeder EU-Bürger nur noch 40 Tüten pro Jahr verbrauchen. Hürde eins hat die Bundesrepublik schon genommen: Jeder Einwohner verwendet nach Angaben des Umweltbundesamtes „nur“ etwa 71 Einwegkunststofftüten jährlich. Im Vergleich zu den Iren ist das aber noch jede Menge. 18 Stück pro Kopf haben sie vorzuweisen – nachdem eine Abgabe von 44 Cent pro vertriebener Plastiktüte eingeführt worden war.

Jetzt hält der Handelsverband in Deutschland die Einzelhändler dazu an, einen angemessenen Betrag für die Plastiktüten zu verlangen. Damit wollen die Verantwortlichen verhindern, dass ein entsprechendes Gesetz – wie von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) angedroht – verabschiedet wird. Auf die Hemdchenbeutel, also die ganz dünnen Täschchen für Obst, wird keine Abgabe erhoben. Begründung: Sonst würden noch schädlichere Verpackungen wie Schalen aus Schaumstoff gefördert.

Papier und Leinen
Während in Discountern oder Drogerien auch in Hersbruck bereits munter für Tüten gezahlt wird, verlangt von den 29 befragten Einzelhandelsläden noch keiner Geld von den Kunden. Dabei nutzen rund 55 Prozent von ihnen die Tragehelfer aus Plastik. Und nicht nur sie, sondern 22 der Geschäftsinhaber, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben sich grundsätzlich Gedanken über die Bezahlung und Abschaffung der Einwegkunststofftüten gemacht.

Dabei kam heraus, dass immerhin sechs Läden planen, für die Tüten zwischen fünf und fünfzig Cent zu verlangen. Und der große Rest? Der hat solche Überlegungen nicht nötig. Die Besitzer bieten nämlich umweltfreundliche Alternativen an: Da werden teils seit rund zwanzig Jahren Papiertragetüten, Baumwollbeutel, neuwertige gebrauchte Tragetaschen, Leinen- und Stoffbeutel sowie Mappen in der Regel kostenlos für den Einkauf zur Verfügung gestellt. „Hersbrucks Einzelhandel denkt eben ganz im Sinne der Citta Slow an die Umwelt“, erklärt Carola Hoffmann, Vorsitzende des Wirtschaftsforums, „und appelliert damit an die Mitverantwortung der Bürger“.

Besonders freuen sich die Ladenbetreiber, wenn die Kunden gleich mit eigenen Körben oder fester Tasche einkaufen gehen. Vielleicht muss man die Menschen mit einer solchen Tüten-Abgabe aber auch noch mehr dazu antreiben, lässt sich aus der Umfrage herauslesen.

Umweltfreundliche Ideen
Denn eine Angst gibt es darin: „Während in einem Discounter oder Drogeriemarkt der Kunde bereit ist, jederzeit für eine Tasche zu bezahlen, befürchte ich im klassischen Einzelhandel aufgrund der oft höheren Einkaufssummen eine Verärgerung, wenn wir etwas verlangen. Andererseits ändert sich sonst das Verhalten nie.“ Und die Kosten für die Papiertüten treibt einige Geschäftsbesitzer um: „Ausschließlich Papiertüten sind momentan unbezahlbar für uns.“

Dabei mangelt es den Hersbrucker Einzelhändlern nicht an Idee, die Bezahltaschen zu umgehen und dies zugleich als Werbung zu nutzen: So haben die einen einheitliche Stofftaschen für das Nürnberger Land in zwei Größen im Sinn. Alle Händler beziehen die Exemplare gemeinsam von einem Verkäufer, heißt große Menge, geringer Preis. Andere denken an einen großen Hersbruck-Beutel, um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

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