SPEIKERN — Der Anstich durch den Landrat eröffnet im Nürnberger Land traditionell die Spargelsaison. Am Freitagmorgen traf man sich dazu auf dem Hof von Ulrike Bierlein und ihrem Vater Heinz Haberberger in Speikern.
Nur wenige Zentimeter des weißen Golds spitzen aus der Erde. Zwei kurze Stiche mit dem Spargelmesser, schon ist die erste Stange geerntet. Was Heinz Haberberger routiniert von der Hand geht, dauert bei den Offiziellen schon ein bisschen länger. Neben Landrat Armin Kroder sind Neunkirchens Bürgermeisterin Martina Baumann und ihr Kollege Robert Ilg aus Hersbruck gekommen, wo das Landwirtschaftsamt beheimatet ist. Dessen Chef, Werner Wolf, hat außerdem eine „Adelige“ mitgebracht: Spargelprinzessin Theresa Miederer aus dem Landkreis Roth.
Für den Termin hat Ulrike Bierlein auf ihrem Acker in der Nähe der Sandgrube eine der schwarzen Folien von den Erdhügeln gehoben, in denen der Spargel wächst. Direkt danach kommt die Plane wieder drauf – das Gemüse ist empfindlich. Die Folie schützt es nicht nur vor Schädlingen und direkter Sonne, die es violett färben und austrocknen würde, sie speichert vor allem die Wärme, die der Spargel braucht. Eine Bodentemperatur über zehn Grad, ab und zu ein wenig Regen und vor allem kein Frost, das sind die idealen Bedingungen für den Spargel, erklärt Werner Wolf.
Weil es das in diesem Jahr noch kaum gab, fällt die Ernte bisher mager aus. Vor allem die letzten frostigen Nächte machen den Spargelbauern zu schaffen. Dadurch stagniert nicht nur das Wachstum, auch einige Spitzen erfrieren, die ja bekanntlich das Beste an dem Gemüse sind. Wie groß die Ausfälle sind, werde sich erst in den kommenden Wochen zeigen, sagt Ulrike Bierlein, die jetzt auf wärmeres Wetter hofft.
„Der Spargel ist eben ein Naturprodukt“, sagt Wolf. Und das soll er auch bleiben. Anders als in manch anderer Spargelregion werden die Felder im Nürnberger Land nicht künstlich beheizt. Die Wärme kommt allein aus der Kraft der Sonne.
Der Hof der Bierleins ist der größte der 13 Spargelbauern im Nürnberger Land, die insgesamt eine Fläche von 4,2 Hektar mit dem beliebten Gemüse bewirtschaften. Zwei weitere Erzeuger stammen ebenfalls aus Neunkirchen, weshalb Martina Baumann mit einem Schmunzeln von einer „Spargel-Hochburg“ spricht.
Worauf der Verbraucher beim Kauf achten sollte, erklärt Ulrike Bierlein: „Der Spargel muss an der Schnittstelle noch saftig und nicht trocken sein und die Stangen müssen quietschen, wenn man sie aneinander reibt. Dann ist er ganz frisch.“ Um diese Frische zu garantieren, stehen die Bierleins schon um halb sechs Uhr morgens auf dem Feld. „Früher waren wir um halb drei mit Stirnlampen draußen, aber da machen die Helfer heute nicht mehr mit.“
Ob der fränkische Spargel eine Zukunft hat, hängt vor allem vom Verbraucher ab, betont der Landrat. Denn er entscheidet, ob er das regionale Qualitätsprodukt wählt oder die Billigvariante aus dem Supermarkt. „Am Ende überzeugt der Geschmack“, ist man sich in Speikern jedenfalls sicher. Auch wenn der ultimative Beweis, das gemeinsame Spargelessen im Anschluss an den „Anstich“, dieses Jahr wegen eines Anschlusstermins entfallen musste.