SIMMELSDORF (mz) — Simmelsdorf lehnt die Windradstandorte am Hienberg ab. Dies beschloss der Gemeinderat einstimmig. Vorausgegangen war dem noch einmal eine ausgiebige und durchaus konträre Diskussion. Wie zu erwarten, war der Sitzungssaal im Rathaus bei dem Thema mit über 30 Zuhörern voll.
Der Hintergrund der aktuellen Windkraftdiskussion ist nicht nur für Bürger, sondern auch für erfahrene Gemeinderäte schwer zu begreifen. Das zeigte sich erneut in Simmelsdorf. In der Sitzung ging es zunächst viel um die Wirtschaftlichkeit der Riesenrotoren, die bei den eher unterdurchschnittlichen Windgeschwindigkeiten laut Windatlas fraglich sei. Laut Simmelsdorfs Landschaftsplaner Guido Bauernschmitt führen diese Argumente aber zu nichts, weil unrentable Standorte weder für die Regionalplaner noch für Investoren ein Thema wären. Die Nachteile in der Frankenalb würden einfach durch die Masthöhe ausgeglichen: „Nur zehn Meter bringen enorm viel“, sagte er.
Es ging aber erneut auch um die grundsätzliche Frage, die Lorenz Baumann (Unabhängige) stellte: „Wer kann die Gemeinde zwingen, wenn der Gemeinderat der Meinung ist,dass die Gegebenheiten nicht da sind?“ Baumann hat seine Schwierigkeiten mit Windrädern, die Simmelsdorf aus der Ferne, per Bundesgesetz, aufgezwungen werden sollen. Josef Langhans (FW) geht es ähnlich: „Das ist in der Bundeshauptstadt beschlossen worden“, sagte er und meint weit weg von „der Miniaturgemeinde Simmelsdorf“, also ohne konkreter Kenntnis dieser „furchtbaren Zerstörung, die diese Flächen hier anrichten würden“, wie Dietmar Kreißl (FW) meint. Die Eingriffe in die Landschaft und in das Landschaftsbild seien zu massiv, wenn man wisse, dass Windräder eben keine konventionellen Kraftwerke ersetzen. Erst wenn Windenergie gespeichert werden könne, sei das möglich, und dann lasse er auch mit sich reden.
Dies entgegnete Kreißl auch Karl Hans Daut (Unabhängige), der gegen ein bis zwei Windräder am Hienberg oder an anderer Stelle nichts hätte. Nur sechs Masten auf einmal wären ihm zuviel. Er wisse, dass es auch in Diepoltsdorf nicht nur Gegner gibt, aber der öffentliche Druck sei eben sehr groß. Selbst Drohbriefe seien verschickt worden. „Mir kommt es komisch vor, dass eine Energiequelle umso positiver wird, je weiter sie weg ist. Den Strom kriegen wir aber alle.“ Daut, der sich ein Bürgerwindrad vorstellen könnte, erhielt Unterstützung von Manuela Taufer: „Wir sollten nicht nach dem Sankt Floriansprinzip handeln“, sagte sie beipflichtend. Am Ende stimmten beide dennoch mit den Gegnern.
Heinz Siegl (Unabhängige) sprach das Windkraftkonzept an, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte und das 14 Standorte zeigt, die grundsätzlich geeignet wären, unter anderem auch bei Oberndorf und eben am Hienberg. „Wie glaubwürdig sind wir noch, wenn wir jetzt den Regionalplanentwurf ablehnen“, fragte er. Guido Bauernschmitt erläuterte, dass die Gemeinde jetzt ihre Gegebenheiten kenne und ihre Haltung entsprechend fachlich begründen könne.
Alle anderen Standorte als die 14 könnten jetzt ausgeschlossen werden.
Bürgermeister Perry Gumann will darauf aber nur zurückgreifen, „wenn wir nicht umhin können“. Er widersprach Siegl, dass die Gemeinde vorschnell gehandelt habe. Denn es hätten konkrete Anträge und Anfragen vorgelegen, zum Teil auch für den Hienberg. „Wir sind tätig geworden, weil wir darauf hingewiesen wurden.“ Die Rede ist zum Beispiel von den Bayerischen Staatsforsten, die einige Waldgrundstücke im Bereich der A9 hat.
In der Sitzung beschrieb Bauernschmitt auch die Auswirkungen von über 120 Meter hohen Windrädern am Hienberg auf die Diepoltsdorfer. Zu hören würden sie nicht sein, die A9 dazwischen würde sie übertönen. Aber die Rotorblätter würden wohl vom Dorf aus zu sehen sein, weiter weg sowieso.
Nach einem Ortstermin vorige Woche lehnte die Verwaltung die Hienberg-Standorte klar ab. Einmal wegen der Bevölkerungsproteste, zum anderen, weil ihr das Gelände als nicht geeignet erscheint. Ein Thema ist für Gumann die schlechte Zufahrt. „Wollen sie dafür eine neue Straße bauen“, fragte er sich. Die genaue Stellungnahme arbeitet das Rathaus noch aus.
Nein, die Rotorblätter wären zu sehen. Himmel wie schrecklich. Ich kann nur wieder sagen, was der Bauer nicht kennt…
Was bitte kann man neben der A9 am Hienberg noch verschandeln? Denkt die Landbevölkerung wirklich nicht mehr über ihren schwarzen Tellerrand hinaus? Wahrscheinlich kommt dort der Strom halt einfach aus der Steckdose und man braucht sich keine Gedanken machen, wie er da hin kommt.