Dr. Herbert Barthel über Fracking und den Stillstand in Happurg

Oberbecken als „Batterie“ zu klein

Öde Weite: Seit elf Jahren liegt das Oberbecken bei Happurg brach. | Foto: Ruppert/HZ-Archiv2015/02/5_2_1_2_20150205_BECKEN.jpg

HERSBRUCK – „Fracking ist ein Irrweg, der sehr hohe Risiken birgt“, fasste Dr. Herbert Barthel zusammen. Der Experte vom Bund Naturschutz (BN) nahm in Hersbruck Stellung zu einer neuen Methode der Erdgasförderung. Am Rande sagte er, warum beim stillgelegten Pumpspeicherwerk Stausee/Oberbecken in Happurg nichts vorangeht.

„Auf der politischen Ebene stehen Entscheidungen zum Fracking an“, erklärte BN-Kreisvorsitzende Heide Frobel die Entscheidung für dieses Thema. Co-Veranstalter des Vortrags im Hersbrucker Dekanatsgebäude war das Evangelische Forum Nürnberger Land, dessen Vertreter Peter Heß sich über den guten Besuch von etwa 50 Interessierten freute.

Gute Erdgasvorkommen sind im porösen Sandstein verborgen, sagte Herbert Barthel. Nun gibt es vier bis fünf Kilometer tief unter der Erdoberfläche auch Lager im dichten Schiefergestein. Um an diese heranzukommen, müssen sie mit Wasserdruckstößen aufgebrochen werden. Und genau das bedeutet Fracking auf deutsch: aufbrechen.

Das Hauptproblem für die Techniker ist dann, die entstandenen Ritzen offen zu halten. Dazu verwenden sie Unmengen an Chemikalien als „Spülmittel“, erklärte der Referent aus Rückersdorf. Es besteht die große Gefahr, dass diese teils giftigen bis Krebs erregenden Stoffe mit der Zeit ins Grundwasser und damit in unser Trinkwasser gelangen.

Bayern hat nach Stand der Dinge keine Frackinggebiete. In Deutschland liegen solche Erdgasvorkommen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg.

Die neue Fördermethode wird in den USA intensiv angewandt. Dies liegt an den unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen, sagte Herbert Barthel. Denn Bodenschätze wie Gas gehören bei den Amis dem, auf dessen Land sie gefunden werden. Ein Farmer kann dadurch gewissermaßen über Nacht Millionär werden, da ist das Grundwasser des Nachbarn schnell egal. In Deutschland hingegen regelt das Bergrecht, wem was im Untergrund gehört.

Der 58-Jährige bettete das spezielle Thema in die Debatte um die Energiefragen ein. Weil Gasnutzung dem Klima schadet und die damit betriebenen Kraftwerke/Öfen angesichts der endlichen Lagerstätten nur begrenzt nutzbar sind, fordert er zukunftsfähige Lösungen.

Kurz skizzierte er den vom Bund Naturschutz angestrebten „Dreiklang“ aus Energiesparen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Hochriskante Technologien wie das Fracking sollten demgegenüber verboten werden. Im Bundestag steht dazu eine Entscheidung an. Der vorgelegte Gesetzesentwurf bedeute aber eher eine Erlaubnis für das Fracking als ein Verbot, kritisierte der Fachmann für Energie- und Klimaschutz. Deshalb rief er zum Protest bei den Abgeordneten auf.

Bei den Fragen ging es um Teersand, Subventionen für die neue Methode, Infrarotheizungen, den Anti-Fracking-Film „Gas Land“ auf You Tube und geplante Demonstrationen des BN zum Thema. Herbert Barthel erläuterte, was es mit der Probebohrung in Weiden auf sich hat und nannte Großbritannien als gutes Beispiel für gesetzlichen Schutz des Trinkwassers. Stadträtin Claudia Häffner wollte wissen, wie viele dezentrale Kraftwerke die geplanten Stromtrassen überflüssig machen würden. Sie erhielt eine eher vage Antwort.

Warum tut sich seit Jahren beim Oberbecken nichts, fragte ein Besucher. Herbert Barthel zeigte sich skeptisch, ob Eigentümer E.on das Pumpspeicherwerk überhaupt sanieren oder erweitern will. „Denn die Investition (in dreistelliger Millionenhöhe) rechnet sich nicht“, sagte er. Förderung gibt es für die längst entwickelte Technologie keine. Außerdem ist das Oberbecken zu klein. Die Stromproduktion durch das Werk geschieht nur rund wenige Stunden. Für Wind- und Sonnennutzung brauchen wir aber Speicher, die den Energieüberschuss des Sommers monatelang in Form einer „Batterie“ wieder abgeben.

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