Schwaig — Sie ist eine wahrhafter „Hidden Champion“ im doppelten Wortsinn, ein versteckter Champion, der verborgen in einem Wäldchen am Schwaiger Mittelbügweg liegt: Die Firma Hüttinger stattet Museen und Science Center auf der ganzen Welt mit interaktiven Spielstationen aus. Am Freitag feierte sie ihr 100-Jähriges Bestehen.
Geladen waren vor allem Mitarbeiter und Freunde des Unternehmens, das 1921 von Emanuel Hüttinger als Elektrotechnik-Ingenieurbüro gegründet wurde. Ab 1949 begann dessen Sohn Lucius mit der Planung und Fertigung von Technischen Modellen und Vorführungen, ein Bereich, der ab 1970 expandierte. Der Schwerpunkt verlagerte sich vom Einzelmodell hin zur Ausstattung kompletter Ausstellungen und Informationszentren, insbesondere für die Bereiche Energietechnik, Kommunkationstechnologie und Automobil.

Heute plant, designt und fertigt Hüttinger so genannte „Exhibits“, also interaktive Spielstationen, für Museen, Science Center und Erlebnissausstellungen weltweit. Rund 500 davon verlassen das Unternehmen, das in vierter Generation von Axel und Jörg Hüttinger geführt wird, pro Jahr. Zu den Kunden zählt beispielsweise das National Air and Space Museum Smithsonians in Washington oder das Infocenter des Brenner Basis Tunnels. Doch auch Stationen des Erfahrungsfelds der Sinne in Nürnberg stammen aus den Hüttinger-Werkstätten.
110 Mitarbeiter
Aktuell sind in Schwaig 110 Mitarbeiter aus 20 Nationen beschäftigt, viele von ihnen hoch spezialisiert. Hüttinger-Exhibits erklären beispielsweise physikalische, chemische oder elektrotechnische Phänomene auf anschauliche, spielerische Art und Weise… und richten sich damit vor allem an Kinder. Diese „Ausstellungsstücke“ soll und muss man anfassen, statt sie nur anzuschauen. „Ein gewisser Spieltrieb hilft auch , wenn man bei uns arbeiten möchte“, meint Geschäftsführer Jörg Hüttinger lächelnd. Zählte bislang noch Audi zu den Hauptkunden, so hat sich nicht zuletzt durch die Coronakrise der Schwerpunkt komplett hin zu den Sciene Centern verlagert. „Die weltweite Nachfrage ist ungebrochen“, so Axel Hüttinger, der deshalb optimistisch in die Zukunft blickt.
Letzterer begrüßte ebenso launig wie kurz die Gäste der Geburtstagsfeier im Festzelt. Im Mittelpunkt sollten nämlich nicht große Reden stehen, sondern die Vorstellung eines Buchs über die Firmengeschichte, das Seniorchef Kurt Hüttinger in den letzten sechs Jahren erarbeitet und geschrieben hat. Gemeinsam mit dem freien Journalisten Thomas Tijang plauderte Axel, Jörg und Kurt Hüttinger über wichtige Aspekte in der 100-jährigen Firmengeschichte. Kurt Hüttinger übernahm 1963 nach dem plötzlichen Tod seines Vaters mit gerade einmal Anfang 20 die Geschäftsführung. „Ich war Sportler und auf einmal war ich der Depp“, erinnerte sich der Senior augenzwinkernd beim Gespräch auf der Bühne.
Eine Herausforderung ist bis heute auch jedes neue Projekt. „Jedes ist anders. Unsere Arbeit beginnt quasi jeden Tag von Neuem“, so Axel Hüttinger.
S. Buchner-Freiberger/T. Lappe