HERSBRUCK – Das Café ist geschlossen, der eine Laden steht leer, beim anderen sind die Schaufenster zugeklebt und der Teeladen mitten drin hüllt sich in Vorhänge: „Wie wirkt eine Stadt, wenn sie tot ist?“ Das wollen die Chefinnen des „Greenhorn“ mit ihrer Aktion ganz plakativ zeigen.
Und das scheint ihnen zu gelingen: „Müsst ihr schließen?“ Diese entsetzte Frage hört Nina Horn in den vergangenen Tagen öfter: „Als es so kalt draußen war, dachten viele, es läge an den tiefen Temperaturen.“ Doch das war es beides nicht, warum sie und ihre Geschäftspartnerin Dorrit Green-Barvig vor rund drei Wochen die Schaufenster ihres Teeladens mit Vorhängen zugehängt haben.
Ausgangspunkt war, dass die Schließungen in Einzelhandel und Gastronomie immer weiter verlängert wurden, erzählt Horn: „Wir fragen uns, warum sie zu haben müssen – trotz hoher Hygienevorkehrungen, die sie erarbeitet haben, und ob es nicht bessere Wege oder Alternativen gegeben hätte als den Lockdown.“ Und warum beispielsweise Drogerien oder Discounter offen sein und dann entsprechende Produkte aus dem Einzelhandel verkaufen dürfen. „Wie lange können die Geschäfte so noch durchhalten?“
Horn macht keinen Hehl daraus, dass sie und Green-Barvig Angst davor haben, dass Läden in Hersbruck aufgrund der Corona-Krise aussterben. „Wir mögen aber die Innenstadt und fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Horn. Dass den beiden Frauen der Erhalt des Altstadtflairs ein Anliegen ist, machen sie auch damit deutlich, dass sie die Online-Petition „#StadtHerzLeben – Rettet die Innenstädte und den innerstädtischen Fachhandel“ unterstützen.
Nicht nur shoppen
„Belebte Innenstädte sind wichtig für die Gesellschaft, weil sie ein sozialer Treffpunkt sind“, ist Horn überzeugt. Ein Ort, an dem man mit verschiedenen Menschen ins Gespräch kommt.
Und genau das wollten Horn und Green-Barvig auch mit ihrer Vorhang-Aktion erreichen. „Die Leute waren echt verwirrt, als sie unsere Schaufenster gesehen haben.“ Im Austausch mit den Kunden hörten die beiden, dass die vielen kleinen Geschäfte, das bunte Einkaufsangebot und Cafés zur Lebensqualität beitragen: „Gerade bei dem schönen Wetter sehnen sich die Menschen danach, sich ins sonnige Café zu setzen“, berichtet Horn.
Doch was, wenn es das alles nicht mehr gibt? „Wir liegen ja eh in einem wenig belebten Eck und konnten das mit unserer Aktion daher gut sichtbar machen.“ Sorge um den Teeladen muss aber keiner haben, betont Horn: „Über Weihnachten und auch jetzt lief es bei uns normal.“
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Aber die beiden Geschäftsinhaberinnen treibt die Angst um, ob die Kunden auch noch so kommen würden, wenn es weniger Läden gebe: „Dann fällt ja der Anreiz weg, in die Stadt zu gehen“, fürchtet Horn.
Hoffnung macht ihr aber, dass sie den Eindruck hat, dass die Leute froh sind über jedes Geschäft, das offen hat: „Wir hören oft, dass die Menschen das „Click & Collect“ nutzen.“ Sie denkt, dass die Bürger „noch bewusster regional einkaufen“ als vorher – trotz Vorhängen im Schaufenster.