SCHOTTLAND/ OFFENHAUSEN – Der Offenhausener Abenteurer Walter Költsch hat sich Schottland mit dem Fahrrad und dem Paddelboot angesehen und fantastische Aufnahmen für seinen zweiten Reisefilm mitgebracht. Das Werk zum Mitfrieren, Mitfreuen und Mitfiebernstellt er nicht nur hier vor, sondern auch bei zwei Veranstaltungen in Lauf und Röthenbach.
Walter Költsch hat in seinem langen Reiseleben schon viele verrückte Sachen angestellt. Deshalb passt sein neuer Film über eine Reise mit Fahrrad und Paddelboot durch das wunderschöne, aber auch sehr raue Schottland zu seinen bisherigen Vorträgen. Der Abenteurer beschreibt seine Reise in das Land der Kilts „Über Schottland zurück ins Leben“.
„Schottland bereiste ich das erste Mal im Jahr 1981 mit einem alten VW Käfer, seitdem wollte ich immer wieder dorthin zurückkehren. Aber es kam immer etwas anderes dazwischen, insbesondere Fernreisen durch alle Kontinente, weshalb ich es immer „für später“ aufgehoben habe.

So machte ich mich schlappe 38 Jahre nach meinem ersten Aufenthalt am 23. April 2019 mit meinem VW Bus (Fahrrad und zwei Paddelboote waren im Auto verstaut) erneut auf den langen Weg: Zunächst 700 km mit dem Auto nach Amsterdam, dann mit der Nachtfähre über den Ärmelkanal nach Newcastle im Nordosten Englands, denn es gibt leider keine direkte Fährverbindung mehr vom Festland nach Schottland.
Das frühe Reisedatum hat mehrere Vorteile: Erstens ist das Frühjahr in Schottland statistisch gesehen weniger verregnet als der Sommer, zweitens sind noch nicht so viele Touristen unterwegs und drittens tauchen die unglaublich nervigen Midges (Stechfliegen, die eigentlich nicht stechen, sondern „nur“ beißen) erst im Juni auf. Man muss sich diese Vorteile zwar durch ziemlich kühle Temperaturen erkaufen, aber gegen Kälte kann man sich wesentlich besser schützen als gegen die genannten drei Nachteile.

Angekommen in Newcastle fuhr ich nordwärts nach Schottland, erstes Ziel war die Hauptstadt Edinburgh. Nach einem kurzen Stopp fuhr ich weiter Richtung Nordwesten, denn mein Hauptreiseziel waren die schottischen Highlands und die Westküste. Mein erster Anlaufpunkt dort war die berühmte Insel Skye, die unmittelbar vor der Westküste des schottischen Festlands liegt und durch eine Brücke mit diesem verbunden ist.
Hier unterzog ich meine Beine einem ersten Test: 200 Kilometer bin ich über diese traumhaft schöne Insel geradelt, mit möglichst kleinem Gepäck, also ohne Paddelboot auf dem Fahrrad. Abgesehen von mangelnder Kondition aufgrund der langen Verletzungspause und einer Erkältung, die ich mir auf der Anreise dummerweise eingefangen hatte, verlief dieser Test vielversprechend.
Nach vier Tagen war ich zurück am Auto, das ich auf einem Campingplatz zurückgelassen hatte. Die Isle of Skye ist aber auch ein fantastisches Seekajakrevier, das ich mit meinem Faltboot auf mehreren Tagestouren erkundete.

Das Fahrradtraining auf Skye machte mich hoffnungsfroh für mein eigentliches Vorhaben: Eine große Radrunde durch die Highlands und entlang der wunderschönen Westküste bis in den äußersten Norden Schottlands und im Landesinneren wieder zurück. Wieder blieb mein Bus auf einem Campingplatz zurück, dieses Mal aber für einen Monat.
Beschwerliche Radreise
Am 6. Mai startete ich mit dem schwer beladenen Fahrrad ins Ungewisse. Ich muss zugeben, es hat mich Überwindung gekostet, den Bus stehen zu lassen und aufs Fahrrad umzusteigen. In den Tagen der letzten Vorbereitung war das Wetter miserabel, schottland-typisch verregnet und kalt. In schlechterer Verfassung bin ich noch nie zu einer Radreise aufgebrochen, noch dazu alleine. Aber: Warum einfach und bequem, wenn’s auch kompliziert und anstrengend geht!? Viele meiner Reisen hatten ihren Ursprung in dieser Grundidee.
Um es vorwegzunehmen: Ich hab es keine Sekunde bereut, das bequeme Auto durch das schwer beladene Fahrrad zu tauschen. Man nimmt auf dem Fahrrad das Land, die Natur, die Menschen einfach wesentlich intensiver wahr als hinter Autoscheiben, inklusive aller Vor- und Nachteile. Was hab ich auf dieser Tour alles erlebt: Schon der allererste Radeltag war haarsträubend. Nach diesem missglückten Start (aber schön war der Tag trotzdem!) radelte ich weiter entlang der unglaublich abwechslungsreichen Westküste Schottlands, paddelte an Küstenabschnitten, die schön wie die Südsee waren und bevölkert von großen Seehundkolonien. Einsame Strände und Zeltplätze hatte ich oftmals für mich ganz alleine.
Besuch bei Nessie mit dem Paddelboot
Natürlich hat es auch tagelang geregnet und ich war am Abend klitschnass. Aber kämen im Film keine Regenaufnahmen vor, würde mir doch kein Mensch glauben, dass ich in Schottland unterwegs war! Immer wieder hab ich die Radreise unterbrochen, um auf den unzähligen Lochs (so nennt man in Schottland die Seen und auch manche Fjorde) Paddeltouren mit meinem Minirucksackboot zu machen. Der bekannteste See Schottlands ist sicher Loch Ness!
Und natürlich hab auch ich diesem berühmtesten aller schottischen Löcher einen Besuch abgestattet und natürlich hab auch ich mich mit meinem Paddelboot „todesmutig“ auf die Suche nach dem berüchtigten Ungeheuer von Loch Ness (Kosename Nessie) gemacht. Ob ich es gefunden habe? Das und vieles andere mehr erfährt man im Film.
Als ich schließlich nach 1500 Fahrradkilometern wieder meinen guten alten VW Bus erreicht habe, lag eine der für mich befriedigendsten Reisen hinter mir. Losgeradelt als Wrack und zurückgekehrt fit wie ein Turnschuh. Ich war wieder zurück im Leben!
Autor: Walter Költsch
Info
Freitag, 25. November, 19.30, Karl-Diehl-Halle Röthenbach, Walter Költsch und O’Malley: Schottland mit Fahrrad und Paddelboot. Ohne Liveband im Kulturraum der Pegnitz Zeitung am Samstag, den 3. Dezember 2022 und Freitag, den 13. Januar 2023. Karten zu allen Veranstaltungen gibts im Ticketshop der Pegnitz-Zeitung und online bei reservix.de.