FEUCHT – Die Grundschule Feucht begrüßt ein neues Mitglied im Kollegium: Die zweijährige Labradorhündin Aila.
Aila liegt vorne neben dem Pult und döst auf einer Decke. Um sie herum brummt der Klassenalltag der 2e der Grundschule Feucht. Es ist Arbeitsphase. Geschäftiges Murmeln, Rascheln, Zwischenfragen von hellen Kinderstimmen. Ein Federmäppchen fällt vom Tisch und verteilt scheppernd Buntstifte über den Boden. „Psssst“, raunt der Banknachbar. „Das stört die Aila!“ Doch die braune Labradorhündin hebt nur kurz den Kopf, streckt sich, und schläft unbeirrt weiter.
„Es ist wirklich sehr süß, wie besorgt und bedacht die Kinder um sie sind“, sagt Klassenlehrerin Kassandra Klein. Ihr gehört die zweijährige Hündin. Seit gut drei Wochen kommt sie mit ihr in die Grundschule Feucht. Zuvor hat Aila eine eingehende Charakterprüfung über sich ergehen lassen. Denn: „Nicht jeder Hund eignet sich zum Schulhund“, erklärt Klein. Es gäbe zwar keine feststehenden Richtlinien, aber ein gefestigter und freundlicher Charakter sei absolut unumgänglich. Auch sie selbst hat sich in mehreren Seminaren weitergebildet. „Hund und Besitzer müssen beide etwas lernen, damit das funktioniert“, sagt sie. Die 29-Jährige freut sich deswegen sehr, demnächst im Team mit ihrer Hündin eine zusätzliche Ausbildung beim Schulhunde-Verein Bayern machen zu können. Finanziell möglich gemacht hat das die „Hunde helfen heilen“-Stiftung von Helmut und Doris Lindner.
Schulleiteitung und Eltern sind begeistert
Klein ist während ihres Studiums zum ersten Mal über das Konzept des Schulhundes gestoßen und wusste schon damals sofort: „Das möchte ich auch machen.“ Bei Schulleiterin Ulrike Hölzl rennt sie offene Türen ein. „Ich habe selber einen Hund und fand die Sache von Anfang an gut“, sagt sie. Bevor die beiden Pädagoginnen die Sache jedoch ins Rollen bringen, halten sie Rücksprache mit den Eltern. Und zwar mit den Eltern aller gut 500 Schüler, nicht nur denen der betroffenen Klasse. Das Feedback kommt rasch und eindeutig. „99,9 Prozent waren sofort mit an Bord. Mit einem so positiven Ergebnis hätten wir gar nicht gerechnet“, sagt Hölzl. Aufkommende Fragen, etwa nach Regeln, beantworten die Schulleiterin und ihre Kollegin Kassandra Klein gern.
„Natürlich haben wir klare, fest abgesteckte Regeln“, sagt die Hundeführerin. „Der Hund ist klar auf mich geprägt und geht ohne mich auch nirgendwo hin“, betont sie. Für die Kinder ist klar: Sie dürfen den Hund zum Beispiel nicht alle gleichzeitig rufen oder streicheln. Und daran halten sie sich gerne und ohne zu murren. In der tiergestützten Pädagogik kann ein ausgebildeter Schulhund die oft nicht sehr einfache Tätigkeit der Lehrkraft sinnvoll und effektiv unterstützen. Schon jetzt habe sich durch Ailas Anwesenheit die Lautstärke in der Klasse deutlich gesenkt, berichtet Klein. Die Labradorhündin strahle eine Ruhe aus, die sich automatisch auf die Kinder übertrage.
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„Respektvoll und vorsichtig“
Und niemand wolle ihr Unbehagen bereiten. „Die Schüler sind sehr respektvoll und vorsichtig“, lobt die Lehrerin ihre Klasse. Einem Welpen würde sie den Trubel und Stress, die der Schulalltag trotzdem unweigerlich mit sich bringt, nicht zumuten wollen, erklärt Klein. Selbst die zweiährige Aila kommt nur drei Mal in der Woche mit in den Unterricht und auch dort kann sie sich jederzeit zurückziehen. „Es muss allen gut gehen, den Kindern und dem Tier“, sagt Klein.
Das Konzept geht auf: Ihre Zweitklässler seien begeistert und fragten sofort nach der Hündin, sobald Klein sie zu Hause lässt. Sogar ein Mädchen, dass sich vor Hunden gefürchtet hat, möchte sie nun, nach nur drei Wochen, von sich aus streicheln. Und Aila? „Die stand am Morgen nach ihrem ersten Schultag erwartungsvoll vor der Tür und wollte wieder mitkommen. Normalerweise schläft sie noch eine Runde, bevor mein Mann mit ihr rausgeht“, sagt Klein und lacht. „Diesmal war sie sogar eher schulfertig als ich.“