HEUCHLING – Zum mittlerweile fünften Mal hat die Lauferin Juliane Buchholz mit Hilfe von einigen Freunden den „Fränkischen Backyard-Ultra“ organisiert. Bei dem Wettkampf war Stehvermögen gefragt: Der Sieger stand erst nach 30 Stunden fest.
Alle Wettkämpfe dieser aus den USA stammenden Spielart des Ultra-Marathons haben eine einheitliche Rundenlänge von 6,706 Metern (4,167 Meilen) und werden zu jeder vollen Stunde neu gestartet. Die Veranstaltung dauert so lange, bis nur noch ein Teilnehmer übrig bleibt, der seine Schlussrunde unter dem 60 Minuten-Zeitlimit beenden kann, um sich den Sieg zu holen.
Dabei ist das Gewinnen nur ein Teil der „Faszination Backyard“, weiß Veranstalterin Juliane Buchholz. Die 36-jährige Lauferin begeistert an dieser Wettkampf-Form vor allem, dass Sportler ganz unterschiedlicher Leistungsklassen und Trainingsstände im besten Sinne „miteinander“ auf der Strecke unterwegs sein können. Im Gegensatz zu anderen Wettläufen wissen Teilnehmer weder, welche Distanz insgesamt gelaufen werden muss, noch unterwegs, wie viel Strecke noch zu bewältigen ist. Schnelle Läufer können keine langsameren abhängen, weil nach jeder absolvierten Runde neu gestartet wird und somit Gleichstand herrscht.
Deswegen hat die Lauferin mit ihrem weiterhin kleinen Helferteam mittlerweile zum fünften Mal die umfangreiche Organisation gestemmt, um diese Laufveranstaltung erneut auf die Beine zu stellen. Der Andrang war groß, die Startplätze bereits im Dezember 2024 komplett vergeben. Diesmal gingen 79 Einzelstarter ins Rennen. Dazu kamen 20 Teilnehmer in der Kategorie „Family-Trail“. Hier können (mit kürzeren Runden) schon Kinder ab sechs Jahren teilnehmen.
28 Läufer knacken 100 Kilometer-Marke
„Das Teilnehmerfeld war diesmal unglaublich stark“, freute sich Juliane Buchholz. 57 Läufer erreichten die Ultradistanz, 28 waren noch bei 100 km im Rennen und sieben übertrafen die magische Marke von mehr als 24 Stunden auf der Strecke.
Den Sieg holte sich diesmal am Ende Jörn Schlag aus dem Allgäu. Der 34-Jährige liebt extreme Herausforderungen. So war er erst im Mai dieses Jahres diagonal durch Deutschland gelaufen. Seine Tour führte ihn von Basel bis nach Rügen zum Kap Arkona. Nach 21 Tagen waren das 1.703 Kilometer und 20.154 Höhenmeter – perfektes Training also für die Herausforderung „Fränkischer Backyard“.
Der spätere Sieger folgte dabei vom Start weg einer klaren Strategie. Auch, als sich nach den Meilensteinen „Marathon“, „Ultra“ und „100 Km“ das Teilnehmerfeld lichtete, blieb er bei seinem Rhythmus „drei langsame Runden, eine schnelle Runde“. Toll sei die Verpflegung im Pavillon für die Nacht mit heißer Brühe, Kaffee und Tee gewesen, sagt Jörn Schlag; auch eine Decke für die Pausen half dabei, nicht auszukühlen. Nach der magischen Grenze von 100 Meilen (161 Km) bestand das Feld noch aus fünf Startern. „Der Kopf war gefordert, denn die Beine liefen schon lange von alleine, doch es machte immer noch riesigen Spaß“, berichtet Jörn Schlag.
Dann war der Moment gekommen, als nur noch der Allgäuer Läufer und sein letzter verbliebener Konkurrent Alexander Schult an der Startlinie standen und gemeinsam zur Runde 29 losliefen. 194 Kilometer hatten beide zurückgelegt, als plötzlich die Glocke ertönte, mit der der Alexander Schult seinen Ausstieg anzeigte. Jörn Schlag ging also alleine auf die letzte Runde und schaffte auch diese noch innerhalb einer Stunde. Nach 30 Stunden und 202,8 Kilometern beendete er das Rennen als „The Last Man Standing“ und war somit Sieger des 5. Fränkischen Backyard-Ultras.
Helfer nötig
Ob es eine sechste Auflage geben wird, ist derzeit noch offen, sagt Veranstalterin Julian Buchholz. „Die Resonanz der Läufer war umwerfend und der Wunsch nach einer Fortsetzung ist enorm“, so die Lauferin. Doch die Suche nach Helfern für das Orga-Team ist das Problem und der limitierende Faktor. Wie in den Jahren zuvor hat Juliane Buchholz die Veranstaltung nur mit der Unterstützung von Familie und engen Freunden gestemmt und ging dabei ebenso ans Limit wie die Läufer auf der Strecke. Ohne zusätzliche Helfer könnte es also düster aussehen für das ungewöhnliche Lauf-Event.