Für den Wald, gegen die Trasse

Der Bund Naturschutz in Feucht und Wendelstein kritisiert Waldrodungen für die neue Juraleitung

Die Waldschützer des Bund Naturschutzes zeigten mit einer Menschenkette und farblich markierten Bäumen, wie groß eine Rodungsfläche von 50 mal 50 Metern immer noch wäre.
Die Waldschützer des Bund Naturschutzes zeigten mit einer Menschenkette und farblich markierten Bäumen, wie groß eine Rodungsfläche von 50 mal 50 Metern immer noch wäre. | Foto: Stefan Pieger2024/04/BN-Protest-Bannwald.jpeg

FEUCHT/WENDELSTEIN – Die Bund Naturschutz Ortsgruppen aus Feucht und Wendelstein haben bei einer gemeinsamen Aktion im Nürnberger Reichswald die Waldzerstörung durch den Ausbau der Juraleitung demonstriert. Beispielhaft sollte an einem der Maststandorte der geplanten Hochspannungsleitung gezeigt werden, wie groß der Waldeingriff dort sein wird. Hierfür markierten die etwa 30 Waldschützer alle Bäume im Rodungsbereich mit weißen Kreuzen aus Kalkfarbe.

Stefan Pieger, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Wendelstein, erläuterte vorab den aktuellen Planungsstand, die BN-Position und Forderungen an die Regierung von Mittelfranken. Der Neubau einer 380 kV Leitung zwischen Raitersaich und Ludersheim ist verbunden mit einer Erhöhung der Übertragungskapazität und diene in erster Linie dem überregionalen bis hin zum internationalen Stromtransfer.

„Beschlossene Sache“

Ob die Leitung nötig ist oder nicht, könne „niemand objektiv beurteilen“, da die zugrundeliegenden Modelle und Szenarien extrem komplex seien, meint der Naturschützer. Der Leitungsbau sei allerdings sowohl im Netzentwicklungsplan als auch im Bundesbedarfsplan per Gesetz „beschlossene Sache“. Aus Sicht der Wendelsteiner BN-Ortsgruppe gehe es deshalb „nur noch darum, den Waldverlust so gering wie möglich zu halten“.

„Lehnen diese Trasse ab“

In diesem Punkt widerspricht Dr. Thomas Franze, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht: „Der BN lehnt diese Trasse unter anderem wegen fehlender Prüfung von Alternativen grundsätzlich ab und setzt sich für einen dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien und den – unabhängig von den Stromtrassen – erforderlichen Ausbau des Mittelspannungs-Stromverteilnetzes ein.“

Im Verlauf der Juraleitung von Wendelstein über Feucht nach Ludersheim soll der Wald mit bis zu 90 Meter hohen Masten überspannt werden. Einen Fortschritt sehen die BN-Aktiven bereits: Der für den Leitungsbau zuständige Netzbetreiber Tennet spreche von „verkleinerten Rodungsflächen“ von nur 50 mal 50 Metern rund um die Maststandorte. Diese fielen deutlich kleiner aus als das ursprünglich vorgesehene 90 mal 90 Meter große Arbeitsfeld. Zudem werde außerhalb des Walds eine temporäre Lagerfläche für Erdaushub und Baumaterial angelegt. Das führe zwar zu mehr Baustellenverkehr, spare aber mehr als 5000 Quadratmeter Wald pro Mast. Die von den Waldschützern farblich markierten Bäume entsprechen dieser verkleinerten Rodungsfläche, die zum Schutz der Masten zukünftig weitestgehend frei bleiben muss.

Zufrieden mit diesem Kompromiss ist der BN dennoch nicht. Erstens sei auch die 50 mal 50 Meter große Rodung ein riesiger Eingriff. Zweitens müsse Tennet vor allem bei den Maststandorten an den Autobahnkreuzen Nürnberg Süd und Ost nachbessern.

Wie schon im vorangegangenen Raumordnungsverfahren von der Regierung gefordert, müsse die Trasse möglichst nah an der Autobahn A 6 bleiben und über die Autobahnkreuze geführt werden, fordert Stefan Pieger. „Den aktuell geplanten, weiträumigen Verschwenk in den geschlossenen Waldverband lehnen wir entschieden ab“, betont der BN-Ortsvorsitzende. Denn dieser führe zwangsläufig zu mehr Waldverlust und sei vermeidbar. Diesen Eingriff am geschützten Bannwald dürfe die Regierung von Mittelfranken nicht zulassen.

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