MIMBERG – Die Arbeiterwohlfahrt Nürnberger Land und ihr Vorstandsvorsitzender Christian Fügl trennen sich. Seit Monaten gab es interne Kritik.
Christian Fügl ist nicht mehr Vorstandsvorsitzender der AWO Nürnberger Land. Am Montag haben die Einrichtungsleitungen in den verschiedenen Heimen die Mitarbeiter über die Veränderung an der Spitze informiert. Manfred Neugebauer bittet als Präsident nun um Unterstützung für die beiden verbleibenden Vorstandsmitglieder Markus Friedl und Brigitte Gierse.
Überraschend kam die Trennung nur für Außenstehende. Seit Monaten schon gab es interne Querelen, die in Brandbriefen und Anschuldigungen gegen den Vorstandsvorsitzenden gipfelten. Ende März forderten elf Leitungskräfte im Rudolf-Scharrer-Heim in Mimberg ganz offen die Neugestaltung des Vorstands, weil sie eklatante Defizite in den Bereichen Personal und technischer Infrastruktur sahen (wir berichteten). Vom Leiter für den Bereich Pflege, Usamet Abaz, hat sich die AWO bereits im August getrennt.

Brandbrief der Führungskräfte
Jetzt also die Trennung von Fügl, die Neugebauer allerdings anders einordnet. Im Telefongespräch mit dem Boten will er sich nicht zur Frage äußern, ob es einen Zusammenhang mit der internen Kritik an Fügl gab. Musste der Chef seinen Posten räumen, weil die Führungskräfte im Rudof-Scharrer-Heim seine Kompetenz in Frage stellten? Musste er gehen, weil die Betriebsratsvorsitzende ihm gemeinsam mit 33 weiteren Mitarbeitern in einem Brief „stümperhafte Führung“ und Mangel an Professionalität vorwarf?
Konkret äußern will sich Neugebauer nicht zu einem Zusammenhang der deutlichen internen Kritik am Vorstandsvorsitzenden mit der jetzt erfolgten Trennung. Er verweist vielmehr darauf, dass die Verträge für Vorstandsmitglieder bei der AWO Nürnberger Land immer nur über einen bestimmten Zeitraum abgeschlossen werden. Fügls Vertrag sei nun ausgelaufen und man habe sich eben entschieden, diesen nicht zu verlängern.
Vor vier Jahren stand der Vorstandsvorsitzende schon einmal im Kreuzfeuer der Kritik, als die AWO in Altdorf auf dem ehemaligen Graffiti-Grundstück den Bau eines Seniorenheims plante. Damals traten zahlreiche Mitglieder bei der AWO aus, darunter auch der ehemalige Altdorfer Bürgermeister Rainer Pohl und dessen Frau Renate. Das Vorgehen der AWO über die Köpfe vieler Altdorfer hinweg kreideten Kritiker damals auch direkt dem Vorstandsvorsitzenden an.
Weitere Artikel zum Thema
Noch kein Nachfolger
Einen Nachfolger für Christian Fügl gibt es noch nicht. Über diese Personalie wird sich Neugebauer als Präsident mit den elf weiteren Mitgliedern des Präsidiums demnächst austauschen. Die Atmosphäre im Rudolf-Scharrer-Heim haben Mitarbeiter in jüngerer Vergangenheit immer wieder als ausgesprochen angespannt bezeichnet.
Von einem immens hohen Krankenstand hat die Betriebsratsvorsitzende Nadine Schmidt dabei berichtet, zeitweise habe der über 40 Prozent betragen. Schmidt ist seit Wochen selbst im Krankenstand – wie ihr Stellvertreter Thomas Weißhaupt. Beide haben mit der AWO vor dem Arbeitsgericht gestritten, haben das Verfahren zwar gewonnen, warten aber laut Weißhaupt immer noch auf die Nachzahlung von vier Monatsgehältern.
Wie ist das Betriebsklima derzeit? Manfred Neugebauer beteuert, dass die Atmosphäre inzwischen sehr gut sei, das hätten ihm verschiedene Mitarbeiter im Gespräch versichert. In der Vergangenheit waren ständige Konflikte zwischen dem ehemaligen Bereichsleiter Pflege und dem jetzt entlassenen Vorstandsvorsitzenden immer wieder Anlass für Spannungen im Rudolf-Scharrer-Heim. Von beiden hat sich die AWO jetzt getrennt. Wird das Betriebsklima also besser? Wer sich mit Reinhard Löhner unterhält, der jahrzehntelang an der Spitze der AWO Nürnberger Land stand, erhält dazu eine sehr diplomatische Antwort. Er äußere sich zwar grundsätzlich nicht zur Arbeit seiner Nachfolger, betont Löhner, das Betriebsklima im Rudolf-Scharrer-Heim sei aber nach seiner Beobachtung auch schon einmal besser gewesen.