NÜRNBERGER LAND — Gleich zwei Motorradrennfahrer aus dem Nürnberger Land haben am Wochenende die Chance, auf dem Hockenheimring den Deutschen Meistertitel zu holen. In der IDM-Superbike-Klasse hofft der Simmelsdorfer Jörg Teuchert als Drittplatzierter auf seine Chance. Beim ADAC-Junior-Cup geht der 15-jährige Michael Gerstacker vom MC Frankenjura als Führender ins letzte Rennen.
Mit derzeit Platz 3 und 23 Punkten Rückstand ist die Ausgangslage für Jörg Teuchert nicht schlecht, aber eine extra Portion Glück wäre für das große Finale wohl doch hilfreich. In Hockenheim fühlt sich der Simmelsdorfer auf jeden Fall sehr wohl, da die erste Dienstfahrt auf seiner BMW unmittelbar nach dem Finale 2011 dort stattfand. Nach seiner Strategie für das Rennen gefragt und ob er nervös ist meint Teuchert: „Strategie gibt’s eigentlich keine, außer……. Vollgas! Und nervös bin ich genauso wie sonst auch.“ Mit seinem Punkterückstand habe er nichts zu verlieren und seine Taktik ist ausschließlich auf Angriff ausgerichtet. Er glaubt, dass die zwei in der Wertung vor ihm liegenden Konkurrenten Michael Ranseder und Erwan Nigon miteinander beschäftigt sein werden, so dass sich für ihn Chancen ergeben. Allerdings seien beide erfahrene Leute, die auch schon WM-Läufe bestritten haben. Erwan Nigon ist ja aktuell Langstrecken-Vizeweltmeister auf BMW.
„Egal wie es ausgeht, ich gehe mit einem positiven Gefühl aus der Saison“, meint Teuchert. In den fünf Monaten der Rennzeit habe er auf seiner S1000RR und mit dem Team Wilbers BMW viele Höhen und auch ein paar Tiefen erlebt. Aber er weiß: „Der Markenwechsel war die richtige Entscheidung.“
Talent sucht Sponsor
Ganz anders stellt sich die Lage bei Michael Gerstacker vom MC Frankenjura dar: Während Routinier Teuchert – der Gerstacker auch unterstützt – seine Karriere langsam ausklingen lässt, steht der für den ADAC Nordbayern startende Hartensteiner erst am Anfang einer vielversprechenden Laufbahn – vorausgesetzt, es finden sich für die nächste Saison potente Sponsoren. Der 15-Jährige fährt derzeit – wie alle seine Konkurrenten – eine 125ccm-Serien-Aprilia.
Sieben Punkte liegen zwischen dem Cup-Führenden Michael Gerstacker und seinem größten Konkurrenten Aris Michail. Gerstacker hat bisher zwei Saisonsiege geholt und führt die Gesamtwertung in der Nachwuchsklasse an. Würde Michail das Finale in Hockenheim als Sieger beenden, wird er nur Meister, wenn Gerstacker maximal Dritter wird. Der Frankenjura-Pilot denkt aber gar nicht daran, Michail im badischen Motodrom den Vortritt zu lassen. Seit zwei Wochen stemmt er ein Fitness-Programm der besonderen Art, denn er begann seine Maurerlehre mit dem Mischen von Beton und dem Transportieren von 40-Kilo-Säcken mit Baumaterial.
Die Chancen auf den Titelgewinn stehen also recht gut – und genau diesen Titel braucht das junge Talent, um weitermachen zu können, weiß Vater Günther Gerstacker. Der 43-Jährige steht seinem Sohn als Teammanager, Mechaniker und Betreuer zur Seite und hofft, dass der Gewinn der Meisterschaft Geldgeber aus der Region auf das junge Talent aufmerksam macht. Für eine Saison in der nächsthöheren Klasse ist ein Etat von rund 90 000 Euro notwendig, schätzt Günther Gerstacker.
Obwohl der 15-jährige Rennfahrer von der ADAC Stiftung Sport unterstütz wird und als einer von wenigen im Förderkader des DMSB Road Racing Teams steht, klafft im Saisonetat derzeit noch ein großes Loch, dass in den nächsten Wochen geschlossen werden müsste, um kommende Saison weitermachen zu können.
Im Junior Cup, wo der 15-Jährige derzeit so erfolgreich fährt, geht es nicht weiter, denn die beiden Erstplatzierten einer Saison dürfen danach nicht mehr dort starten – und einen dieser Plätze wird Michael Gerstacker aller Voraussicht nach einnehmen.
Damit auf dem Weg zum Titel alles klappt, hat der Familien-Rennstall nichts dem Zufall überlassen, erzählt Michael Gerstacker: „Mein Vater hat das ganze Motorrad noch einmal kontrolliert und ich habe beim Renntraining von Superbiker Jörg Teuchert in Groß Dölln teilgenommen.“
