MÜLHEIM/RUHR – Das letzte August-Wochenende 2021 wird Isabel Herttrich möglicherweise lange nicht vergessen: Neun Spiele, neun Siege, 18:1 Sätze – und zweimal Gold lautet die herausragende Bilanz der Hersbruckerin bei den deutschen Badminton-Einzelmeisterschaften.
Besonders in Erinnerung dürfte der 29-Jährigen dabei bleiben, dass ihr erstmals in ihrer langen Karriere das Titel-Double gelang – der Triumph im Damendoppel mit Linda Efler (SC Union Lüdinghausen) und der Sieg in der Mixedkonkurrenz mit Mark Lamsfuß vom 1. BC Wipperfeld, mit dem sie vor gut einem Monat bei den Olympischen Spielen in Tokio die Weltelite kräftig ärgerte und den Einzug in das Viertelfinale nur hauchdünn verpasste.
Im Mixed wurde die für Bundesliga-Serienmeister 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim spielende Team-Europameisterin von 2014 gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Mark Lamsfuß als topgesetzte Paarung ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht. Nach drei schnellen Zwei-Satzerfolgen trafen die beiden Olympioniken, die sich 2016 schon einmal den DM-Titel geholt hatten und ein Jahr später im Finale in drei hart umkämpften Sätzen gegen Raphael Beck und Carla Nelte unterlagen, im Halbfinale auf Max Weißkirchen und Lara Käpplein.
Nach einem 21:11 zum Start gaben Herttrich/ Lamsfuß im nächsten Durchgang ihren einzigen Satz ab (15:21), machten dann aber nach 41 Minuten mit dem erfolgreichen Matchball zum 21:13 alles klar. Im Finale gegen Titelverteidiger Jones Ralfy Jansen vom 1. BC Wipperfeld und Linda Efler ließen die Weltranglisten-14. dann überhaupt keinen Zweifel daran aufkommen, wer am Ende die beiden Siegerpokale und die Goldmedaillen bekommen würde.
Der erste Satz blieb bis zum 10:8 eng, dann zogen Lamsfuß/Herttrich, die 2020 die Denmark Open gewannen, Punkt für Punkt weg und gewannen mit 21:15. Im zweiten Durchgang setzten sie sich zunächst von 6:5 auf 12:6 ab und brachten die Partie anschließend souverän mit 21:14 zu Ende.
Fix durchs Turnier
Auch im Damendoppel jagte Isabel Herttrich mit ihrer Partnerin Linda Efler als topgesetzte Paarung förmlich durch die Konkurrenz. Nach einem Freilos und zwei klaren Siegen in Runde zwei (21:9, 21:8) und im Viertelfinale (21:5, 21:12) machten die beiden im Halbfinale wenig Federlesen mit ihren Gegnerinnen Annika Horbach und Brid Stepper (Rot-Weiss Walldorf/ 1. BC Beuel; Setzplatz 3/4). Nach 31 Minuten und einem 21:16, 21:17-Erfolg zog die 29-Jährige, die ihre ersten Erfahrungen in der ultraschnellen Rückschlagsportart beim TV Hersbruck sammelte, in ihr inzwischen siebtes Damendoppel-Finale ein.
Und machte ein paar Stunden später ihren vierten deutschen Meistertitel in dieser Disziplin nach 2017, 2018 (jeweils mit Carla Nelte) und 2019 (mit Linda Efler) perfekt. Wie schon in den Begegnungen zuvor bestach Herttrich vor allem mit überraschenden Stopps, die direkt hinter dem Netz fast senkrecht zu Boden fielen, oder präzisen Crossbällen, die Annabella Jäger (TSV Neuhausen-Nymphenburg) und ihre Vereinskollegin Stine Küspert reihenweise auf dem falschen Fuß erwischten.
Starker Aufschlag
Im ersten Satz hielten die an 2 gesetzten Jäger/Küspert bis zum 10:8 mit, danach sorgte Herttrich bei eigenem Aufschlag dafür, dass sie und Efler sich immer weiter absetzten und über 17:9 schließlich mit 21:11 den Sack zumachten. Im zweiten Durchgang hatten Herttrich, die zu diesem Zeitpunkt am späten Sonntagnachmittag schon knapp zwei Stunden Badminton in den Beinen hatte, und Efler zunächst Anlaufschwierigkeiten und gerieten mit 3:7 in Rückstand. Dann aber fanden sie zurück in ihr Spiel, und Isabel Herttrich beendete nach 37 Minuten mit einem Stoppball zum 21:13 und einem befreiten „Yes“ das Finale.
Vom Hallensprecher nach ihren weiteren Zielen im Jahr 2021 befragt, antwortete eine bestens gelaunte Isabel Herttrich: „Wir trainieren fleißig weiter, unser Kalender ist mit drei WMs und internationalen Turnieren noch schön voll – da wird’s mir sicher nicht langweilig …“ Und auf die Nachfrage, was denn mit Paris 2024 sei, gab die Hersbruckerin ein vielsagendes „Schau mer mal!“ zu Protokoll – in von ihr sonst eher selten zu hörendem, perfekten Fränkisch.