HERSBRUCKER SCHWEIZ – Es ist ein Problem, das die Vereine bereits seit Jahren drückt: der mangelnde Nachwuchs. Hat Corona hier auch wie ein Brennglas gewirkt und die Herausforderung noch verschärft?
Wenn man Heike Wagner vom HC Hersbruck zuhört, dann nicht: „Wir hatten insgesamt wenig Austritte in und wegen der Pandemie und unsere Minis erleben gerade einen großen Zulauf.“ Man merke, dass „alle heiß drauf“ seien, wieder Sport zu treiben und soziale Kontakt zu haben. „Genau deswegen bin ich auch Trainerin“, sagt sie, „um den Handballern zu vermitteln, wie man Spaß miteinander haben kann“. Denn sie findet, dass Mütter und Väter heutzutage entweder zu wenig Zeit für den Nachwuchs haben oder im anderen Extrem den Helikopter-Eltern zuzurechnen sind.
Schule ein Faktor
Was Corona natürlich verhindert habe, seien Angebote wie beispielsweise Handballtraining während der Ganztagesschule. Dort und auch in den Kindergärten konnten die HC-Verantwortlichen keine Eigenwerbung betreiben, bedauert Wagner. Das soll sich nun wieder ändern.
Dass gerade bei der weiblichen Jugend der Nachwuchs fehlt, das habe aber nichts mit Corona zu tun: „Das ist ein generelles Problem vieler Vereine, dass wir in diesem Bereich Spielgemeinschaften für einzelne Jahrgänge bilden müssen.“ Warum die Mädels nicht zum Handball gehen, weiß Wagner nicht: „Mittlerweile ist das Freizeitangebot so groß. Wenn es einem einmal nicht gefällt, dann heißt es heute: Da geh ich nicht mehr hin.“
Für ein Team im Spielbetrieb brauche es aber zehn bis 14 Jugendliche. Die Hersbrucker kratzen mit neun bis zehn Mädels an der Grenze. „Jetzt bilden wir halt nur fürs Training eine Kombi aus C- und B-Jugend.“ Solange, bis weitere Mädchen dazustoßen.
Gutscheine wirken
Ein anderes Bild zeichnet Helmut Maetzing vom TV Hersbruck. Zwar hat der Verein wegen Corona auch kaum Mitglieder verloren, nur kamen deswegen keine neuen dazu. „Wir haben meist jedes Jahr rund 100 Aus- und etwa ebenso viele Eintritte.“ Daher schrumpfte die Zahl der TVler von 950 auf rund 850. Jetzt, wo wieder ein Angebot vorhanden ist, „ziehen die Eintritte schon spürbar wieder an“, freut er sich.
Auch dank der Gutschein-Aktion des Freistaats zum Schulstart für Mitgliedsbeiträge in Vereinen. „Das beginnt Wirkung zu zeigen.“ Und das Schöne für den Turnverein: Es ist kein großer Verwaltungsaufwand dabei, wenn die Gutscheine an der Anmeldung dranhängen. „Die reichen wir beim BLSV ein und gut ist’s.“
Wie beim Handball findet auch das Training für die Kleinsten „enormen Zuspruch“; genauer gesagt ist es das Kinder- und Jugendturntraining. Sind da alle Plätze belegt, lässt sich ja vielleicht der ein oder andere für eine andere Abteilung begeistern, denkt Maetzing. „Wir wünschen uns, dass die Kinder darüber in andere Sparten hineinwachsen.“ Wie in Badminton. Mit diesem Sport ist Maetzing selbst sehr verbunden und daher weiß er, dass gerade hier die Jugendarbeit durch Corona sehr gelitten hat. Daher möchte er diese im kommenden Jahr wieder intensivieren.
Sinkendes Interesse
Über wieder mehr Trainingsbeteiligung beim Tischtennis-Nachwuchs nach den Sommerferien freut sich auch Christian Stingl vom SV Altensittenbach. Das sei schon Mitte Juli so gewesen, als nach langer Pause Sport in der Halle erlaubt wurde. Allerdings ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen noch immer geringer als vorher. „Die langen Zeiten ohne Trainingsmöglichkeiten haben bei einigen Kindern und Jugendlichen dazu geführt, dass das Interesse am Tischtennis merklich sank.“ Anders als im Tennis: „Da konnten wir etliche Mitglieder gewinnen.“ Ansonsten blieben die Mitgliederzahlen in den anderen Sparten stabil, so Stingl.
Das reicht aber nicht, um eine schlagkräftige Truppe für eine erste Mannschaft zu formen. Denn: „Tischtennis ist technisch ein anspruchsvoller Sport. Die langen Pausen haben zur Folge, dass schon erzielte Fortschritte verloren gegangen sind und jetzt unter den erschwerten Bedingungen schwieriger zu kompensieren sind.“ Das spüre die Jugend natürlich am meisten, weiß Stingl. Er würde sich daher eine verlässliche Perspektive über einen längeren Zeitraum wünschen, weil er sonst die Nachwuchsarbeit stark gefährdet sieht. „Das würde selbstverständlich dazu führen, dass in fünf bis sechs Jahren auch die Erwachsenenmannschaften Personalprobleme bekommen werden.“