Titelverteidigung bei „Juraduro“

Michi Röhrl sahnt die Pokale ab

Michi Röhrl (Nr. 34) attakiert auf der gefährlicheren Außenspur Marcel Quellmatz (Nr. 4) und Joungster Domenico Felici. Foto: privat
Michi Röhrl (Nr. 34) attakiert auf der gefährlicheren Außenspur Marcel Quellmatz (Nr. 4) und Joungster Domenico Felici. Foto: privat2015/09/DSC00190...jpg

HORMERSDORF / SCHEFFLENZ (mir) – Jeweils im Herbst eines jeden Jahres fallen die wichtigsten Entscheidungen in der Zweirad-Offroadszene auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Abgeerntete landwirtschaftliche Nutzflächen bieten beste Voraussetzungen für spektakuläre Stoppelcross-Events, die – von den Veranstaltern geschickt mit Hindernissen verschiedenster Couleur gespickt – zum regelrechten Augenschmaus für jeden Gelände-Motorsportfan werden.

Zur festen Größe unter den Stoppelcrossveranstaltern und Streckendesignern in der Frankenalb gehört der Leinburger Heinz Wolf, der mit seinem MC-Frankenjura den berüchtigten regionalen Enduro-Mainevent „Juraduro“ in Hormersdorf inszeniert. Mit unermüdlichem Einsatz kredenzen Dutzende von ehrenamtlichen Helfern alljährlich einen spektakulären Parcours für die Wettkampfpiloten.

Auch Lokalmatador und Juraduro-Titelverteidiger Michi Röhrl aus Steinensittenbach stellte sich wie jedes Jahr der Herausforderung. Mit einer 2016er straßenzugelassenen Enduro, die ihm sein Kumpel und Betreuer „Bimpf“ zur Verfügung stellte, ging es an den Start in der schnellen Open-Klasse. Als besonderes Juraduro-Ritual gilt stets eine Startprozedur, bei der die Piloten unmittelbar vor ihrem Rennsportgerät stehend, dieses am Lenker ausbalancieren, beim Start-Signal schnell bespringen, anlassen und das Rennen aufnehmen. Röhrl gewann promt das Duell auf der Startgeraden (Hole-Shot) vor seinem Markenkollegen Mathias Deyerler. Innerhalb weniger Runden setzten sich die schnellsten Piloten vom Rest des Feldes ab und boten den zahlreichen Zuschauern eine brilliante Show aus Geschick und Geschwindigkeit von Mensch und Maschine über Stock und Stein.

Plötzlich tauchte im Führungstrio der junge Suzuki-Pilot Kai Bayerl auf und machte mit einem ambitionierten Fahrstil auf sich aufmerksam, der bis an die brachiale Pace von Routinier Röhrl heranreichte.

Bayerl mit astreiner Motocrossmanier und Michi Röhrl im cleveren Endurostyle schienen die Fliehkräfte außer Kraft zu setzen. Schade, dass die Suzuki des herzerfrischend aufgasenden Joungsters Bayerl gegen Rennende ihren Dienst quittierte und ihm ein tolles Rennen vermasselte.

Nach zwei Stunden und 20 absolvierten Runden auf dem 4,3 Kilometer langen Parcours sah Röhrl mit beträchlichem Vorsprung als Erster die Zielflagge. Zweiter wurde Mathias Mirwald, der vom Ausfall Bayerls noch profitierte.

Röhrl blieb jedoch nicht viel Zeit, seine Titelverteidigung zu feiern, denn bereits am nächsten Morgen musste er sich zum Start bei der Deutschen Cross-Country-Meisterschaft im 200 Kilometer entfernten badenwürthembergischen Schefflenz einfinden.

Rechzeitig hatten Röhrl und sein Mechaniker und Betreuer „Bimpf“ die SHherco-Maschine den geänderten Streckenverhältnissen der ehemaligen WM-Strecke in Schefflenz angepasst, um im sechsten Lauf zur GCC-Meisterschaft wertvolle Punkte zu sammeln. Die Händflächen auf Grund der Wettkampfspuren des Vortages kräftig eingebunden ging es mit neuem Gummi im Hinterrad an Stelle eines Schlauches wieder ans Werk.

Der in der Meisterschaft auf Rang acht liegende Franke ging das Rennen mit den vielen bis zu 30 Meter weiten Sprüngen etwas verhalten an, um gegen Mitte anzugreifen. Große Mühe hatte Röhrl fortan mit dem Lokalmatador, Publikumsliebling und EM-Pilot Jörg Albrecht, der auf seinem Haus-Terrain jeden Stein zu kennen schien und alle Register zog, um Röhrls Überholversuche zu vereiteln.

Im oberen Streckenbereich gelang es Röhrl ein paar Mal zu passieren, doch jeder noch so kleine Fahrfehler des Steinensittenbachers wurde vom Schefflenzer fortan – sehr zum Vergnügen des heimischen Publikums – sofort mit Positionswechsel bestraft. In schier endlosen Duellen stachelten sich die beiden Kampfhähne derart an, dass sie sich Platz um Platz nach vorne peitschten.

Mit einem denkbar dünnen Vorsprung von zwei Sekunden entschied jedoch der 20 Jahre jüngere „Röhrli“ das spannende Duell für sich und landete vor einem absolut fair agierenden Jörg Albrecht auf Rang fünf. Den Gesamtsieg trug der KTM-Nachwuchsfahrer Marcel Quellmalz (Team Nemeth MX School) davon, gefolgt von Markenkollege Marcel Reuther (Team Reuther Motocross) und dem Drittplazierten Walter Schneider (Honda, Team Diller Powerparts).

Belohnt mit dem zweiten Pokal an einem Wochenende ist die Marathon-Mission geglückt und Röhrl mit seinem Team „Offroadsport-Noderer“ rückt auf Rang sechs in der Deutschen Meisterschaft der GCC-Experts nach vorne.

www.xcc-racing.com,
www.offroadsport-noderer.de

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