FEUCHT – Die Marktgemeinde will seine Straßen beruhigen und für Radfahrer attraktiver gestalten. Ein Radverkehrskonzept soll dabei helfen. Sogenannte Fahrradstraßen könnten darin eine Rolle spielen, kostenlose Lastenräder und Carsharing hingegen nicht.
Mobilität und Verkehr, das waren die Themen, mit denen sich der Marktgemeinderat am Mittwochabend beschäftigt hat. Der umfangreichste Antrag dazu kam von den Grünen. Sie forderten ein Radverkehrskonzept für das gesamte Gemeindegebiet. „Ziel ist es, den Radverkehr attraktiver zu machen und seinen Anteil am Gesamtverkehr zu erhöhen. Das wollen wir mit einem systematischen Vorgehen erreichen“, erläuterte Hermann Weichselbaum (Grüne) und fand dafür Zustimmung bei allen Fraktionen. Einstimmig nahm der Marktgemeinderat den Antrag an. Aus dessen Mitte wird sich nun ein Arbeitskreis zusammensetzen, der sich zunächst einen Überblick über den Ist-Zustand verschaffen, anschließend Einzelmaßnahmen vorschlagen und diese schließlich priorisieren soll.
Wichtige Verbindungsrouten
Orientieren soll sich die Gruppe dabei an relevanten Fahrradrouten, die Wohngebiete, Haltestellen des ÖPNV sowie Bildungs- und Freizeiteinrichtungen im Gemeindegebiet verbinden. Bei Bedarf kann der Arbeitskreis auch externe Fachplaner hinzuziehen und die Feuchter Bürger in Entscheidungen einbeziehen – beispielsweise bei gemeinsamen Ortsbefahrungen ab dem Frühjahr. „Wir können ein solches Konzept relativ einfach erstellen, weil wir nicht bei Null anfangen müssen“, sagte Weichselbaum und verwies auf das Lademacher-Verkehrskonzept von 2014, das Radkonzept des Landkreises von 2019, das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) der Gemeinde und den Fahrradklima-Test des ADFC. Dessen Ergebnisse werden in diesem Frühjahr veröffentlicht.
„Ein ganzheitliches Konzept ist sicher sinnvoller als Einzelbausteine, die uns später möglicherweise im Weg liegen“, sagte CSU-Fraktionssprecher Oliver Siegl zu dem Antrag der Grünen, „wir werden aber nicht drum rum kommen, uns fachlicher Hilfe zu bedienen“.
Um diese ohne große Kosten einzuholen, schlug Christian Nikol (Franken) vor, den Kontakt zur Radverkehrsbeauftragten des Landkreises zu suchen. Für eine umfangreiche Bürgerbeteiligung sprachen sich unter anderem Hannes Schönfelder (SPD) und Herbert Bauer (CSU) aus. Sie erinnerten an die erfolgreiche Arbeit eines Arbeitskreises und einer Interessengemeinschaft, die sich vor rund 30 Jahren für eine Beruhigung des Verkehrs in Feucht engagiert hatten.
Im Radkonzept wiederfinden wird sich möglicherweise auch das Thema Fahrradstraßen. Die SPD hatte beantragt, die Burkhardtstraße, den Kapellenplatz sowie zwei Drittel der Fischbacher Straße zu sogenannten Fahrradstraßen zu erklären (wir berichteten). Nachdem die Verwaltung erläutert hatte, dass es hier mit dem Aufstellen von ein paar Schildern nicht getan sei, zog Lothar Trapp seinen Antrag zurück und kündigte an, ihn an die neue Radverkehrs-Arbeitsgruppe zu richten.

Einsatz für Tempo 30
Ebenfalls von Trapp kam der Antrag, auf der Staatsstraße durch den Ort durchgehend Tempo 30 einzuführen: von der Ampelkreuzung am Ärztehaus bis zur Einmündung des Schäferwegs kurz vor dem Freibad. Dafür sprächen zahlreiche Gefahrenstellen entlang der Strecke, vom Spielplatz an der Schwabacher Straße über das Seniorenzentrum bis zur neuen Kita an der Altdorfer Straße. Zusätzlich sorgen mehrere Lokale und Einzelhändler für zahlreiche Fußgänger und Radler, die täglich die viel befahrene Straße queren. Die Gemeinde selbst darf das Tempolimit jedoch nicht herabsetzen. Dafür ist das Staatliche Bauamt in Nürnberg zuständig. Allzu große Hoffnung machte sich in der Sitzung zwar niemand, doch einen Versuch sei der Antrag wert, meinte die große Mehrheit. Bei nur zwei Gegenstimmen nahm der Rat Trapps Antrag an.
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Ebenso deutlich positionierte sich der Marktgemeinderat gegen zwei Vorschläge von Birgit Ruder (Freie Wähler). Zum einen hatte sie beantragt, ein oder zwei E-Lastenräder anzuschaffen, welche die Gemeinde kostenlos an ihre Bürger verleihen solle. Zum anderen, die Einführung eines Carsharing-Angebots zu prüfen. Gegen das Lastenrad entschied man sich wegen des Aufwands beim Unterhalt sowie der Tatsache, dass es bereits zwei Anbieter eines solchen Angebots in Feucht gibt. Mit ihnen möchte die Gemeinde nicht in Konkurrenz treten.
Zu klein für das Carsharing
Und für Carsharing erachtete die große Mehrheit die Marktgemeinde als zu klein. Rita Bogner (Grüne) berichtete aus dem Landkreis Fürth, wo ein solches Projekt bereits gescheitert sei. Und Lothar Trapp hatte sich in der Nachbargemeinde Wendelstein informiert. Dort stellen die Gemeindewerke zwei E-Autos für Carsharing zur Verfügung. Binnen der vergangenen 14 Tage sei das eine viermal gebucht worden, das andere überhaupt nicht.