NÜRNBERGER LAND/ HERSBRUCK – Beim Aktionstag „One Billion Rising“ haben sich Schülerinnen und Schüler in ihren Pausenhöfen und Besucher eines Flashmobs in Hersbruck für Frauenrechte stark gemacht.
Bis zu 2000 Schülerinnen und Schüler aus dem Nürnberger Land haben am Valentinstag in ihren Pausenhöfen tanzend ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gesetzt. Bei einer öffentlichen Aktion in Hersbruck kamen außerdem knapp 200 weitere Jugendliche und Erwachsene zu einem Flashmob zusammen. Anlass war „One Billion Rising“ – ein getanzter Protest, der international jährlich am 14. Februar stattfindet.
Laut einer Schätzung der UN war bereits jede dritte Frau weltweit Opfer von Gewalt, Unterdrückung, oder Missbrauch. Das macht in Summe eine Milliarde Frauen und Mädchen, auf die der internationale Protesttag „One Billion Rising“ (= Eine Milliarde erhebt sich) seit 2013 aufmerksam macht. Auch im Nürnberger Land luden der Kreisjugendring (KJR) und die Gleichstellungsstelle des Landratsamts heuer wieder zum Mitmachen, Tanzen und „sich Erheben“ ein.
„Wir solidarisieren uns mit allen Frauen und Mädchen in Hersbruck, im Nürnberger Land und auf der ganzen Welt, die von Gewalt betroffen sind“, fasste die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Anja Wirkner, zu Beginn des Flashmobs am Unteren Markt in Hersbruck zusammen. Rund 200 Kinder, Eltern, Lehrer, Zuschauer und einige Stadt- und Kreisräte hatten sich am Dienstagabend dort versammelt. Mit Unterstützung von „Letz Fetz“, der Kindertanzgruppe der Elterngemeinschaft Schnaittach, setzten sie gemeinsam zu dem offiziellen Lied „Break the chain“ (=brich die Ketten) tanzend ein Zeichen.

Hinschauen statt Wegschauen – dafür warb Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg in seiner Begrüßung. „Auch bei uns – und das gehört zur Wahrheit mit dazu – werden an Mädchen und Frauen Handlungen vorgenommen, die sie unterdrücken sollen“, so Ilg. Mit Blick auf den mit einem Infostand anwesenden Verein „Hilfe für Frauen und Kinder in Not e.V.“ sagte er, es stimme ihn nachdenklich, dass es überhaupt einen Frauennotruf mit Hersbrucker Vorwahl brauche.
Appell auch an Männer
Deshalb sei es wichtig, betonte anschließend KJR-Vorsitzender Maurizio Schneider, sich zu erheben gegen Gewalt, Krieg, Rassismus und Diskriminierung. Dieser Appell richte sich aber nicht nur an Frauen, sondern auch Männer seien in der Pflicht sich für Gleichberechtigung einzusetzen.

Neben der Gleichstellungsstelle des Landratsamts und des KJR waren auch Hedwig Hacker, Vorsitzende des Vereins „Frauen und Kinder in Not – Nürnberger Land“ sowie Polizistin Claudia Larch von der Hersbrucker Dienststelle mit vor Ort, um den Anwesenden einen Einblick in ihre Arbeit zu geben.
So könne die Polizei bei häuslicher Gewalt Platzverweise oder einstweilige Kontaktverbote aussprechen, sodass die betroffenen Frauen sich Hilfe beim Familiengericht holen können, gab Claudia Larch ein Beispiel. Ganz wichtig sei – und das betonten Larch und Hacker gleichermaßen – dass von Gewalt Betroffene nicht schweigen, sondern sprechen. „Wer sich an uns wendet, dem wird geholfen“, versprach Frauennotrufsvorsitzende Hacker.
Schülerinnen und Schüler gegen Gewalt
Neben der öffentlichen Veranstaltung in Hersbruck hat der KJR den getanzten Protest heuer erstmals auch an die Projektschulen und in Jugendzentren getragen. Bereits am Dienstagvormittag tanzten rund 2000 Schülerinnen und Schüler aus den Mittelschulen in Hersbruck, Velden, Feucht und den Realschulen aus Lauf und Röthenbach zu dem rund viereinhalbminütigen Song. Kostenlose Tanzstunden erhielten die Jugendlichen von der Tanzschule „moves2fit. Alle anderen Interessieren konnten die Choreographie über den Youtube-Kanal des KJR abrufen und lernen.
Obwohl die meisten Schülerinnen und Schüler die Aktion bis dahin noch nicht kannten, kam der Tanz für Gleichberechtigung bei allen gut an. Denn nicht nur das gemeinsame Bewegen stand im Fokus, sondern auch die Jugendlichen näher an die Thematik heranzuführen. Bei Emilia, Ose und Hayat, die die Oskar-Sembach-Realschule in Lauf besuchen, hat der Tanzprotest auf jeden Fall Eindruck hinterlassen: „Die Aktion gefällt uns sehr gut, denn in vielen Ländern der Welt werden Frauen ja auch zwangsverheiratet, das ist nicht gut. Dagegen muss man antanzen. Wir sind so froh, dass es Menschen auf der Welt gibt, die dagegen sind und dies so auch zeigen“, so das Fazit der drei elfjährigen Mädchen.
Info:
Für Betroffene von häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch oder Kinder in Not hat das Landratsamt Nürnberger Land das Notfallkärtchen „Was tun? – Hier bekommen Sie Hilfe im Landkreis Nürnberger Land“ herausgegeben, das als PDF auf der Webseite der Behörde (www.nuernberger-land.de) abrufbar ist.
Die Videos der Tanzaktionen an den Schulen und weitere Infos zu One Billion Rising im Landkreis finden Interessierte auf der Webseite des Kreisjugendrings Nürnberger Land.