SCHWAIG (ko) – Sandabbau zur Baustoff-Herstellung, wie ihn die Zapfwerke seit langer Zeit betreiben, ist ein massiver Eingriff in Natur und Landschaft. Was Kritiker oft übersehen: Er verändert zwar das Erscheinungsbild des Abbaugebietes, nützt aber nicht nur dem Menschen, sondern auch seltenen Pflanzen und Tieren, die auf offene Sandlebensräume angewiesen sind. Das wurde einmal mehr beim „Tag der Sandgrube“ auf dem Kreuzstein-Gelände zwischen Schwaig und Diepersdorf deutlich.
Bei verantwortungsvollem Vorgehen kann der Rohstoffabbau die Artenvielfalt steigern, wie Umweltschützer und sogar Landrat Kroder dem Unternehmen bestätigten: Die Zapfwerke wurden jetzt Mitglied im „Frankenbündnis“ des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV). Die Naturschutzorganisation und Betriebe, die stark ins Naturgeschehen eingreifen, suchen hier ein Miteinander, von dem alle profitieren. Zum Beispiel Steinbruch- und Sandgrubenbetreiber, die ihre Verantwortung für die Natur erkannt haben, aber auch Naturschützer, die wissen, dass nicht alles schlecht ist, was in der öffentlichen Wahrnehmung zunächst so wirkt.
Die Zapf-Sandgrube Kreuzstein zwischen Schwaig und Diepersdorf bietet beispielsweise einen Lebensraum für so seltene Tierarten wie die blauflügelige Ödlandschrecke, den schwarzen Maiwurm (einen ungewöhnlichen Käfer) und eine sonderbare Keulenschrecke. Beim „Tag der Sandgrube“ machte LBV-Mitarbeiterin Sabine Schmidt junge und ältere Besucher mit diesen Tieren bekannt. Sie vermittelt Umwelt-Wissen vor Ort.
Geschäftsführer Wolfgang Zapf erklärte, dass für den Sandabbau und die Renaturierung der Flächen strenge Regeln gelten. Landrat Armin Kroder bescheinigte dem Unternehmen, dass es sie vorbildlich beherzige. Schwaigs Bürgermeisterin Ruth Thurner verglich die Bausteinherstellung aus heimischen Rohstoffen mit dem Bierbrauen nach dem Reinheitsgebot: Im Gerstensaft seien nur Hopfen, Malz und Wasser, im Kalksandstein nur Kalk, Sand und Wasser. Ein zwar ungewöhnlicher aber auch ganz guter Vergleich, meinte auch der Landrat.
Trotz des ungemütlichen Wetters kamen viele Besucher in die Sandgrube, um sich über diese sonderbare Landschaft zu informieren, die von Menschen zur Baustoffgewinnung geschaffen wurde, aber seltenen Pflanzen und Tieren nützt, bevor sie wieder zuwächst. Die Bayerischen Staatsforsten, denen das Gelände gehört, stellten ihren Umgang mit Waldflächen vor.
Etliche Mutige stiegen in den Fahrkorb eines Kranwagens, der sie in 45 Meter Höhe hievte. „Man sieht von hier oben gut, wie die Abbauflächen bald wieder zuwachsen, als sei da gar nichts geschehen“, meinte eine Frau, die ziemlich froh schien, als sie danach wieder festen Boden unter den Füßen spürte.
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Pardon, es war Sandboden. Und der ist bekanntlich nie fest, sondern immer im Wandel.
Aus dem Krankorb sah man gut, wie der Sandabbau das Gelände verändert – aber auch, wie die nicht mehr genutzten Flächen bald wieder zuwachsen. Der Blick geht von der Staatsstraße zwischen der Autobahnunterführung und Schwaig Richtung Röthenbach und Rückersdorf. Links im Wald sind Gebäude von Diehl zu erkennen, in der Mitte der Turm von Heilig Kreuz, dahinter die Ludwigshöhe und rechts die Schornsteine von Conradty bzw. heute Graphite Cova.Foto; Kohl