DIEPERSDORF – Am Birkensee leben wieder Biber. Vor einigen Jahren sind die großen Nager hier zugewandert und fühlen sich so wohl, dass die Population stetig wächst. Das passt nicht jedem. Offenbar ärgern sich Leute über die durch die Tiere verursachten Fraßschäden an Pappeln und Weiden unmittelbar am Uferrand. Unbekannte haben jetzt angefressene Baumstämme mit Nägeln gespickt.
Das Gebiet rund um den Birkensee ist Eigentum des Freistaats und wird vom Forstbetrieb Nürnberg bewirtschaftet. Dessen Leiter Roland Blank erfuhr über den Boten von den nagelgespickten Bäumen am Ufer des beliebten Bade- und Ausflugssees bei Diepersdorf.

Nein, betont Blank, zu solchen Methoden würden seine Leute bei der Biberabwehr natürlich nicht greifen. Vielmehr sei die Situation am Birkensee derzeit nicht so angespannt, dass man überhaupt Maßnahmen ergreifen müsste. Und wenn die Mitarbeiter des Forstbetriebs Baumstämme vor Bibern schützen, dann machen sie das fachmännisch mit einem Drahtgeflecht.
Waldarbeiter greifen zur Säge
Am Birkensee greifen die Waldarbeiter nur ab und an zur Säge, wenn Bäume so weit angefressen sind, dass Wanderer oder im Sommer Badende durch umfallende Stämme gefährdet werden könnten.
Horst Schwemmer ist der Biber-Beauftragte des Bundes Naturschutz in Bayern. Den Birkensee kennt er schon lange als Lebensraum für den großen Nager. „Jetzt fühlen sich Leute offenbar dazu berufen, hier Bäume zu schützen“, so Schwemmer, der wie Blank darauf hinweist, dass das Spicken von Baumstämmen mit Nägeln völlig unsachgemäß ist. Roland Blank hat die Fotos von den präparierten Stämmen gesehen und betont, dass die angenagten Bäume ohnehin nicht mehr zu retten waren. Die Nagel-Aktion bei den bereits geschädigten Bäumen ist also völlig sinnlos.
Bote-Leser Peter Kühnel hat der Redaktion eine Serie von Fotos zur Verfügung gestellt, die die Nagel-Aktion am Birkensee dokumentiert. Kühnel fühlte sich spontan an die mit Zahnstochern gespickten Köder erinnert, die ein Hundehasser kürzlich am Ortsrand von Ungelstetten ausgelegt hatte (wir berichteten).
Nager bauen Burgen
Während sich im geschützten Bereich des kleinen Birkensees zwischenzeitlich bereits drei Biberburgen finden, gibt es im großen See nach Beobachtungen von Dr. Karl Friedrich Rauenbusch derzeit noch keine Burg, aber viele Spuren. Der Biberexperte des Landkreises weiß aber von Bauten im zufließenden Röthenbach, einem Eldorado für Biber.
Die durch die Biberbauten entstehenden Überschwemmungen haben dabei erstaunliche Konsequenzen. Sie sind nicht zum Schaden, sondern zum Nutzen des Waldes, erklärt Rauenbusch. Weil an den Überschwemmungsstandorten die dort nicht standortgerechten Bäume zwar absterben, sich dann aber relativ schnell Nachfolger ansiedeln, die mit dem nassen Untergrund zurecht kommen. Auf Fichten folgen Erlen und Pappeln. Die legt der Biber zwar teilweise auch wieder um, bei einer durch den Biber gefällten Pappel aber sprießen ganz schnell hunderte und aberhunderte neuer Triebe am selben Standort. Die größten Biberpopulationen im Landkreis gibt es an der Pegnitz und am Röthenbach. Im südlichen Landkreis haben sich die Tiere an der Schwarzach angesiedelt.
Vor Monaten gab es auch Biberspuren am Jägersee bei Feucht, möglicherweise von Tieren, die aus dem Wendelsteiner Bereich zuwanderten.
