Gesundheitsamt Lauf bietet ab April Impfservice an

„Eine rechtzeitige Impfung verhindert viele Krankheiten“

Sie setzen sich dafür ein, den Impfschutz im Landkreis zu verbessern: Hanspeter Kubin, Beate Hildebrandt (beide vom Landratsamt) und Kinderarzt Roland Ulmer (von links) Foto: Müller
Sie setzen sich dafür ein, den Impfschutz im Landkreis zu verbessern: Hanspeter Kubin, Beate Hildebrandt (beide vom Landratsamt) und Kinderarzt Roland Ulmer (von links) Foto: Müller2014/03/79423_LandratsamtImpfsprechstunde_New_1395999965.jpg

NÜRNBERGER LAND — Seit einiger Zeit versuchen die Gesundheitsämter in Bayern ihren Impfservice zu verstärken. Auch das Gesundheitsamt am Landratsamt in Lauf möchte die Bevölkerung durch eine personenbezogene Impfberatung besser aufklären und schützen und bietet deshalb ab Anfang April eine neue Impfberatungsstelle an. Außerdem kann man sich im Gesundheitsamt künftig auch gleich impfen lassen.

Unter anderem soll dieser Service dazu beitragen, weltweit Krankheiten – unter anderem die Masern – auszurotten, was ein erklärtes Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist. „Eigentlich sollte Deutschland frei von Masern sein“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts im Lauf, Hanspeter Kubin. 1770 Fälle von Erkrankungen habe es deutschlandweit im Jahr 2013 gegeben, 2012 waren es dagegen nur 165. Eine Erhöhung um das Zehnfache. Deutschland gilt bereits als „Exporteur von Masern“, warnt der Arzt. Wer zum Beispiel für eine längere Zeit nach Amerika reisen möchte, etwa um dort zu arbeiten, braucht einen Nachweis, dass er ausreichend gegen diese Krankheit geimpft ist.

„Kommt es im Laufe der Infektion zu einer Komplikation, der sogenannten ‚SSPE‘, führt diese nach jahrelangem Siechtum mit schwerstem Leid schlussendlich zum Tod“, fügt Kinder- und Jugendarzt Roland Ulmer, der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbandes im Nürnberger Land, hinzu.

Mit viel Elan setzen sich die beiden Ärzte derzeit für die neu eingerichtete Impfberatungsstelle in Lauf ein. Und dabei geht es ihnen nicht nur um das Thema „Masern“. „Eine Impfung ist nur eine Schutzmaßnahme, eine andere ist die Information. Man muss ja nicht nach Zentralafrika fahren, oder in einem tropischen Gewässer baden, wenn man nicht weiß, ob man sich dabei mit einer Krankheit anstecken kann“, so Kubin.

Auch für Schwangere oder einfach jeden Bürger, der Fragen zum Thema „Impfen“ habe, sei die Sprechstunde gedacht. Außerdem kann sich aber jeder, der möchte, künftig auch gegen bestimmte Krankheiten impfen lassen: Insgesamt liegen im Kühlschrank des Amts ab April dann stets die Impfstoffe für acht Erkrankungen bereit: Masern, Mumps, Röteln, Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie (Infektion der Atemwege), Keuchhusten, Polio (Kinderlähmung) und FSME (Zecken).

Obwohl die Impfquote im Nürnberger Land relativ hoch sei (zwischen 85 und 95 Prozent) gebe es immer noch Menschen, die nicht ausreichend geschützt seien. Die Gründe dafür können laut der beiden Mediziner unterschiedlich sein. Zum Beispiel hätten manche Leute einfach Angst vor dem „Pieks“, andere würden es ab einem gewissen Alter schlichtweg vergessen.

„Manche Leute glauben aber auch, es sei besser, eine Krankheit durchzumachen, statt sich dagegen impfen zu lassen“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts. Von dieser Haltung hält er wenig: „Das ist ein Heldentum, das ich nicht verstehen kann. Denn wenn ich an einer Krankheit sterbe, hilft es mir recht wenig, sagen zu können, ich hätte sie wenigstens voll durchgemacht.“

Obwohl Ulmer und Kubin intensiv zusammenarbeiten, möchte das Gesundheitsamt den Ärzten nicht ihre Arbeit abnehmen. Es gehe vielmehr um ein zusätzliches „niederschwelliges“ Angebot, das man der Bevölkerung bieten möchte, sagt Kubin. Konkret meint er damit Folgendes: Man müsse nicht zum Hausarzt gehen, wenn man eigentlich gesund ist. Manche Leute hätten Angst sich im Wartezimmer anzustecken oder fürchten lange Wartezeiten. Man sei auch nicht an den Ort des Hausarztes gebunden und könne schnell zum Impfen am Amt vorbeifahren, falls das günstiger für einen liege.

Angst, durch das zusätzliche Angebot des Amtes Patienten zu verlieren, hat Kinder- und Jugendarzt Ulmer nicht: „Aus niedergelassener ärztlicher Sicht kann das Programm nur unterstützt werden.“

Aber warum bietet das Gesundheitsamt diesen Service erst jetzt an? Ganz einfach, erst vor kurzem nämlich wurden die Bedingungen dafür geschaffen. Konkret ging am 29. Januar eine Rahmenvereinbarung des Ministeriums beim Gesundheitsamt in Lauf ein. Darin wurde über zwei neu geschlossene Verträge informiert: Der erste – zwischen dem Freistaat Bayern und den Krankenkassen – besagt, dass Impfungen, die im Gesundheitsamt durchgeführt werden, künftig von den Krankenkassen bezahlt werden. Der zweite – zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bayerischen Apothekerverband – erlaubt dem Gesundheitsamt, sich von nun an Impfstoff in Apotheken zu besorgen.

Die Sprechstunde findet immer donnerstags von 15 bis 16 Uhr im Gesundheitsamt im Landratsamt in Lauf im Zimmer G 109 oder G 117 statt. Um besser planen zu können ist eine Anmeldung unter 09123/9506550 sinnvoll, aber nicht zwingend erforderlich. Extra neu eingerichtet wurde die Adresse [email protected] an die man sich per Email ebenfalls ans Gesundheitsamt wenden kann.

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