Eltern künftig in der Pflicht

In den Kitas sind Pool-Tests die Ausnahme

NÜRNBERGER LAND – 36 Kindertagesstätten im Nürnberger Land lassen ihre Schützlinge über sogenannte Pooling-Tests in einem Laufer Labor testen. Die Tests erfolgen zwei Mal pro Woche, die Ergebnisse sollen am Morgen des Folgetages vorliegen.

Allerdings gibt es nach Angaben des Landratsamts Nürnberger Land 160 Einrichtungen im Landkreis – das sogenannte PCR-Pooling ist also vorerst die Ausnahme. Laut der Behörde haben manche Kita-Leitungen gar nicht auf ein entsprechendes Angebot reagiert, anderen sei die Einführung zu kurzfristig gewesen.

Aktuell gibt es noch keine Testpflicht für Krippen- und Kindergartenkinder, sie gilt aber bayernweit ab Montag, 10. Januar. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Kinder „ab Vollendung des ersten Lebensjahres“, die eine Krippe oder einen Kindergarten besuchen, dreimal wöchentlich getestet werden.

Die Staatsregierung nimmt dafür die Eltern in die Pflicht. Sie müssen „glaubhaft versichern“, dass sie zu Hause oder in einem Testzentrum einen Test mit negativem Ergebnis gemacht haben. Schnelltests, die in den Einrichtungen vorgenommen werden, gelten jedoch ebenso wie Pool-Tests. Wenn sie nur zweimal pro Woche durchgeführt werden, müssen diese aber durch einen Selbsttest ergänzt werden.

Bisher wurden Berechtigungsscheine an die Eltern ausgeteilt, mit denen diese sich in den Apotheken kostenlose Selbsttests holen konnten. Das Pooling bietet den Vorteil, dass PCR-Tests zuverlässiger als Schnell- oder Selbsttests sind. Sie erkennen eine Infektion nicht nur häufiger, sondern in der Regel auch zu einem früheren Zeitpunkt.

Möglich sind im Laufer Labor sogenannte Gurgel- sowie Lollytests. Die Kitas können sich das Verfahren aussuchen, sagt Johannes Bisping von der Laufer Wirtschaftskraft GmbH auf Nachfrage der Pegnitz-Zeitung. Das Labor im Laufer Krankenhaus, das von der GmbH betrieben wird, hat die bundesweite Ausschreibung für sich entschieden. Die Tests haben teilweise in dieser Woche begonnen, teilweise beginnen sie in der kommenden Woche.

Warum aber macht bisher nicht einmal ein Viertel der Kitas mit?Katrin Di Maria, die Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte in Röthenbach, kennt eine Antwort darauf: „Wir können das mit unserem Personal gar nicht leisten.“ Die Erzieherinnen seien mit ihrer normalen Tätigkeit bereits voll eingebunden, zumal die Pandemie ohnehin schon zu Mehraufwand führe. Mit den Berechtigungsscheinen sei man bisher gut gefahren, die Eltern nutzten dieses Angebot, „ich habe einen Riesenstapel an Rückmeldungen da“.

Das Labor verweist zwar auf die Vorteile von direkt in den Kitas durchgeführten Tests, weil so sichergestellt werden kann, dass sich alle Kinder beteiligen. Doch die Proben müssen ausdrücklich nicht in den Einrichtungen, nicht von den Erzieherinnen genommen werden: „Die Familien machen das daheim und bringen zweimal in der Woche Röhrchen mit“, erklärt Doris Bürner von der Städtischen Kindertagesstätte am Steinberg in Röthenbach, wo ein Drittel der Eltern das derzeit freiwillige Angebot nutzt.

Rückstellprobe für den Ernstfall

Die Pooltests funktionieren so: Von jedem Mitglied der Gruppe, die getestet werden soll, werden zwei Speichelproben genommen. Eine davon kommt in einen „Pool“. Diese Mischung wird anschließend mit der Polymerase-Kettenreaktion auf das Coronavirus untersucht. Ist das Resultat negativ, kann man sicher sein, dass kein Kind infiziert ist, und hat die aufwendigen Einzeltests gespart. Ist es jedoch positiv, werden die Rückstellproben, von denen für jedes Kind eine einbehalten wurde, untersucht, um das oder die erkrankte(-n) Kind(-er) zu finden.

Die Kosten trägt zunächst der Landkreis selbst, der die Summe aber wiederum größtenteils vom Freistaat erstattet bekommen wird. Johannes Bisping glaubt, dass künftig weitere Kitas auf die PCR-Tests setzen werden. Viele Einrichtungen seien verunsichert gewesen, was die Förderung angeht, so Bisping. Zudem sei es für das Personal „natürlich ein Aufwand, der entsteht“, so der Unternehmer, der auch Vorsitzender der Laufer IHK ist.

Doris Bürner vom Steinberg-Kindergarten weist darauf hin, dass auch die Berechtigungsscheine mit Dokumentationspflichten verbunden seien. Der Aufwand sei zwar groß, „aber wir schultern ihn aus Überzeugung“.

Im Labor, das im Laufer Krankenhaus untergebracht worden ist und mit dem Geld von rund einem Dutzend Unternehmern gegründet wurde, werden auch Mitarbeiter von Firmen und Schulen aus dem Landkreis per PCR-Pooling getestet. Die Kapazitäten seien aber derzeit noch nicht ausgeschöpft, so Bisping. Das Labor wurde bei der Ausschreibung für die PCR-Tests an den Grundschulen nicht berücksichtigt (die Pegnitz-Zeitung berichtete).

Andreas Kirchmayer/Andreas Sichelstiel

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